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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Blutergusses tief über die Bäume. Dann teilte ein greller, blauweißer Blitz den Himmel, und ein weiterer Donnerschlag ließ das Haus erbeben. Ein feuchter Windstoß fegte gegen Arkoniels Wange, kurz darauf setzte der Regen ein, der gleich einem dichten, silbrigen Vorhang fiel und schlagartig alles verhüllte. Fette Tropfen prasselten so heftig auf den Fenstersims, dass er die Spritzer noch in drei Schritten Entfernung spürte. Froh über jede Abkühlung ging er zum Fenster, doch selbst der Regen erwies sich als warm.
    Die Blitze zuckten als zornige Dreizacke, und auf jeden folgte ein ohrenbetäubender Knall. Das Unwetter tobte so laut, dass er nicht bemerkte, wie Wythnir ins Zimmer kam, bis er die Hand des Kindes am Arm spürte.
    Der Junge war völlig verängstigt. »Werden die Blitze ins Haus einschlagen?«, fragte er mit bebender Stimme, als er versuchte, sich Gehör zu verschaffen.
    Arkoniel schlang einen Arm um ihn. »Keine Sorge. Dieser alte Ort besteht schon sehr lange.«
    Wie um ihm zu widersprechen schlug ein Blitz in eine abgestorbene Eiche am Rand der Weide ein, teilte sie von der Krone bis zu den Wurzeln und setzte sie in Brand.
    »Sakors Feuer!«, rief Arkoniel aus und rannte zum Arbeitszimmer. »Wo sind die Feuertöpfe, die du unlängst geputzt hast?«
    »Auf dem Regal neben der Tür, Aber – Ihr geht doch nicht etwa hinaus?«
    »Nur kurz.« Für Erklärungen war keine Zeit. Arkoniel fiel mindestens ein halbes Dutzend Elixiere ein, die er nur mit dieser Art Feuer brauen könnte, wenn es ihm gelänge, es einzufangen, bevor der Regen es löschte.
    Die Töpfe standen mit schimmernden, gelochten Messingdeckeln auf dem Regal bereit. Wie immer hatte Wythnir sorgfältig gearbeitet. Ihre runden Eisenbäuche waren mit trockener Zedernholzrinde und öliger Wolle gefüllt. Arkoniel schnappte sich den größten Topf und eilte damit die Treppe hinunter. Kaulin rief ihm etwas nach, als sie einander in der Halle begegneten, aber Arkoniel blieb nicht stehen.
    Der Regen klatschte ihm das Haar an den Kopf und den Schurz um die Oberschenkel, als er barfuß über die Brücke rannte und durch das raue, hüfthohe Meer aus welkem Wiesenlieschgras und Disteln pflügte, den Topf dicht an die Brust gedrückt, damit der Zunder trocken blieb.
    Als er die Eiche erreichte, stellte er freudig fest, dass er rechtzeitig kam. Die Flammen zischten und knisterten noch in den Ritzen des geborstenen Stammes, und es gelang ihm, mit dem Messer ein paar glimmende Rindenbrocken in den Topf zu befördern, bevor die letzten Flammen erloschen. Es genügte; der Zunder fing Feuer. Er stülpte gerade den Deckel darüber, als Kaulin und der Junge keuchend herbeiliefen und sich zu ihm gesellten. Wythnir wirkte immer noch verängstigt und zuckte zusammen, als ein weiterer Blitz unten am Fluss einschlug.
    »Ich habe nur diesen einen Topf mitgebracht«, sagte Arkoniel zu Kaulin, da er nicht erpicht darauf war, seine Beute zu teilen. Das Feuer zu teilen, minderte dessen Kraft.
    »Darauf bin ich nicht aus«, brummte Kaulin. Regen rann ihm in Strömen über den breiten Rücken, als er sich ins geschwärzte Gras am Fuß des Baumes kauerte und mit einem Silbermesser darin herumstocherte. Wythnir tat dasselbe auf der anderen Seite und richtete sich bald mit einem Freudenschrei auf. »Seht nur, Meister Kaulin, hier ist ein großer!«, rief er und warf etwas von einer Hand in die andere. Es war ein raues, dreckverkrustetes, schwarzes Klümpchen, das etwa die Größe eines Männerfingers aufwies. Auch Kaulin fand wenig später eines.
    »Was für ein Prachtstück!«, jubelte er, ergriff es und hielt es hoch, auf dass der Regen es kühlte.
    »Was ist das?«, fragte Arkoniel. Der Mann schien ebenso erfreut über seine Gewitterbeute wie Arkoniel mit der seinen.
    »Ein Himmelsstein«, antwortete Kaulin und warf ihn Arkoniel zu. »Die Macht jenes Blitzschlags ist darin eingeschmolzen.«
    Der Stein war noch sehr heiß, doch Arkoniel spürte noch etwas anderes, eine leichte Schwingung, die ihm ein Kribbeln den Arm hinaufjagte. »Ja, ich kann es fühlen. Was wirst du damit machen?«
    Kaulin streckte die Hand aus, und Arkoniel gab ihm den Stein widerwillig zurück. »Allerhand«, erwiderte Kaulin und rollte den Stein auf seiner zu einer Schale geformten Handfläche herum, damit er weiter abkühlte. »Der hier sichert mir ein paar Monate den Lebensunterhalt, wenn ich den richtigen Mann finde, um ihn ihm zu verkaufen. Ein solcher Stein bringt Standkraft in die ausgeleierte

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