Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
du willst«, gab Tamír zurück. »So ernenne ich dich denn zu Fürst Luchs mit noch festzulegendem Land und Besitz. Fürstin Una, auch deine Gefolgstreue nehme ich an. Euer erster Auftrag als meine Gefährten lautet, gut auf meinen königlichen Geschichtsschreiber aufzupassen. Und auf Euch selbst«, fügte sie mit einem warnenden Blick auf Luchs hinzu.
Luchs nickte schuldbewusst. »Bilairy scheint mich noch nicht haben zu wollen, Hoheit.«
»Gut. Ich kann nicht auf dich verzichten.«
Nachdem dies geregelt war, nahm sie auf dem Stuhl Platz, der für sie vorbereitet worden war, und widmete die Aufmerksamkeit dem versammelten Adel. »Meine Freunde, ich danke euch allen für das, was ihr getan habt. Und ich will ehrlich mit euch sein. Ich weiß nicht genau, was als Nächstes geschehen wird. Wie es scheint, muss ich mich gegen meinen Vetter und jeden stellen, der Korins Anspruch auf den Thron befürwortet. Ich will zwar keinen Bürgerkrieg, dennoch könnte es dazu kommen. Falls jemand unter euch Zweifel darüber hegt, sich unter meinem Banner zu scharen, steht es ihm frei zu gehen. Niemand wird euch aufhalten. Aber geht sofort.«
Dem Angebot folgte Schweigen, und niemand rührte sich. Nach einer kurzen Weile trat Fürst Jorvai vor, kniete sich vor ihr hin und bot ihr sein Schwert dar. »Ich habe Euch bereits auf dem Schlachtfeld die Treue geschworen, Hoheit, aber ich möchte es vor diesen Zeugen wiederholen. Nehmt Colath als Euren vereidigten Verbündeten an.«
»Und Ilear«, meldete sich Kyman zu Wort.
Nacheinander bekräftigen die übrigen ihre Eide. Niemand ging.
Tamír stand auf und erhob die Hand über sie. »Noch trage ich weder das Schwert Ghërilains noch die Krone, aber kraft Illiors und vor diesen Zeugen nehme ich eure Gefolgstreue an, bestätige eure Besitztümer und zähle euch zu meinen teuren Freunden. Nie werde ich den Anblick eurer Banner vergessen, die mir zu Hilfe kamen, als ich euch am meisten brauchte.
Nachdem die Eide geleistet waren, wandte sich Tamír den Gildenmeistern zu, die unruhig ihrer Aufmerksamkeit geharrt hatten. Nacheinander knieten Männer und Frauen mit den Zeichen ihrer Berufsstände nieder und gelobten die Gefolgstreue ihrer Gilden. Fleischer, Schmiede, Fuhrmänner, Bäcker, Steinmetze – es schien ein endloser Strom zu sein, doch Tamír war froh über die Gelegenheit, die Oberhäupter der gemeinen Klasse der Stadt kennen zu lernen.
Schließlich, als die Sonne beinah auf Mittag stand, gelangte sie zu Iya und den Zauberern.
»Eure Tapferkeit im Kampf wird nicht in Vergessenheit geraten. Meine Fürsten und Fürstinnen und all ihr braven Leute, ich fordere euch auf, diese wackeren Zauberer zu ehren.«
Die Versammelten verbeugten sich und jubelten mit unterschiedlich ausgeprägter Begeisterung. Tamír wusste, dass trotz allem, was die Zauberer getan hatten, Niryn und dessen Spürhunde einen schalen Geschmack in den Mündern vieler hinterlassen hatten – wodurch sie allen Zauberern mit einem gewissen Maß an Argwohn begegneten. Tatsächlich hatten die freien Zauberer von Skala von jeher in einem gemischten Ruf gestanden. Für jeden würdigen und ernsten Zauberer vom Schlage Iyas oder jeden freundlichen wie Arkoniel gab es hundert alberne Schwindler und Jahrmarktbeschwörer. Und es gab jene wie Niryn, die sich zu ihrem eigenen Vorteil bei den Reichen und Mächtigen anbiederten. Wenngleich Tamír durchaus selbst Gründe hatte, Zauberern zu misstrauen, schuldete sie den neunzehn, die Iya vertrat, bereits eine Menge.
Einige trugen Roben, die meisten jedoch waren wie Händler oder Kleinadelige gekleidet. Andere sahen wie ärmliche Reisende aus, und mindestens die Hälfte von ihnen wies Verwundungen von der Schlacht auf. Tamír freute sich darüber, den hellhaarigen Geistvernebler Eyoli unter ihnen zu erblicken. Er hatte ihr während des Gefechts geholfen, Atyion zu erreichen, und dabei um ein Haar das Leben verloren.
Zwei der ihr vorgestellten Zauberer, Dylias und Zagur, wirkten so greis wie Iya. Kiriar und eine äußerst hübsche Frau namens Elisera von Almak schienen etwa in Arkoniels Alter zu sein, wenngleich Tamír wusste, dass es bei Zauberern genauso schwierig war wie bei Aurënfaie, ihr wahres Alter zu schätzen.
Mit Abstand am auffälligsten war die letzte Frau, die ihr vorgestellt wurde. Die grauäugige Saruel von Khatme war Aurënfaie. Sie trug das aufwendige, rote und schwarze Kopftuch – den Sen’gai – und die schwarzen Gewänder ihres Volkes. Die erlesenen,
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