Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Zauberer, die nicht an den anderen Zeremonien teilgenommen hatten – und schickte uns nacheinander in das Zelt. Wir sollten das erste Bündel nehmen, das unsere Hände in der Finsternis fanden und anschließend alleine, ungesehen aufbrechen. Die Teile sollten in alle Welt verstreut und versteckt werden, koste es, was es wolle. Nicht einmal Reynes wollte wissen, wo sie sich befinden würden.«
Sie hustete matt, und Arkoniel hielt ihr einen Wasserbecher an die Lippen. »Damit sie nicht wieder zusammengefügt werden konnten?«
»Ja. Reynes ging äußerst vorsichtig vor, vertraute nicht einmal sich selbst die volle Wahrheit an. Niemand von uns hatte das Ritual der Zerlegung des Helms bezeugt oder kannte die wahre Form dessen, was wir bei uns trugen. Niemand von uns wusste, welche Teile die anderen hatten oder wohin wir gingen.«
»Also war Agazhar einer der ursprünglichen Hüter?«
»Nein. Er war nicht mächtig genug, um dafür ausgewählt zu werden. Hyradin war der Erste deiner Linie. Er und Agazhar wurden später Freunde, aber Agazhar wusste nichts von der Bürde, die Hyradin trug. Er war rein zufällig bei Hyradin, als die Plenimarer ihn fanden. Tödlich verwundet gab Hyradin ihm das Bündel und hielt den Feind lange genug auf, damit Agazhar flüchten konnte. Jahre später, als er und ich einander wiedersahen, erkannte ich, was er bei sich hatte, und wusste, dass Hyradin tot sein musste.«
»Und all die anderen Teile gingen verloren?«
»Das meine schon, und zwei weitere, von denen ich weiß. Jenes Hyradins hast du. Eine von uns kehrte zurück und sagte, sie habe ihren Zweck erfüllt. Vom sechsten wurde nie wieder gehört. Soweit ich weiß, bin ich die Einzige, die versagt und überlebt hat. Es dauerte Jahre, bis ich genas, und noch länger, bis ich von Hyradins Schicksal erfuhr. Von Rechts wegen hätte Agazhar mich töten sollen, was ich ihm auch gesagt habe, aber er wollte es nicht tun, weil er meinte, ich sei immer noch eine Hüterin. Ich riet Agazhar, das Ding an einem sicheren Ort zu verstecken, aber er fand, er könnte es besser beschützen, wenn er es bei sich behielte.« Sie heftete den Blick des heilen Auges auf Arkoniel. »Er hat sich geirrt. Es muss an einem Ort versteckt werden, an dem es nicht verloren gehen oder gestohlen werden kann. Zumindest so viel kannst du Iya verraten. Seit unserer letzten Begegnung hatte ich Visionen von Feuer und Tod, und von dem Mädchen, das versteckt wird.«
Sie lächelte, als sie seine erschrockene Miene sah. »Ich weiß nicht, wer oder wo sie ist, nur, dass sie geboren wurde. Und ich bin nicht die Einzige, was Iya bekannt ist. Die Spürhunde, die hinter mir her waren, hatten von anderen von ihr erfahren. Wenn du es weißt, und sie dich je fassen, musst du dich töten, bevor sie es aus dir herauspressen können.«
»Aber was hat dieses Ding mit ihr zu tun?«, fragte Arkoniel verwirrt.
»Das weiß ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass Iya es weiß, aber das hat ihr das Orakel von Afra gezeigt. Das Böse, das du trägst, ist mit dem Schicksal der künftigen Königin verbunden. Du darfst nicht versagen.«
Ranai ließ sich einen weiteren Schluck Wasser einflö ßen. Ihre Stimme wurde schwächer, aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. »Da ist noch etwas – etwas, das nur ich weiß. Hyradin hatte einen Traum, während er Hüter war, eine Vision, die ihn immer wieder ereilte. Bevor er starb, erzählte er Agazhar davon, und da er nicht wusste, was sie bedeutete, berichtete Agazhar mir davon, ehe ich genug wusste, um ihn aufzuhalten. Vielleicht war es Illiors Wille, andernfalls wäre es verloren gegangen. Nimm wieder meine Hand. Die Worte, die ich nun zu dir sage, werden dein Gedächtnis nie verlassen. Sie müssen an all deine Nachfolger weitergegeben werden, denn deine Linie ist die Letzte. Ich reiche sie nun an dich weiter, wie Agazhar es hätte tun sollen, und dazu ein Geschenk von mir.«
Damit ergriff sie seine Hand, und der Raum rings um Arkoniel wurde schwarz. Ihre Stimme drang aus der Dunkelheit zu ihm, kräftig und klar wie die einer jungen Frau. »Höre den Traum des Hyradin. ›Und so kam der Wundersame, der Verzehrer des Todes, um die Welt bis auf die Knochen zu häuten. Gewandet in menschliche Hülle kam er, mit einem gar grässlichen Helm großer Dunkelheit auf dem Haupte, und niemand denn die Viere vermochten, ihm Einhalt zu gebieten.‹«
Ihre Stimme veränderte sich, vertiefte sich zu der eines Mannes. Die Dunkelheit teilte sich, und Arkoniel fand
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