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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ihm je eine ehrliche Antwort geben würde.
    »Natürlich bist du das! Aber das ist nicht, wonach ich gefragt habe.«
    Tobin ergriff eine zierliche, dreieckige Feile und drehte sie zwischen den Fingern. »Ich denke, der Aurënfaie hatte Recht. Es macht mich stolz zu kämpfen, und ich habe dabei keine Angst. Aber am glücklichsten bin ich, wenn ich damit arbeite.«
    »Weißt du, dafür braucht man sich nicht zu schämen.«
    »Würde mein Vater dasselbe sagen?«
    Baldus und zwei Diener kamen mit Flaschen und Tabletts herein und bereiteten ihnen am Kamin einen Tisch. Danach schickte Tobin sie wieder hinaus und schenkte Ale ein, während Tharin Fleisch und Käse in Streifen schnitt und am Feuer auf dicken Brotscheiben zum Wärmen legte.
    »Das ist fast so gut, wie zu Hause zu sein«, meinte Tobin, der ihn bei der Arbeit beobachtete. »Es ist lange her, dass du und ich zuletzt allein an einem Kamin gesessen haben. Wie bist du ausgerechnet heute Abend darauf gekommen?«
    »Oh, ich hatte es schon länger vor. Aber wie es der Zufall will, hatte ich heute recht merkwürdigen Besuch. Eine Frau namens Lhel, die behauptet, eine Freundin von dir zu sein. Ja, ich sehe dir am Gesicht an, dass du den Namen kennst.«
    »Lhel? Aber wie ist sie hierher gelangt?« Tobins Herz verwandelte sich in der Brust zu Blei, als Iyas Warnung durch seine Erinnerung hallte. Was würde sie tun, falls die Hexe Tharin sein Geheimnis verraten hatte?
    Tharin kratzte sich am Kopf. »Na ja, das ist der merkwürdige Teil. Sie ist eigentlich weniger zu mir gekommen, als mir vielmehr erschienen. Ich habe gerade in meinem Zimmer gelesen, als jemand meinen Namen rief. Ich schaute auf, und da war diese kleine Hügelfrau. Sie schwebte in einem Kreis aus Licht mitten im Zimmer. Hinter ihr konnte ich die Feste sehen, so deutlich wie jetzt dich. Um ehrlich zu sein, bis zu diesem Augenblick dachte ich, dass ich vielleicht alles irgendwie geträumt hätte.«
    »Warum hat sie dich aufgesucht?«
    »Wir hatten eine recht ausführliche Unterhaltung, sie und ich.« Tharins Augen wurden traurig. »Ich bin kein herausragend kluger Mann wie dein Vater und Arkoniel, aber ich bin auch kein Narr. Sie hat mir wenig erzählt, was ich nicht bereits vermutet hatte.«
    Tobin hatte sich danach gesehnt, mit Tharin über die Wahrheit zu reden, doch nun konnte er nur wie benommen dasitzen und abwarten, wie viel Lhel preisgegeben hatte.
    »Ich war nicht da, als du geboren wurdest«, sagte Tharin und bückte sich, um das Brot auf den Kaminsteinen zu wenden. »Es kam mir immer seltsam vor, dass Rhius mich ausgerechnet damals mit einer Aufgabe weggeschickt hat, um die sich ohne Weiteres sein Verwalter hätte kümmern können. Ursprünglich dachte ich, es wäre das Werk deiner Mutter gewesen.«
    »Meiner Mutter?«
    »Sie war eifersüchtig auf mich, Tobin, obwohl Illior weiß, dass ich ihr nie einen Grund dafür gegeben habe.«
    Tobin verlagerte unbehaglich das Gewicht auf dem Stuhl. »Ki hat es mir erzählt … also das von dir und meinem Vater.«
    »Ja? Nun, schon, als er sie geheiratet hat, lag das weit in der Vergangenheit, aber es war auch kein Geheimnis. Mehr als einmal habe ich angeboten, eine andere Stelle anzutreten, nur Rhius wollte nichts davon hören.
    Also vermutete ich in jener Nacht, es wäre ihre Entscheidung gewesen, dass ich nicht in der Feste sein sollte. Bis zu dem Tag, an dem dein Vater starb, habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe dir doch gesagt, dass seine letzten Worte dir galten, richtig? Aber ich habe dir nie verraten, wie sie gelautet haben. Er wusste, dass er sterben würde …« Tharin verstummte und räusperte sich. »Tut mir leid. Man sollte meinen, nach all der Zeit … Aber es fühlt sich immer noch wie gestern an. Mit seinem letzten Atemzug hat er mir zugeflüstert: ›Beschütz mein Kind mit deinem Leben. Tobin muss über Skala herrschen.‹ Möge Illior mir verzeihen, aber damals dachte ich, sein Verstand gleite ab. Später jedoch, als ich Arkoniel davon berichtete, verriet mir der Ausdruck in seinen Augen etwas anderes. Er konnte mir nicht mehr sagen und fragte mich, ob ich mein Gelübde deinem Vater gegenüber halten könne, ohne mehr zu erfahren, als ich wusste. Die Antwort darauf kannst du dir wohl denken.«
    Tobin blinzelte Tränen fort. »Ich habe dir immer vertraut.«
    Tharin hob die Faust zu einem Salut an die Brust. »Ich bete, dass du das immer tun wirst, Tobin. Wie ich schon sagte, ich bin nicht besonders schlau und dachte, dass du

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