Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
er aussah; seine Augen quollen hervor, und sein Gesicht war völlig schwarz geworden …«
»Es ist genau, wie er sagt«, bestätigte Tharin. »Ich habe ihn kaum erkannt. Für mich sah es aus, als hätte ihn der Schlag getroffen.«
»Dann kam Sir Tharin hereingestürzt und trug den Prinzen weg, bevor ich feststellen konnte, ob er … Ich fürchtete, er könnte auch tot sein!« Beflissen verneigte er sich vor Tobin. »Den Vieren sei Dank, dass es Euch gut geht.«
»Darf ich, Herr?«, fragte Niryn.
Hylus nickte, und der Zauberer näherte sich dem bibbernden Kammerdiener. »Gib mir die Hand, Bisir.«
Niryn schien größer zu werden, und die Luft um ihn verdunkelte sich. Tobin sträubten sich sämtliche Nackenhaare. Ki trat näher, und seine Finger berührten jene Tobins.
Bisir stieß ein schmerzliches Zischen hervor und sank auf die Knie, die Hand in jener Niryns gefangen. Als der Zauberer ihn letztlich losließ, verharrte Bisir kauernd und presste sich die Hand an die Brust, als hätte er sie sich verbrannt.
Niryn zuckte mit den Schultern und nahm auf der Kaminbank Platz. »Er sagt die Wahrheit, wie er sie kennt. Anscheinend ist der Einzige, der wirklich weiß, was in jenem Raum geschehen ist, Prinz Tobin.«
Einen grauenvollen Lidschlag lang glaubte Tobin, der Zauberer hatte vor, ihn derselben Prüfung zu unterziehen, aber Niryn starrte ihn nur mit harten, rotbraunen Augen an.
Diesmal verspürte Tobin keine eigenartigen Empfindungen, dennoch griff er für alle Fälle auf die Gedankenlist zurück, die Arkoniel ihm beigebracht hatte.
»Er hat mich grob gepackt und mich beschuldigt, versucht zu haben, den König gegen ihn aufzubringen …«
»Und? Habt Ihr das getan?«, fragte Niryn.
»Was? Nein! Ich habe meinem Onkel nie etwas geschrieben.«
Niryn bedachte ihn mit einem verschlagenen Lächeln. »Ihr habt nie versucht, in irgendeiner Form Einfluss auf ihn zu nehmen? Es war kein Geheimnis, dass Ihr Orun verabscheut habt. Woraus ich Euch natürlich keinen Vorwurf mache.«
»Ich – ich habe keinerlei Einfluss auf den König«, flüsterte Tobin. Wurde Niryn etwa erneut größer? Wurde die Luft um ihn wieder dunkler und dichter?
»Das wäre dem Prinzen nie in den Sinn gekommen«, warf Tharin ein, und Tobin erkannte sofort, dass der Krieger Mühe hatte, seinen Zorn zu bändigen. »Er ist nur ein Kind. Er weiß nichts von den Gepflogenheiten am Hof.«
»Verzeiht. Ich dachte nur daran, wie weit ein edles Herz für die Liebe zu einem würdigen Freund gehen würde.« Niryn schaute zu Ki, während er sich vor Tobin verneigte. »Bitte, nehmt meine untertänigste Entschuldigung an, mein Prinz, falls ich Euch beleidigt habe.« Sein harter Blick schwenkte zurück zu Tharin. »Vielleicht haben es andere auf sich genommen, für den Fall des Prinzen einzutreten?«
Tharin zuckte mit den Schultern. »Aus welchem Grund? Rhius hat Ki zum Knappen seines Sohnes auserkoren. Der König versteht solche Bande.«
Niryn wandte sich wieder Ki zu. »Und was ist mit Euch, Knappe Kirothius? Wo wart Ihr, während sich Prinz Tobin bei seinem Vormund aufhielt?«
»Hier, Herr. Der Verwalter kann sich für mich verbürgen.«
»Das ist nicht nötig. Ich war nur neugierig. Nun, mir scheint, hier gibt es nichts mehr zu erfahren.«
Fürst Hylus nickte bedächtig. »Zweifellos ist Eure Vermutung richtig, Tharin. Für einen alten Mann sind starke Gefühlsregungen gefährlich. Ich denke, wir können als gesichert annehmen, dass Fürst Orun sein eigenes Schicksal besiegelt und einen Schlaganfall heraufbeschworen hat.«
»Es sei denn, es war dunkle Magie.«
Alle starrten Niryn an.
»Es gibt Zauber, die einen solchen Tod zu bewirken vermögen. Der Mann hatte zweifellos Feinde, und manche Zauberer lassen sich kaufen. Nicht wahr, Frau Iya?«
Iya streckte die Hand aus. »Falls Ihr mich bezichtigen wollt, Herr, unterzieht mich meinetwegen der Prüfung. Ich habe vor Euch nichts zu befürchten.«
»Ich versichere Euch, Frau Iya, wärt Ihr es gewesen, wüsste ich es bereits.«
Tharin räusperte sich. »Bei allem Respekt, aber Prinz Tobin hatte heute einen schwierigen Tag. Wenn es nichts mehr zu erfahren gibt, sollten wir ihm nun vielleicht Ruhe gönnen.«
Hylus erhob sich und klopfte Tobin auf den Rücken. »Du bist ein tapferer Bursche, mein lieber Prinz; aber ich denke, dein Freund hat Recht. Ruh dich aus und lass diese Unerfreulichkeit hinter dir. Ich werde als dein Vormund handeln, bis dein Onkel einen anderen bestellt, falls du keine Einwände
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