Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
er verkörpert hatte, war nichts mehr übrig. Nach den Tagen ihres anstrengenden Marsches und der rauen Lebensumstände war er so unrasiert und schmutzig wie die anderen und schien stolz auf sich zu sein.
»Noch brauchst du dir keinen neuen Chronisten zu suchen«, stellte er kichernd fest.
»Sorg dafür, dass es so bleibt.« Mehr Kopfzerbrechen bereiteten ihr Lutha und Barieus. Beide wirkten sehr blass unter den Helmen.
»Macht dir um uns keine Gedanken«, sagte Lutha zu ihr. »Wir haben vor, es Korin heute heimzuzahlen.«
Mittlerweile hatte sich der Nebel verflüchtigt, und der Regen ließ nach. Die Sonne ging auf Mittag zu. Ki reichte ihr einen Wasserschlauch, und sie trank einen ausgiebigen Schluck, während sie beobachtete, wie Korin mit seinen Adeligen beratschlagte. Dann regte sich plötzlich etwas unter den Soldaten hinter ihr. Arengil drängte sich durch die Armee – vollgepackt mit Käse und Würsten.
»Unser Gepäckzug hat endlich zu uns aufgeschlossen«, verkündete er und reichte Tamír eine Wurst. »Hiril hat sich erlaubt, das Essen austeilen zu lassen, nachdem er erfahren hatte, wie hungrig ihr seid.«
Mit einem dankbaren Stöhnen biss Tamír in die Wurst, die sich als hart und würzig erwies.
»Jetzt freue ich mich noch mehr, dass ihr aufgetaucht seid!«, rief Ki, den Mund voller Käse. »Ich hatte schon Angst, wir müssten heute Abend Pferdefleisch essen. Wein habt ihr nicht zufällig auch dabei, oder?«
»Aber sicher.« Arengil zog eine Tonflasche vom Gürtel und reichte sie ihm. Ki trank einen Schluck und gab die Flasche an Tamír weiter, sie wiederum, nachdem sie sich ebenfalls einen Schluck genehmigt hatte, an Luchs. »Bei Bilairys Hintern, tut das gut!«
Rings um sie wurde gelacht und gejubelt, während die Lebensmittel durch die Ränge verteilt wurden.
Die Ruhepause blieb von kurzer Dauer. Trompeten erschollen von Korins Seite des Feldes aus, und Tamír sah, dass sich seine Truppen zu einem weiteren Angriff formierten.
Tamír und die Gefährten ließen ihre Pferde holen, riefen herbei, was sie an Reiterei hatten, und brachten die berittene Streitkraft in die Mitte, gesäumt von tiefen Rängen der Bogenschützen.
Korin war kein Narr. Da er zuvor in die Stacheln ihres Igels geraten war, setzte er seinen neuen Angriff nun an ihrer rechten Flanke an und umging den Wald, um sich ihr von der Seite zu nähern. Bei Erreichen des Baches strauchelten einige seiner Pferde ob des weichen Untergrunds und der Löcher, wie Tamír gehofft hatte, allerdings nicht genug, um sich entscheidend auszuwirken.
»Kyman wendet nicht!«, schrie Ki, der nach hinten schaute und beobachtete, wie die Truppen des alten Generals parallel zu den Klippen vorrückten.
Korins Linie bog sich durch. Die dem Waldrand am nächsten befindlichen Reiter hatten mit unebenerem Gelände zu kämpfen und kamen nicht so schnell heran wie das äußere Ende der Linie. Kyman hielt auf die Nachzügler zu, wodurch er sich in Gefahr begab, über den Rand der Klippen gedrängt zu werden.
Tamír fasste Korins Standarte ins Auge, als er den Hügel herabgeritten kam, und führte ihre Reiterei in seine Richtung an. Als die beiden Streitkräfte einander näherten, erblickte sie ihn, dicht von seiner Garde umzingelt. Caliel und Alben waren bei ihm, außerdem noch jemand, der das Bandelier eines Gefährten des Königs trug.
»Das ist Moriel!«, brüllte Lutha.
»Also hat er letztlich seinen Willen bekommen«, meinte Ki. »Mal sehen, wie ihm die Pflicht dazu schmeckt.«
»Bitte, Tamír, überlass die Kröte mir, wenn wir nahe genug sind«, ersuchte Lutha sie. »Ich habe noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen,«
»Wenn es Sakors Wille ist, gehört er dir«, gab Tamír zurück.
Ki musste seinem Pferd ordentlich die Sporen geben, um mit Tamírs Schritt zu halten, als sie angriff. Zu Fuß hatte es sich einfacher gestaltet, bei ihr zu bleiben. Diesmal führte Korin persönlich den Angriff an, und Tamír schien erpicht darauf, ihn zu erreichen. Wie üblich, wenn die Kampfeslust sie packte, hatten Ki und der Rest der Gefährten alle Hände voll zu tun, um nicht zurückzubleiben. Luchs ritt mit Una zu ihrer Linken, Nikides und Lutha, die beide verkniffen unter den Stahlhelmen grinsten, auf Kis Seite.
Die beiden Linien prallten wie Wellen aufeinander, die sich gegenseitig den Schwung raubten. Im einen Augenblick befanden sie sich in einer groben Formation, im nächsten herrschte blankes Chaos.
Zudem stürmten kurz darauf die
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