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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nicht längst getan hätten.«
    »Hoheit?«, flüsterte Baldus, immer noch verängstigt.
    »Schon gut«, sagte Ki zu dem Jungen. »Die Prinzessin hatte nur einen sehr schlimmen Traum. Schlaf weiter.«
    Mittlerweile hatten sich Tamírs Augen ausreichend an die Dunkelheit angepasst, um Kis Gestalt auszumachen, doch sie hätte ihn auch so erkannt. Ki badete oft, wenn er Gelegenheit dazu hatte, trotzdem schien er stets leicht nach Pferd und Leder zu riechen, nach frischer Luft und Wein und sauberem Schweiß. Es war ein angenehmer Duft, tröstlich und vertraut. Ohne nachzudenken, streckte sie die Hände aus, vergrub die Finger in seinem weichen Nackenhaar und spürte, wie er überrascht zusammenzuckte.
    Dann drückte er sie und flüsterte: »Was sollte das denn?«
    »Keine Ahnung.« Sie wollte nicht weiter nachdenken, erst recht nicht im Dunklen. Baldus wimmerte immer noch an der Tür. Tamír wusste nur allzu gut, wie es sich anfühlte, sich in der Finsternis zu fürchten.
    »Komm her«, rief sie ihm zu.
    Der Junge kletterte ins Bett und kauerte sich zitternd neben ihre Beine. Sie streckte die Hand aus, um sich zu vergewissern, dass er eine Decke mitgebracht hatte, dann streichelte sie ihm übers Haar, um ihn zu beruhigen. Es fühlte sich kühl und struppig unter ihren Fingern an, ganz anders als das von Ki.
    »Tut mir leid, Hoheit«, flüsterte das Kind mit brechender Stimme.
    »Was tut dir leid?«
    »Dass ich nicht tapfer bin. Ich dachte, ich hätte einen Geist gesehen. Ich dachte, Ihr hättet ihn auch gesehen.«
    Tamír spürte, wie sich Kis Arm um sie versteifte. »Es war nur ein böser Traum.«
    Bald schlief Baldus ein, und Ki trug ihn zurück auf seine Prits che. Anschließend kehrte er zur Bettkante zurück.
    »Das war nicht das erste Mal, dass ich gehört habe, wie du im Schlaf nach ihm rufst, nur war es noch nie so schlimm. Kannst du mir sagen, was los ist? Ich weiß, dass er in der Nähe lauert. Manchmal kann ich ihn spüren, und mir fällt auf, wie du dich plötzlich versteifst und etwas anstarrst, was nur du sehen kannst. Gibt es irgendetwas, das ich tun kann, um …«
    Sie fand seine Hand und zog ihn neben sich. »Er ist immer noch wütend darüber, wie er gestorben ist, aber er kann mir nichts Genaues darüber sagen, nur, dass ich ihn rächen muss«, flüsterte sie.
    Ki schwieg eine Weile und rieb ihr mit dem Daumen in einem beruhigenden Takt über die Fingerknöchel, der ihr Schauder über den Arm jagte. Schließlich sagte er: »Da ist etwas, das ich dir nie erzählt habe.«
    »Über Bruder?«
    »Ja. Ich hatte es schon völlig vergessen. Es geschah an dem Tag, als Fürst Orun starb.«
    »Das war vor Jahren.« Auch sie hatte versucht, jenen Tag zu vergessen, an dem sie mit ansehen musste, wie Bruder ihren ausfälligen Vormund mit einer einzigen Berührung seiner Hand tötete.
    »An dem Tag, als du zu Orun gegangen bist, blieb ich im Haus deiner Mutter, weißt du noch? Ich habe es dir nie gesagt – tatsächlich habe ich niemandem je davon erzählt –, aber an dem Tag habe ich Bruder gesehen , während du weg warst. Es war das erste Mal.
    Ich laufe also in Tharins Zimmer auf und ab, zerbreche mir den Kopf darüber, warum Orun mich weghaben will, und sorge mich, weil du alleine bei ihm bist. Dann taucht aus dem Nichts Bruder auf und sagt etwas wie: ›Frag Arkoniel.‹ Ich hatte fürchterliche Angst, aber ich wollte von ihm wissen, was ich den Zauberer fragen sollte. Das wollte er mir nicht sagen. Er hat mich nur mit diesen toten Augen angestarrt, bis er schließlich wieder verschwand.« Ki setzte ab. »Dann haben sie dich halb tot zurückgebracht und uns von Orun erzählt, und ich habe den Vorfall vergessen. Aber jetzt, da er sich immer um dich herumtreibt, musste ich wieder daran denken. Glaubst du, Arkoniel weiß mehr über ihn, als er zugibt?«
    Bruders hohles, zischendes Lachen in der Dunkelheit war für sie beide Antwort genug.
    »Wenn Arkoniel etwas weiß, dann gilt dasselbe für Iya«, meinte Tamír.
    »Vielleicht sollest du mit den beiden reden. Ich weiß, du bist immer noch wütend auf sie, aber sie müssen dir doch helfen, oder?«
    Tamír zuckte widerwillig mit den Schultern; Ki seufzte und ließ sich entspannter neben ihr nieder. Seit Atem wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. »Ich gebe es ungern zu, aber ich schätze, ich bin darüber hinaus, wütend auf Arkoniel zu sein. Und warum sollte Bruder auf ihn verweisen, wenn er nichts wüsste?«
    »Noch etwas, worüber mich die beiden mein ganzes

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