Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
nie verlässt. Nimm einige meiner Gardisten und bring ihn mit dem Brief des Königs zu mir. Ich bin ausgesprochen neugierig, was Korin zu sagen hat.«
»Selbstverständlich, Herr. Aber wird sich Prinz Tobin nicht fragen, weshalb sein Bote nicht zurückkehrt?«
Niryn lächelte. »Ja, ich bin sicher, das Schweigen seines Vetters wird ziemlich beunruhigend für ihn sein.«
Kapitel 23
Korin antwortete auf Caliels Klopfen mit einem knappen: »Wer ist da?«
»Ich bin’s, Korin. Lass mich rein.«
Eine Pause entstand, und kurz glaubte Caliel, Korin würde sich weigern.
»Es ist nicht abgesperrt.«
Caliel huschte hinein und schloss die Tür hinter sich.
Das königliche Zimmer war besser eingerichtet als die übrigen Räume der Festung, zumindest gemessen an der Norm Cirnas. Die große, geschnitzte Liegestatt zierten schwere, staubige Samtvorhänge. An den Wänden hingen einige verblasste Bildteppiche.
Korin saß in Hemdsärmeln am Schreibtisch. Er sah ausgelaugt und unglücklich aus. Sein Gesicht war vom Wein gerötet, an seinem Ellbogen stand ein voller Kelch. Er schien gerade dabei zu sein, eine Antwort an Tobin zu verfassen. Caliel ging zu ihm und ergriff den Kelch. Dabei schaute er auf den Pergamentbogen hinab. »An den Heuchler Prinz Tobin …« Weiter war Korin nicht gekommen.
Caliel trank einen Schluck und beobachtete, wie sich Korin darob verhielt. Erfreut stellte er lediglich die übliche Verärgerung über die vertraute Freiheit fest, die er sich herausnahm. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Wie geht es dir?«
»Bist du nur gekommen, um mich das zu fragen?«
Caliel lehnte sich zurück, streckte die langen Beine aus und täuschte eine Behaglichkeit vor, die er nicht empfand. »Dieser Herold hat mich neugierig gemacht. Ich dachte, ich sehe mal nach, worum es bei all dem Aufsehen geht.«
Korin zuckte mit den Schultern und warf ihm Tobins Brief zu. Rasch las Caliel den Inhalt und spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Den Großteil hatte Lutha richtig wiedergegeben, doch es fühlte sich noch bestürzender an, die Worte in Tobins unverkennbarer Schrift zu sehen.
Korin hatte seinen Kelch zurückgefordert und starrte trübsinnig in dessen Tiefen. »Glaubst du ihm?«
»Ich weiß es nicht. Einiges davon …« Es tut mir leid, dass ich lügen musste … Ich will Dir nichts Böses … habe Dich immer wie einen Bruder geliebt und werde es immer tun … möchte die Dinge zwischen uns richtigstellen. »Ich denke, du solltest dich von Angesicht zu Angesicht mit ihm treffen.«
»Nein! Ob Wahnsinniger oder von Totenbeschwörerei erschaffenes Ungetüm, er ist ein Verräter, und er darf nicht den Eindruck erhalten, ich hielte seinen Anspruch in irgendeiner Weise für gerechtfertigt.«
»Rät Niryn dir das?«
»Und er hat Recht!« Plötzlich waren Korins blutunterlaufene Augen geweitet, und in ihnen loderte eine vernunftlose Wut. »Tobin sucht mich in meinen Träumen heim, Caliel. Ich sehe ihn darin blass und höhnisch grinsend, und er nennt mich einen Thronräuber und den Sohn eines Mörders.« Der junge König rieb sich die Augen und schauderte.
»Umso mehr Grund, selbst herauszufinden, welche Absichten er wirklich hegt.«
»Ich sagte – nein!« Korin entriss ihm den Brief und ließ ihn auf den Tisch niedersausen. Er leerte den Kelch und stellte auch diesen heftig ab.
»Verdammt, Korin. Ich kann nicht glauben, dass du dich in dieser Sache auf das Wort anderer verlassen willst.«
»Du meinst also, ich sollte dieses … Ersuchen beherzigen?«
»Korin, sieh dich nur an! Das ist Niryns Werk. Er klebt an dir wie ein Egel! Er hat dich dazu gebracht, aus Ero zu fliehen. Er hat dich zu dem Mädchen gebracht, das du im Turm versteckst. Behandelt man so eine Gemahlin, Korin? Eine Königsgemahlin? Ist das ein Leben, wie es der König von Skala führen sollte? Ich sage, wir stellen morgen eine Armee zusammen und reiten nach Ero. Verhandle mit Tobin oder kämpf gegen ihn. So oder so kannst du selbst herausfinden, wie die Wahrheit aussieht.«
»Ich kenne die Wahrheit!«
»Von wem? Von Niryns Spürhunden?« Verzweifelt beugte sich Caliel vor und ergriff Korins Hand. »Bitte, hör mir zu. Ich bin dir immer treu ergeben gewesen, oder?«
Das Zögern, das er erkannte, bevor Korin nickte, schmerzte ihn. Caliel fuhr fort. »Was immer Niryn dir erzählt haben mag, meine Treue und Liebe gehören nach wie vor dir, jetzt und immerdar! Lass mich als deinen Gesandten gehen. Ich kenne die Stadt. Ich kann
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