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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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schwebte. Arkoniel tastete es mit seinem Geist ab und stellte fest, dass es sich drehte. Er war so überrascht, dass seine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde, und die Erscheinung verpuffte mit dem Geräusch eines Korkens, der aus einem Weinkrug gezogen wird.
    »Beim Licht!« Er sammelte sich und zeichnete das Muster erneut. Als es wieder in der Luft schwebte, erprobte er es behutsam und stellte fest, dass es formbar wie Lehm auf einer Töpferscheibe war. Es bedurfte nur eines Gedankens, um es auf die Größe eines Fassdeckels anschwellen oder auf die eines Spatzenauges schrumpfen zu lassen.
    Es war kein fester Zauber, doch er fand heraus, dass er ihn mühelos zu weben vermochte, und er versuchte es mit einer ganzen Reihe davon. Mit einem Gedanken konnte er die Lage des Zaubers ändern, ihn durch den Raum bewegen und die Achse von lotrecht auf waagerecht neigen.
    Schließlich stellte er sich vor Erwartung kribbelig die Salzdose vor, ohne sie anzusehen, und ließ eine Bohne in den kleinen Strudel fallen. Die Bohne verschwand wie ein Stein in einem winzigen Teich und kam nicht auf der anderen Seite zum Vorschein. Das Loch fiel mit dem üblichen dumpfen Klatschlaut in sich zusammen.
    Arkoniel starrte in die leere Luft, wo sich der Strudel befunden hatte, dann warf er den Kopf zurück und stimmte einen fidelen Jauchzer an, der seine Freude bis zu Lhels Lager trug.
    Wythnir, der augenscheinlich nicht weiter als vor die Tür gegangen war, stürzte herein. »Meister, was ist? Seid Ihr verletzt?«
    Arkoniel hob das erschrockene Kind in die Luft und tanzte mit ihm durch das Zimmer. »Du bist ein Glücksbringer, mein Junge, weißt du das? Illior segne dich, du hast mir den Schlüssel in die Hand gereicht!«
    Wythnirs verdutztes Lächeln brachte Arkoniel erneut zum Lachen.
     
    Im Verlauf der nächsten Wochen bewaffnete sich Arkoniel mit einer Handvoll Bohnen und unterzog seine neue Magie verschiedenen Prüfungen. Erfolgreich sandte er Bohnen von der gegenüberliegenden Seite des Zimmers aus, dann vom Gang aus und schließlich sogar durch die geschlossene Tür in die Dose.
    Ungewollt machte er dabei außerdem eine entscheidende Entdeckung: Wenn er unachtsam war oder sich beeilte, wenn er sich das Ziel nicht haargenau vorstellte und die Gedanken nicht ausreichend auf seine Absicht bündelte, verschwand die unglückselige Bohne einfach. Er erprobte dies wiederholt und war nicht in der Lage, eine der verlorenen Bohnen zurückzuholen oder festzustellen, wohin sie verschwunden waren.
    Zweifellos gefangen in dem Raum, den sie zwischen dem Muster und dem Endziel durchreisen, worum es sich dabei auch handeln mag, hielt er in jener Nacht in seinem Tagebuch fest. Es war beinah Mitternacht, doch er war zu aufgeregt, um sich Gedanken über Geister zu machen. Wythnir hatte sich längst zu Bett zurückgezogen, aber Arkoniel ließ die Lampen brennen, weil er nicht aufhören wollte, solange sich die Dinge so gut entwickelten. Allerdings war er müder, als er sich eingestehen wollte.
    Dennoch beschloss er, zu versuchen, etwas Schwereres in die Dose zu befördern. Ein Bleigewicht zum Fischen, das Ki oder Tobin zurückgelassen hatte, schien ihm genau richtig dafür. In seiner Aufregung streifte er jedoch unachtsam die schwarze Scheibe mit der Hand und spürte deutlich ein Ziehen, als sich das Loch schloss. Einen Augenblick lang konnte er nur dümmlich auf den blutspritzenden Stumpen starren, der alles darstellte, was von seinem kleinen Finger übrig war. Der Rest war verschwunden, sauber wie mit einem Schwertstreich unter dem zweiten Knöchel abgetrennt. Der Stumpen begann schmerzlich zu pochen, trotzdem stand er weiter da und beobachtete ungläubig, wie das Blut floss.
    Bald brachten ihn die Schmerzen zur Besinnung. Er wickelte den Finger in eine Falte seines Kittels, raste zum Tisch und öffnete die Dose. Das Bleigewicht war wie erwartet unversehrt, doch das Innere der Dose erwies sich als blutiges Chaos. Das Fleisch seines Fingers war von den Knochen gerissen und zu blutigen Klumpen zerfetzt worden. Die Knochen selbst waren unbeschädigt, und dasselbe galt für den Fingernagel, der wie eine zierliche Muschel neben dem Bleigewicht lag.
    Erst da begriff er das volle Ausmaß dessen, was er getan hatte. Er brach auf den Stuhl zusammen und stützte die Stirn auf die linke Hand. Ihm war klar, dass er nach Hilfe rufen sollte, ehe er ohnmächtig würde und den Boden vollblutete, aber es dauerte eine Weile, bevor er sich rühren konnte.
    Lhel hat mich

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