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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sich auf einer Waldlichtung wieder, wo er einem hellhaarigen Mann in zerlumpten Kleidern gegenüberstand. Der Fremde hielt die verfluchte Schale in den Händen und bot sie ihm dar. »Der Erste wird sein der Hüter, ein Lichtschein in der Finsternis«, sagte er zu Arkoniel. »Dann der Schaft und die Vorhut, die da werden versagen und doch nicht versagen, so der Führer, der Ungesehene, voranschreitet. Und zuletzt wird abermals sein der Hüter, dessen Rolle bitter ist, bitter wie Galle, wenn sie sich unter der Säule des Himmels begegnen.«
    Die Stimme und die Vision verblassten, und Arkoniel blinzelte in der vertrauten Kammer. Die Worte hatten sich in seinen Geist eingebrannt, wie Ranai es vorhergesagt hatte. Er brauchte nur an sie zu denken, schon schien die Stimme der Zauberin in seinem Ohr zu sprechen. Aber was bedeuteten die Worte?
    Ranais Auge war geschlossen, ihre Miene friedlich. Es dauerte eine Weile, bevor er begriff, dass sie tot war. Sofern sie die Bedeutung des Traumes kannte, hatte sie das Wissen mit zu Bilairys Tor genommen.
    Er flüsterte das Gebet des Verscheiden für sie, dann erhob er sich, um Iya zu suchen. Als er aufstand, fielen seine Kleider als Asche von ihm ab. Sogar seine Schuhe hatten sich durch den Kraftstoß der alten Frau aufgelöst, sein Körper hingegen war unversehrt geblieben.
    Arkoniel wickelte sich in eine Decke, ging zur Tür und ließ Iya herein. Sie erfasste die Lage mit einem einzigen Blick. Die Zauberin nahm Arkoniels Gesicht zwischen die Hände und sah ihm in die Augen, dann nickte sie. »Ranai hat ihre Lebenskraft an dich weitergegeben.«
    »Sie hat ihren Tod selbst herbeigeführt?«
    »Ja. Sie hatte keinen Nachfolger. Indem sie ihre Seele durch die deine geleitet hat, als sie starb, hat sie versucht, einen Teil ihrer Macht auf dich zu übertragen.«
    »Ein Geschenk«, murmelte Arkoniel und setzte sich neben sie. »Ich dachte, sie meinte die …« Rasch fing er sich. Sein ganzes Leben lang hatte er frei mit Iya gesprochen; nun fühlte er sich wie ein Verräter, weil er Geheimnisse vor ihr bewahren musste.
    Sie setzte sich ans Fußende des Bettes und blickte traurig auf die tote Frau hinab. »Schon gut. Niemand versteht besser als ich, wie die Dinge stehen. Tu, was du tun musst.«
    »Ich werde dich nicht töten, falls es das ist, was du meinst!«
    Iya kicherte. »Nein, der Lichtträger hat noch Arbeit für mich. Dies ist der Beweis dafür. Es gibt andere, viele andere, die einen Blick darauf erhascht haben, was Tobin werden wird. Illior wählt diejenigen aus, die ihr helfen werden. So lange habe ich gedacht, ich wäre die Einzige, aber anscheinend bin ich nur die Botin. Andere müssen geschart und beschützt werden, bevor die Spürhunde sie alle erwischen.«
    »Aber wie?«
    Iya griff in einen Beutel an ihrem Gürtel und warf Arkoniel einen kleinen Kiesel zu; sie hatte den Überblick darüber verloren, wie viele der kleinen Symbole sie bei anderen Zauberern gelassen hatte. »Du bist all die Jahre hier sehr sicher gewesen. Ich werde die anderen vorerst hierher schicken. Wie fühlst du dich?«
    »Unverändert.« Arkoniel rollte den Kiesel zwischen den Fingern. »Na ja, ein bisschen verängstigter vielleicht.«
    Iya erhob sich und umarmte ihn. »Ich auch.«

 
K APITEL 14
     
    Tobin kehrte mehrere Male in den Thronsaal zurück, erhielt jedoch keinen Geisterbesuch mehr. Er war noch ein Kind, und wie es Kindern eigen ist, fiel es ihm leicht, seine Ängste vorläufig zu verdrängen. Die Geister, die Götter oder Iya würden ihm sagen, wenn es an der Zeit war zu handeln. Bis dahin war er einfach Tobin, der geliebte Vetter eines jungen Prinzen und Neffe eines Königs, dem er noch nie begegnet war. Die Gefährten wurden umjubelt, wohin sie auch gingen, und Korin galt als jedermanns Liebling.
    So viel Porion und Rabe den Jungen auch abverlangten, der Winter war eine Zeit besonderer Vergnügungen. Die Theater von Ero führten in den dunklen Monaten ihre aufwendigsten Stücke auf, wahre Wunder mit lebendigen Tieren, mechanischen Gerätschaften und Feuerwerken. Das Goldener Baum übertraf alle anderen Häuser mit einem langen Schauspiel, ausschließlich mit echten Zentauren aus den Ashek-Bergen besetzt, den Ersten ihrer Art, die Tobin und Ki je gesehen hatten.
    Die Märkte dufteten vor gerösteten Kastanien und Glühwein, und sie schillerten vor feinen Wollwaren aus den nördlichen Landen jenseits Mycenas. Straßenverkäufer boten Süßigkeiten aus Honig und frischem Schnee feil, die im

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