Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
hatte, ein neues trug, das Tobin zuvor noch nie gesehen hatte.
    »Was ist das?«, fragte er und beugte sich vor, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Es war ein schönes Stück, eine polierte Raute aus Horn mit Goldfassung.
    »Ein Glücksbringer, den Vater mir geschenkt hat«, antwortete Korin und küsste den Anhänger.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte Tobin einen Anflug von Sehnsucht und Neid. Was hätte sein Vater vor seiner ersten Schlacht zu ihm gesagt oder ihm gegeben?
     
    In der Halle gab es keinerlei Anzeichen auf Frühstück. Kinder und Tiere beobachteten aus den Schatten, wie sie geräuschvoll auf den Hof hinabgingen. Kis drei ältere Brüder warteten draußen auf sie, und Ahra war mit ihren Reitern bei ihnen. Dem Aussehen ihrer Kleider nach waren sie die ganze Nacht geritten, um rechtzeitig einzutreffen. Ein etwa zwölfjähriges Mädchen, barfuß und in einen zerlumpten, schlammbespritzten Kittel gekleidet, saß neben Ahra auf einem gleichermaßen schlammbespritzten Pferd. Beide stiegen ab und umarmten Ki, dann verneigte sich Ahra tief vor Korin und Tobin. »Verzeiht meine späte Ankunft, Prinzen. Vater hat Korli ausgesandt, um mich zu holen, aber sie wurde unterwegs aufgehalten.«
    »'tschuldigung, Hoheit«, murmelte das Mädchen schüchtern und sank in einen unbeholfenen Knicks. »Hallo, Ki.« Er gab ihr einen raschen Kuss.
    Tobin musterte sie neugierig, denn Korli sah Ki am ähnlichsten von allen, die er bisher kennen gelernt hatte. Sie besaß dasselbe dunkle, gute Aussehen und bedachte Tobin mit einem Ansatz desselben Lächelns mit leicht vorstehenden Zähnen, als sie bemerkte, dass er sie beobachtete.
    »Ist sie deine richtige Schwester?«, fragte er Ki, als sie losgingen, um die Pferde zu satteln. Es schien eigenartig, dass er Korli nie erwähnt hatte.
    »Korli? Nein, sie ist eine der außerehelichen.« Er warf einen weiteren Blick auf sie. »Mann, sie ist wirklich gewachsen.«
    »Sie sieht dir ähnlich.«
    »Findest du?« Er setzte sich in die Richtung der Ställe in Bewegung.
    Überrascht darüber, wie beiläufig sein Freund Korli abtat, musterte Tobin das Mädchen erneut. Korli war zierlicher als Ki, doch sie besaß dieselben braunen Augen, dasselbe weiche, glatte Haar und dieselbe glatte, goldene Haut. Ihre Züge waren ein wenig runder, ein bisschen sanfter …
    Wie mein anderes Gesicht, das ich im Wasser gesehen habe.
    Ein frostiger Schauder lief Tobin den Rücken hinab; rasch wandte er sich mit dem Gefühl ab, einem Geist begegnet zu sein.
    Ahra hatte zwanzig Reiter dabei, die allesamt hartgesotten wirkten, und mindestens ein Drittel davon waren Frauen. Die meisten Männer darunter wurden allmählich alt oder waren noch sehr jung; die besten Kämpfer dienten bei den ordentlichen Truppen. Als sich Tobin umdrehte, um nach Ki Ausschau zu halten, winkte ihm einer der Jungen hastig und verstohlen zu. Tobin zögerte und dachte zunächst, er hätte sich getäuscht, aber der Junge gab ihm erneut ein Zeichen. Neugierig ging Tobin hinüber.
    Der Junge war bartlos, nicht älter als Tobin selbst, und das Gesicht, das unter dem Helm und zwischen den Kriegerzöpfen hervorlugte, war mit Dreck verschmiert. Etwas an den Augen wirkte jedoch vertraut, und nach dem Grinsen zu urteilen, das der Junge inzwischen aufgesetzt hatte, kannte er Tobin.
    »Kennt Ihr mich denn nicht, Hoheit?«
    Es war gar kein Junge.
    Tobins Herz vollführte einen Satz, als er ihr hinter einen Heuschober folgte. »Una, du bist das!«
    Sie zog sich den Helm vom Kopf und schüttelte die Haare aus dem Gesicht zurück. »Ja! Ich wollte nicht, dass Korin und die anderen mich sehen, aber ich wusste, dass du mein Geheimnis bewahren würdest.«
    Tobin erkannte das hochwohlgeborene Mädchen von früher kaum noch. Sie trug die verschrammte Rüstung eines gemeinen Soldaten, doch das Schwert an ihrer Hüfte war eine feine Waffe alter Machart.
    »Das Schwert deiner Großmutter?«, riet er.
    »Ich habe dir ja gesagt, dass ich es eines Tages tragen würde. Ich dachte nur nicht, dass es so bald wäre. Und ich wette, du hättest nie vermutet, dass ich vor dir eine Schlacht erleben würde.«
    »Nein! Was machst du hier?«
    »Was dachtest du denn, wohin ich gehen würde, nachdem ich all die Geschichten von Ki gehört hatte?«
    »Keine Ahnung. Wir – also, Ki und ich – wir hatten Angst, dass …« Er schluckte die Worte hinunter, wollte nicht laut zugeben, worüber er und Ki nur im Flüsterton gemutmaßt hatten, nämlich, dass der König

Weitere Kostenlose Bücher