Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
fingerte er zwischen ihren Beinen, versuchte unbeholfen, ihr etwas Freude zu bereiten und sie einzustimmen.
Nalia war dankbar für die Dunkelheit, da ihr frisch gebackener Gemahl dadurch die Tränen der Scham und der Wut nicht sehen konnte, die ihr über die Wangen strömten. Nalia biss sich auf die Lippe und hielt den Atem an, um sich nicht zu verraten, als sie Erinnerungen an süßere Liebesspiele widerstand, die nunmehr für immer besudelt waren.
Als ihr falsches Jungfernhäutchen eingerissen wurde, schrie sie auf, doch sie bezweifelte, dass er es bemerkte oder es ihn kümmerte. Ihr Gemahl schien es noch eiliger damit zu haben, den Akt hinter sich zu bringen, als sie selbst, und als er sich in ihr ergoss, drang ihm der Name einer anderen Frau von den Lippen: Aliya . Als es vorbei war, vermeinte sie, dass er weinte, aber er rollte sich von ihr und ging, bevor sie sicher sein konnte.
Und so hatte die Hochzeitsnacht der Königsgemahlin von Skala geendet.
Die Erinnerung ließ sie immer noch vor Scham und Wut brennen, aber Nalia tröstete sich mit dem Umstand, dass sie ihren Häschern bislang das Einzige verweigert hatte, das sie von ihr wollten. Ihr Mondblut war gekommen und gegangen, ihr Mutterleib war leer geblieben.
Kapitel 9
Trotz ihrer aufrichtigen Absichten verlor Tamír alsbald die Hoffnung, in nächster Zeit nach Atyion aufzubrechen. Es gab noch zu viel in Ero zu tun.
Die vereinzelten Frühlingsregenfälle dauerten an. Die Fußwege zwischen den Reihen hastig errichteter Katen und Zelte glichen häufig eher Kanälen als Pfaden. Adelige, die das Pech hatten, kein Anwesen zu besitzen, auf das sie sich zurückziehen konnten, fanden sich Seite an Seite mit Händlerfamilien oder halb verhungerten Bettlern wieder, die es in der Hoffnung auf die Großzügigkeit der Königin hierher verschlagen hatte.
Tamír war von früh bis spät auf den Beinen oder im Sattel, wenn sie nicht gerade Hof hielt. Die Mahlzeiten bestanden oft aus einem Happen Brot und Fleisch, der ihr dargereicht wurde, während sie arbeitete.
Einen Vorteil hatten die Bedingungen: Bislang hatte niemand versucht, sie zu überreden, außerhalb von Illardis Haus ein Kleid zu tragen. Draußen konnte sie sich ungehindert in Stiefeln und Hosen bewegen.
Endlich trafen die ersten Vorräte aus Atyion mit einem Wagentross ein, angeführt von Fürstin Syra, die Lytia zu ihrer Unterverwalterin ernannt hatte.
Tamír ritt ihr entgegen, als der Tross die Siedlung erreichte.
»Hoheit!« Syra knickste, dann überreichte sie ihr das Ladungsverzeichnis. »Ich bringe Segeltuch, Decken, Ale, Mehl, gepökeltes Hammelfleisch, getrockneten Fisch, Käse, Trockenbohnen, Feuerholz und Heilkräuter. Mehr ist unterwegs. Fürstin Lytia hat für diejenigen, die Ihr nach Atyion geschickt habt, um dort Zuflucht zu suchen, vorübergehende Unterkünfte in der Ortschaft und auf den Schlosshöfen aufgetrieben.«
»Danke. Ich wusste, dass sie die richtigen Vorkehrungen treffen würde.« Tamír holte ein versiegeltes Dokument aus dem Ärmel hervor und reichte es Syra. »Ich widme die hundert Morgen brachliegendes Land zwischen der Nordmauer und dem Meer für die Erweiterung der Ortschaft. Die Menschen können dort bauen und sich niederlassen. An das Schloss ist Pacht dafür zu entrichten. Sorgt dafür, dass Lytia das bekommt.«
»Das werde ich, Hoheit. Aber bedeutet das, Ihr habt entschieden, Ero nicht wiederaufzubauen?«
»Die Drysier sagen, die Brunnen und die Erde sind zu sehr verseucht. Es würde über ein Jahr dauern, bis sie wieder klar sind. Und die Priester behaupten samt und sonders, der Boden sei verflucht. Man rät mir niederzubrennen, was übrig ist, um das Land zu reinigen. Skala braucht eine neue Hauptstadt, eine stärkere. Vorläufig wird das Atyion sein.«
»Wenn wir dich jetzt nur noch dazu bewegen könnten, dort hinzureisen«, murmelte Ki, woraufhin einige der anderen Gefährten kicherten.
Als sich die Kunde über die Vorräte zwischen den Verschlägen verbreitete, fand sich eine Menschenmenge ein. Tamír erkannte Dankbarkeit in den Gesichtern einiger, aber auch Gier, Zorn, Ungeduld und Verzweiflung. Auf der Ebene hielten sich rund achttausend Menschen auf, die Soldaten nicht mitgezählt, und es hatte bereits zu viele gewalttätige Zwischenfälle gegeben.
Ihre Vogte traten täglich vor sie hin, um über Diebstahl, Vergewaltigung und andere Verbrechen zu berichten. Die Gesetze waren nach wie vor in Kraft, und Tamír hatte mehr Hinrichtungen
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