Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
hast.«
»Das wäre mir sogar sehr recht!«
»Was soll aus Fürst Oruns Haushalt werden, Fürst Hylus?«, fragte Bisir kleinlaut, der immer noch auf den Binsen kauerte.
»Auf die Füße, Bursche. Geh nach Hause und sag dem Verwalter, dass Haus und Dienerschaft zu wahren sind, bis der Nachlass geregelt ist. Und nun beeil dich, bevor jemand mit dem Silber das Weite sucht!«
»Komm mit, Prinz Tobin. Lass uns dich zu Bett bringen«, sagte Iya, als wäre sie Nari.
»Könnte Bisir nicht hierher ziehen?«, flüsterte er und ließ sich von ihr und Ki in sein Zimmer führen.
Doch Iya schüttelte den Kopf. »Vergiss ihn. Zünde ein Feuer an, Ki.«
Tobin begehrte auf. »Wie könnt Ihr das sagen? Ihr habt doch gesehen, wie er all die Wochen in der Feste war. Und e r hat versucht, mir heute zu helfen. Fragt Tharin …«
»Ich weiß. Aber hier ist der äußere Anschein sehr wichtig, und das würde sich nicht geziemen.« Als sich Tobin unnachgiebig zeigte, gab sie ein wenig nach. »Na schön, ich werde ihn für dich im Auge behalten.«
Widerwillig nickte Tobin; sein altes Misstrauen ihr gegenüber flammte wieder auf. Mit Arkoniel müsste er nicht auf diese Weise streiten.
K APITEL 8
Als Tobin und Ki am folgenden Morgen zu den Gefährten zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass sie im Mittelpunkt allerlei unerwünschter Aufmerksamkeit standen. Korin und die anderen hätten sich die Geschichte während des morgendlichen Laufs dreimal erzählen lassen, wenn Meister Porion nicht letztlich gedroht hätte, sie die Ställe ausmisten zu lassen, wenn sie Tobin nicht in Ruhe ließen.
Im Verlauf des Tages allerdings genügten selbst seine Drohungen nicht mehr, um das Getuschel und die mit geweiteten Augen gestellten Fragen zu zügeln. Als sie sich in den Bogenschießständen befanden und sich in die Finger bliesen, wollte jeder wissen, wie Orun ausgesehen hatte, als er starb. Was für Geräusche hatte er von sich gegeben? War Blut geflossen? Tobin erzählte ihnen, was er konnte, und war froh, als Ki schließlich drohte, dem Nächsten, der Tobin damit belästigte, ein blaues Auge zu verpassen.
Die Kunde verbreitete sich rasch durch den Palatinkreis. Die nächsten Tage starrten Höflinge und Bedienstete gleichermaßen Tobin an und tuschelten hinter vorgehaltenen Händen, wenn er vorüberging. Er und Ki hielten sich so viel wie möglich in ihren Gemächern auf oder zogen sich in Tobins Haus zurück.
Wie es jedoch bei den meisten Gerüchten der Fall war, verdorrte die Geschichte alsbald, und noch binnen derselben Woche wandten sich die Neugierigen anderen Ereignissen zu. Als Tobin eines Abends beim Essen von Caliel zu einem Spiel Bakshi eingeladen wurde, überließ er Ki seinen Pflichten mit den anderen Saaldienern und ging los, um die Spielsteine aus seinem Zimmer zu holen.
Er hatte seine Tür beinah erreicht, als Fürstin Una aus den Schatten eines leer stehenden Raumes auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs hervortrat. Überraschung wich blankem Erschrecken, als das sonst so scheue Mädchen ihn an der Hand nahm und ihn in sein Zimmer zog. Molay und Baldus hatten sich zur Küche begeben, um dort ihr Abendessen einzunehmen. Tobin war allein mit ihr.
Sie schob die Tür zu und musterte ihn eine Weile schweigend. Ihre braunen Augen leuchteten.
»Was ist?«, fragte Tobin völlig verwirrt.
»Ist es wahr?«, fragte sie.
»Ist – ist was wahr?«
»Es geht das Gerücht um, dass Fürst Orun vor seinem Tod versucht habe, dich zu zwingen, einen anderen Knappen auszuwählen, und dass du … na ja …« Sie errötete heftig, dennoch sah sie ihm unverwandt in die Augen. »Es heißt, du hättest meinen Namen genannt!«
Tobin blinzelte. Er hatte das nur gesagt, um Orun zu reizen, und es dann völlig vergessen. Bisir musste es gehört und weitererzählt haben.
Am liebsten wäre er im Boden versunken, als sie abermals seine Hand ergriff und sich seine Knöchel an das Kleid drückte. »Ist es wahr, Tobin? Hast du mich für die Gefährten vorgeschlagen?«
Als er ein Nicken zuwege brachte, umklammerte sie seine Hand noch fester und blickte ihm eindringlich ins Gesicht. »Hast du es ernst gemeint?«
»Nun …« Tobin zögerte, wollte sie nicht belügen. »Ich denke, du wärst ein guter Knappe«, gelang es ihm schließlich, eine Halbwahrheit zu schmieden. Er wünschte, sie ließe seine Hand los. »Wenn Mädchen Knappen werden könnten, wärst du ein guter Knappe.«
»Das ist so ungerecht!«, rief sie aus, und in ihren Augen
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