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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Dienstpflichten der anderen Knappen mitzuerfüllen, die in Ero gefallen waren.
    So wenige von uns sind übrig, dachte Lutha und trank einen weiteren Schluck Wein, um seine Kehle zu lockern, die sich plötzlich wie zugeschnürt anfühlte. Am meisten vermisste er Nikides. Am Hof war er Luthas Freund gewesen; nun war er tot. Barieus hatte sein Verscheiden ebenfalls hart getroffen, und er trauerte insgeheim auch um Luchs, in den er ein wenig vernarrt gewesen war.
    Falls Korin sie vermisste, zeigte er es lediglich, indem er abends mehr als üblich trank, ein Verhalten, das Niryn noch zu ermutigen schien. Da Caliel in Ungnade gefallen und Tanil verschwunden war, gab es niemanden mehr, der Korin zu bändigen vermochte. Meister Porion missbilligte sein Gebaren wie eh und je, allerdings konnte er angesichts seines Ranges wenig dagegen sagen. Korin verkörperte nicht mehr seinen Schwertkampfschüler von früher, sondern seinen König.
     
    Es war ein seltsamer und freudloser Hof, den sie hier unterhielten. Korin beanspruchte für sich, der rechtmäßige König von Skala zu sein, und hatte sich von einem zitternden Priester sogar krönen lassen, dennoch lebten sie auf diesem einsamen, windgepeitschten Fleckchen der Landenge wie Verbannte.
    Die Festungshöfe stanken nach Blut und Feuer. Die Tobin noch treu ergebene Garnison hatte versucht, Widerstand zu leisten, doch Erius hatte dereinst Niryn zum Schutzherrn über Cirna ernannt, und der Zauberer hatte seine Garde der Roten Falken bereitgehalten gehabt. Seine Soldaten metzelten die Männer Cirnas nieder und öffneten die Tore für Korin. Der Anblick all der Skalaner, die von Skalanern getötet worden waren, hatte Lutha in der Nacht, in der sie in die Festung geritten waren, den Magen umgedreht. Auch Frauen befanden sich unter den Toten, und sogar ein kleiner Page, der kaum älter als sechs Jahre sein konnte. Jemand hatte ihn durchbohrt. Was für ein Krieger tötete einen Pagen?
    Dafür nahm Cirna eine herausragende Verteidigungslage ein, eine der entscheidendsten im ganzen Land. Das Bollwerk befand sich an der schmalsten Stelle der Landbrücke zwischen der skalanischen Halbinsel und den fruchtbaren Ackerlandgebieten im Norden. Von der Westmauer aus konnte ein Mann mit einem starken Arm einen Stein ins Osiat-Meer werfen; von der Ostmauer aus konnte ein Bogenschütze einen Pfeil ins Innere Meer schießen.
    Das bedeutete jedoch auch, dass der Wind, egal woher er wehte, Feuchtigkeit und Salz herantrug und auf jeder Oberfläche zurückließ. Die Bettlaken fühlten sich klamm an, und jede Tür des Ortes war verzogen, die Angeln steif und laut vor Rost. Ganz gleich, wie oft sich Lutha über die Lippen leckte, immer schmeckte er Salz. Sogar in der großen Halle herrschten unablässig Feuchtigkeit und Kälte, trotz der Kaminfeuer und Fackeln, die dort Tag und Nacht brannten.
    Korin scherzte mittlerweile betrunken mit Alben und fasste um Niryn herum, um an einer Locke des langen schwarzen Haars des jungen Fürsten zu zupfen. Alben lachte und stieß ihn weg. Korin wankte auf der Bank, rempelte Caliels Arm und verschüttete seinen Wein. Alben kippte rückwärts gegen Urmanis, der neben ihm saß. Urmanis fluchte und schob ihn zurück. Alben verlor das Gleichgewicht und purzelte unter allerlei Gelächter rücklings von der Bank. Sogar der alte Fuchsbart stimmte darin mit ein. Mit den beiden verstand sich der Zauberer mittlerweile besonders gut. Er hatte auch versucht, Caliel für sich einzunehmen, doch der wahrte Abstand zu dem Mann.
    Lutha hatte weder Alben noch Urmanis je besonders gemocht. Beide waren hochmütig und konnten gemeine Mistkerle sein, wenn sie wollten, was recht häufig vorkam. Sie hatten sich schon immer allen Gelüsten Korins angeschlossen, so niedrig sie sein mochten, und dieser Tage standen sie hoch in seiner Gunst.
    Mit dem armen Caliel verhielt es sich gänzlich anders. Er besaß zwar noch seinen Platz am Tisch, doch etwas zwischen ihm und Korin stimmte ganz und gar nicht mehr. Der dunkeläugige Caliel mit dem goldenen Haar war stets die Sonne für Korins düstere Stimmungswolken gewesen, der Einzige unter ihnen, dem es zusammen mit Tanil gelingen konnte, Korin einen üblen Streich auszureden oder ihn ins Bett zu schaffen, bevor er sich vollends mit Wein vergiftete. Inzwischen hörte Korin kaum noch auf ihn.
     
    Untertags gebärdete sich Korin besser, vermutlich, weil er da nüchtern blieb. Er trug immer noch Trauerkluft und begrüßte die besorgten Adeligen, die sich

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