Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
gähnte. »Ich habe geträumt. Ich dachte …« Triefäugig sah er sich um und erblickte das Bündel des Hexers. »Oh. Oh!« Er sprang auf die Beine. »Wo ist er? Was hat er mit Cal gemacht?«
»Still. Lass ihn schlafen«, flüsterte Lutha.
Barieus setzte dazu an, Einwände zu erheben, dann trat ein Ausdruck äußersten Erstaunens in seine Züge. »Mein Rücken!«
»Ich weiß. Meiner auch.« Behutsam zog er das Bein unter Caliels Kopf hervor und stopfte stattdessen seinen Mantel darunter. Dann stand er auf, hob Barieus’ Mantel und Hemd an und begutachtete dessen Rücken. Er sah zwar kaum besser aus, aber da war kein frisches Blut. »Ich habe keine Ahnung, was er gemacht hat, aber Caliel schläft ruhiger. Mahti sagte, er wollte ihn heilen. Vielleicht hat er es wirklich getan, was meinst du?«
»Er könnte eine Art Drysier sein.«
»Ich weiß nicht recht. In den Geschichten, die ich gehört habe, wurde nie erwähnt, dass Hexer oder Hexen heilen. Was er zuvor getan hat – unsere Verfolger zu verwirren –, kommt dem schon eher nahe, was ich von ihm erwartet hätte.«
»Was denkst du, dass er damit gemeint hat, wir sollen ihn irgendwohin führen?«, fragte Barieus und hielt unruhig nach dem Mann Ausschau.
»Keine Ahnung.« Es konnte sein, dass Caliel Recht hatte und es sich um eine List handelte, aber wenn dem so war, weshalb sollte der Hexer ihnen dann helfen?
»Glaubst du, er hat uns wirklich in einem Traum gesehen, wie er gesagt hat?«
Lutha zuckte mit den Schultern. Wenn der Mann ein Hexer war, dann erschien alles möglich. »Vielleicht ist er ein Wahnsinniger, der sein Volk verlassen hat. Er verhält sich ziemlich sonderbar.«
Prustendes Gelächter ließ sie beide zusammenzucken und sich umdrehen.
Mahti löste sich mit einer Handvoll kleiner Pflanzen aus dem Gestrüpp und hockte sich neben Caliel. Der erwachte nicht, als der Hexer ihn behutsam auf den Bauch rollte und den dreckigen Mantel von seinem Rücken hob. Die Wunden waren im Verlauf der Nacht verschorft und etliche Male wieder aufgebrochen. Nun wirkten sie rot und geschwollen.
Mahti öffnete seinen Beutel und zog ein zerknittertes, selbst gesponnenes Hemd daraus hervor. Zusammen mit seinem Messer warf er es Lutha zu. »Machen zum Auflegen«, befahl er und bedeutete ihm unmissverständlich, Verbände anzufertigen.
Während Lutha das Hemd zerschnitt, nahm Mahti etwas anderes aus dem Beutel und begann zu kauen. Gleichzeitig zerrieb er die jungen Pflanzen forsch zwischen den Handflächen. Nach einer Weile spuckte er einen dunklen Saft in die zermahlenen Blätter und knetete alles mit etwas Wasser aus einer Flasche zusammen. Schließlich schmierte er den unansehnlichen Brei auf Caliels Wunden.
»Bist du ein Drysier?«, fragte Barieus.
Mahti schüttelte den Kopf. »Hexer.«
»Na ja, zumindest macht er keinen Hehl daraus«, brummte Lutha.
Mahti bemerkte den Tonfall der Worte und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue, als er damit fertig wurde, Caliels Rücken und Rippen zu verbinden. »Mein Volk? Wir unser Kinder ängstigen mit Geschichten von euch .« Er schaute auf Caliel hinab und rümpfte angewidert die Nase. »Kein Retha'noi das gemacht.« Behutsam berührte er die geschwollenen Blutergüsse über den geschundenen Rippen. »Ich Knochen geheilt. Krankes Wasser herausgeholt.«
»Was soll das heißen?«, fragte Barieus.
»Ich glaube, er meint Eiter«, sagte Lutha. »Und damit heilst du, nicht wahr?« Lutha deutete auf das Horn, das neben Mahti auf dem Boden lag.
»Ja. Oo’lu .«
»Und hast du uns damit auch vorher versteckt?«
»Ja. Alle Hexenmänner von Retha'noi spielen Oo’lu für Magie.«
»Ich habe Geschichten darüber gehört, wie deinesgleichen sie im Gefecht einsetzt.«
Mahti wandte sich einfach ab, um Caliel weiter zu behandeln. Lutha tauschte einen besorgten Blick mit Barieus. Auch dem Knappen war aufgefallen, dass eine Antwort ausblieb.
»Wir wissen zu schätzen, was du für unseren Freund getan hast. Was verlangst du als Bezahlung?«, erkundigte sich Lutha.
»Bezahlung?« Mahti wirkte belustigt.
»Du hast uns geholfen, also geben wir dir etwas als Gegenleistung.«
»Ich euch gesagt. Ihr mich führt, wenn euer Freund kann reisen.«
»Ach, sind wir jetzt wieder dort?« Lutha seufzte. »Wohin willst du?«
»Wohin ihr gehen.«
»Nein! Ich frage dich, wohin wir dich führen sollen. Obwohl es eigentlich keine Rolle spielt. Wir haben bereits ein Ziel und keine Zeit, Umwege mit dir einzuschlagen.«
Es war unmöglich
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