Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
dunklen Gesichtstätowierungen und Juwelen, die ebenso bezeichnend für ihren Klan waren, gestalteten es umso schwieriger, ihr Alter zu erahnen, und da Aurënfaie noch langsamer alterten als Skalaner mit der Gabe des Zauberns, wäre jede Schätzung vermutlich falsch gewesen.
Tamírs Freund, Arengil von Gedre, hatte ihr etwas über die Sitten und Gebräuche seines Volkes beigebracht. »Möge Aura im Licht bei Euch sein, Saruel von Khatme«, sagte sie, legte die Hand aufs Herz und verbeugte sich.
Saruel erwiderte die Geste mit ernster Miene, den Kopf leicht nach links gedreht, als hätte sie Mühe zu hören. »Und in der Dunkelheit, Tamír ä Ariani Agnalain von Skala.«
»Ich dachte, alle Aurënfaie hätten Ero verlassen, als die Spürhunde anfingen, Zauberer und Priester zu verbrennen.«
»Ich gehörte zu denjenigen, denen die Vision von Frau Iya zuteil wurde. Aura Illustri, Euch als Illior Lichtträger bekannt, lächelt auf Euch herab. Euer Onkel brachte schlimmes Übel über Euer Land und spuckte unserem Gott ins Gesicht. Ihr verkörpert das Licht, das gesandt wurde, um die vom Thronräuber und dessen finsteren Zauberern verbreitete Dunkelheit zu vertreiben. Es ist meine Pflicht und große Ehre, Euch auf jede mir mögliche Weise zu unterstützen.«
»Ich heiße Eure Hilfe und Weisheit willkommen.« Gegenüber Außenstehenden – Tírfaie , wie die Aurënfaie die kurzlebigen Menschen nannten – wurden solche Gelöbnisse niemals leichtfertig abgegeben. »Frau Iya, wie kann ich Euch und Eure Leute für Eure Dienste belohnen?«
»Wir sind keine Händler oder Söldner, die gekommen sind, um eine Rechnung vorzulegen, Hoheit. Ihr wisst zwar von meiner Vision über Euch, aber Ihr kennt nicht das Ausmaß dessen, was ich getan habe, um ihr zur Wirklichkeit zu verhelfen.
Während Ihr herangewachsen seid, reisten Arkoniel und ich durch das Land, um andere zu suchen, denen ein flüchtiger Eindruck von derselben Vision gewährt wurde. Einige dieser Zauberer stehen hier und jetzt vor Euch. Andere warten auf Nachricht, um sich uns anzuschließen und Euch beizustehen. Nicht alle von ihnen sind mächtig, dennoch hat sie der Lichtträger dazu berufen, Euch, die Königin, die da kommen muss, zu beschützen.
Ich sage Euch nun vor all diesen Zeugen, dass wir nicht vom Lichtträger auserkoren wurden, um Euch bis hierher zu helfen und dann einfach von dannen zu ziehen …«
»Gerede derselben Art haben wir von diesem Verräter Niryn gehört, als er seine Rotte um sich scharte«, fiel Kyman ihr ins Wort. »Auch er hat behauptet, sie würden dem Thron dienen. Ich will weder Euch noch Euren Freunden gegenüber respektlos erscheinen oder herabwürdigen, was Ihr getan habt. Aber ich bin nicht der einzige Skalaner, den es ein wenig beunruhigt, erneut so viele Euresgleichen an einem Ort vereint zu sehen.« Er drehte sich Tamír zu und verneigte sich tief vor ihr. »Verzeiht meine unverhohlenen Worte, Hoheit, aber sie entsprechen der Wahrheit.«
»Ich weiß besser als Ihr, was Niryn getan hat, Fürst. Frau Iya, was schlagt Ihr vor?«
»Ich verstehe die Ängste, die Niryn und seine Brut gesät haben«, erwiderte die Zauberin ruhig. »›Meinesgleichen‹ und ich wissen sogar noch besser als Ihr, Hoheit, oder als alle anderen hier, was für Übel die Spürhunde angerichtet haben.«
Sie fasste in ihr Gewand, holte eine große Silberbrosche mit einer darin eingearbeiteten Kupferflamme Sakors hervor und hielt sie hoch. »Dies hier haben uns die Spürhunde aufgebürdet.« Die anderen hoben die eigenen Broschen an, alle außer Arkoniel und Eyoli. In die Rückseiten waren Nummern eingestanzt, für jeden Zauberer eine andere. Jene Iyas lautete 222.
»Sie haben uns wie Vieh in ihren Büchern erfasst.« Iya warf die Brosche auf den Boden zu ihren Füßen. Die anderen Zauberer taten es ihr gleich, wodurch ein kleiner, glitzernder Haufen entstand. »Jeder freie Zauberer in Ero wurde gezwungen, eine dieser Broschen zu tragen«, fuhr sie verbittert fort. »Wer sich dagegen widersetzte, wurde verbrannt, darunter Zauberer, die geschworen hatten, Euch zu helfen, Hoheit. Ich spürte die Flammen, als sie starben. Niryn wollte uns lehren, wo wir hingehören, wollte uns Furcht einbrennen, doch stattdessen hat er in mir eine Erinnerung heraufbeschworen.
Es stimmt, dass die meisten Zauberer von Natur aus Einzelgänger sind, aber zu Zeiten Eurer Ahnin und des Großen Krieges haben sich viele von uns der Königin angeschlossen, um gegen die Plenimarer und
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