Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
und Tanil zählte die Pfeile in seinem Köcher. Ein Blick zurück bestätigte, dass sich die anderen mit ähnlichen, letzten Überprüfungen beschäftigten oder den Wald unruhig beobachteten. Ki sah Tobin in die Augen und grinste. Tobin fragte sich, ob sich Una fürchtete oder ob ihr erster Kampf sie davon geheilt hatte. Er wünschte, er hätte Zeit, sie zu fragen.
Sie waren weniger als eine Meile weit stetig bergauf in den Wald vorgedrungen, als Ki der Geruch von Kochfeuern in die Nase stieg. Die feuchte Luft verteilte den Rauch tief zwischen die Bäume.
Bald schon sahen sie Schwaden, die sich dicht unter dem triefenden Geäst kräuselten. Ki begann, die Bäume noch eingehender zu beobachten und konnte das Bild eines Paars scharfer Augen nicht mehr abschüttelten, die ihn die Länge eines Pfeilschafts entlang verfolgten.
Doch nichts geschah. Die einzigen Geräusche blieben das leise Pochen der Hufe auf Moos und die Rufe der erwachenden Vögel.
Schließlich erreichten sie eine Lichtung und stiegen ab. Die Offiziere und Gefährten scharten sich um Ahra, während sich die Knappen um die Pferde kümmerten.
»Es ist nicht mehr weit«, flüsterte sie und deutete auf den Pfad, der sich an der Ostseite der Lichtung fortsetzte. »Das Lager liegt weniger als eine halbe Meile in dieser Richtung in einer kleinen Niederung.«
Alle Augen richteten sich auf Korin. Er beratschlagte kurz mit Ahra und den Hauptleuten. »Also, Tobin, du hältst hier mit deiner Garde die Stellung. Nik, Lutha, Quirion, ihr bleibt bei ihnen.« Quirion setzte dazu an, aufzubegehren, aber Korin schenkte ihm keine Beachtung. »Ihr sichert unsere Flanke. Ich schicke einen Boten, falls wir euch brauchen.«
»Ihr zwei bleibt ebenfalls bei ihnen«, befahl Ahra ihren Brüdern. »Ihr kennt die Gegend hier, falls sie Führer brauchen.«
Korin zog sein neues Amulett hervor, dann schaute er zu Porion, der ihm zunickte. »Dann ist es soweit. Zieht die Schwerter und folgt mir.«
»Die Späher, mein Prinz. Sollten wir nicht warten, bis wir von ihnen hören?«, fragte Ahra.
»Wir sind bereits später dran, als ich geplant hatte.« Korin blickte zum aufhellenden Himmel empor. »Falls sich die Späher verirrt haben, verlieren wir durch Warten jede Aussicht darauf, den Feind zu überraschen. Kommt.«
Er schwenkte das Schwert in einem großen Kreis, und der Rest der Truppe reihte sich hinter ihm ein.
»Tja, ihr habt ihn gehört«, flüsterte Tobin, als die Geräusche der Pferde durch die Bäume verhallten.
Die Knappen und Tharins Männer spannten Leinen zwischen einige Bäume und machten sich daran, die Pferde zu sichern.
»Laufknoten«, sagte Tharin leise und löste einen engen Knoten, den Ruan geknüpft hatte. »Wir wollen in der Lage sein, rasch loszureiten, falls es nötig ist.«
Danach gab es nichts mehr zu tun, außer zu warten. Und zu lauschen. Es gab keinen wahren Grund, angespannt zu stehen, dennoch setzte sich niemand. Mit den Händen an den Schwertgriffen oder hinter die Gürtel gesteckt bildeten die Gefährten einen losen Kreis und beobachteten den Pfad. Einige von Tharins Männern schwärmten aus, um die Ränder der Lichtung abzuschreiten.
»Die Warterei geht einem unter die Haut«, murmelte Amin.
»Bei wie vielen Angriffen bist du schon dabei gewesen?«, fragte Lutha.
Amins selbstbewusstes Gebaren wich einem verlegenen Grinsen. »Na ja, nur bei zwei mit richtiger Kämpferei, aber gewartet hab ich schon reichlich.«
Die Sonne lugte gerade über die Baumwipfel, als sie die ersten, fernen Schreie hörten.
Tharin kletterte auf einen großen Felsblock am Beginn des Pfades und lauschte kurz, dann lächelte er. »Dem Klang nach würde ich sagen, die Überraschung ist gelungen.«
»Wird alles vorbei sein, bevor wir auch nur in die Näh kommen«, grummelte Amin. »Warum kommt nich' endlich'n Bote?«
Das ferne Gebrüll setzte sich fort, dann jedoch kam eine Brise auf, deren Seufzen durch die Äste es übertönte. Tharin blieb auf dem Felsblock und beobachtete den Pfad wie ein Hund, der auf die Rückkehr seines Herrn wartete.
Er fiel als Erster.
K APITEL 34
Die ersten Augenblicke des Hinterhalts verliefen gespenstisch still. Tobin stand bei den anderen und lauschte dem Wind in den Bäumen. Dann stieß Tharin ohne Vorwarnung einen erstickten Schrei aus und stürzte von seinem Felsblock; ein Pfeil ragte aus seinem linken Oberschenkel, genau an der Stelle, wo der Kettenpanzer einen Spalt offen hing.
Ein guter Schuss oder ein
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