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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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an seinem Hof scharten, begleitet von den verbliebenen Gefährten und Porion. Seinen Kummer erduldete er mit einer Würde, die sein Alter überstieg. Binnen eines Jahres hatte er Gemahlin, Kind, Vater und Hauptstadt verloren. Männer, die nicht gesehen hatten, wie er im Kampf zauderte, wurden von seinen blitzenden Augen und seinem bereitwilligen Lächeln angezogen. Sie sahen seinen Vater in ihm: stark, herzlich und bezaubernd. Adelige, alt genug, um Korins Großväter zu sein, knieten sich mit Tränen in den Augen hin, um seinen Ring zu küssen und das Heft des ruhmreichen Schwertes an seinem Gürtel zu berühren. Bei solchen Gelegenheiten gelang es Lutha beinah, seine Zweifel zu vergessen.
    Spätabends in der Abgeschiedenheit seiner Halle hingegen trank Korin mehr denn je, und jener grimmige, heimgesuchte Gesichtsausdruck kehrte zurück. Genauso hatte er nach ihrem ersten Einsatz ausgesehen und nachdem er zugelassen hatte, dass sie in Ero in die Enge getrieben worden waren. Wenn Korin betrunken war, schimmerte die Angst durch. Und Niryn weilte ständig tuschelnd am Ellbogen des jungen Königs.
    »Um ihn zu beraten«, wie der alte Fuchsbart die Galle nannte, die er Korin einflößte.
    Tagsüber ließ sich Niryn selten sehen, und Lutha hielt sich zu jeder Zeit von dem Mann so fern, wie er konnte. Er hatte den Blick des Zauberers schon zu oft auf sich gespürt. Jeder konnte sehen, dass Korin nach Niryns Wünschen dort weitermachen sollte, wo sein Vater aufgehört hatte, doch Lutha war schlau genug, derlei Gedanken für sich zu behalten.
    Einige Fürsten und Offiziere, die es gewagt hatten, frei von der Leber zu sprechen, waren auf dem Burghof bereits aufgeknüpft worden, darunter ein gut aussehender und beliebter junger Hauptmann namens Faren aus Herzog Wethrings Regiment. Sein aufgedunsener Leichnam hing noch immer auf dem Hof und schaukelte in der unaufhörlichen Brise träge mit einem Schild um den Hals. Ein in Großbuchstaben gekritzeltes Wort prangte darauf: VERRÄTER.
    Nur Caliel wagte es nach wie vor, dem Zauberer die Stirn zu bieten, und Lutha fürchtete deshalb um ihn. Andere mochten dasselbe empfinden wie Caliel, und Lutha wusste sogar, wer diejenigen waren, aber im Gegensatz zu ihnen war Caliel zu heißblütig und pflichtbewusst, um die Zunge zu hüten. Er trotzte den Warnhinweisen und Korins gelegentlichen Anfällen betrunkener Schmähungen und blieb bei seinem Freund, obwohl er nicht mehr erwünscht zu sein schien.
     
    »Du schaffst es noch, im Verlies zu landen oder Schlimmeres über dich zu bringen«, warnte ihn Lutha eines Abends, als sie zusammen in einem geschützten Winkel der windgepeitschten Zinnen kauerten.
    Caliel beugte sich zu ihm und brachte den Mund dich an Luthas Ohr. »Ich kann nicht einfach tatenlos danebenstehen und mit ansehen, wie diese Kreatur seine Seele raubt.«
    Es jagte einen Schauder durch Lutha, dass Caliel selbst hier Niryns Namen nicht laut aussprechen wollte.
    Neben den wenigen überlebenden Spürhunden und seiner Garde der Graurücken hatte Niryn noch Moriel. Moriel, die Kröte. Eigentlich sah er mit dem hellen Haar und der langen, spitzen Nase eher wie eine Ratte aus, aber er besaß das kalte, hungrige Herz einer Kröte. Seit sein erster Schirmherr, Fürst Orun, versucht hatte, ihn an Kis Stelle als Knappen durchzusetzen, trieb er sich am Hof herum.
    Weder Tobin noch Korin wollten etwas mit ihm zu tun haben, aber irgendwie war es ihm gelungen, sich nach Oruns Tod an Niryn zu heften. Nun schien es nahezu unmöglich, den kleinen Mistkerl loszuwerden, ohne ihm die Suppe zu vergiften. Er wurde als Handlanger des Zauberers bezeichnet, und obschon er den Eindruck vermittelte, ständig an der Seite des Mannes zu weilen, bediente er sich nach wie vor seiner alten Kniffe. Er hatte scharfe Augen, lange Ohren und die garstige Angewohnheit, dort aufzutauchen, wo man am wenigstens damit rechnete. Unter den gemeinen Soldaten wurde gemunkelt, dass Hauptmann Faren aufgrund von Moriels Beweisen gehängt worden war.
    Plötzlich erblickte ihn Lutha; er näherte sich entlang des Wehrgangs. Caliel schnaubte leise, dann lehnte er sich auf die Brüstung, als erfreuten sich er und Lutha bloß an der Aussicht.
    Moriel gelangte in ihre Höhe und hielt inne, als erwartete er eine Begrüßung. Caliel wandte ihm abweisend den Rücken zu, Lutha folgte seinem Beispiel.
    »Verzeiht«, murmelte Moriel in jenem öligen, mehrdeutigen Tonfall, den er sich während seiner Zeit in Fürst Oruns Haus angewöhnt

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