Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Mitte des Trosses, auf allen Seiten von bewaffneten Reitern und von Zauberern abgeschirmt. Jorvai übernahm die Spitze, Kyman und seine Leute die Nachhut. Tharin blieb bei Tamír, die beiden Zauberer hielten sich neben ihnen. Baldus kauerte mit großen Augen hinter Arkoniel und umklammerte mit einer Hand ein kleines Bündel.
    Da der Großteil des Palatins nach wie vor in Flammen stand, war der übliche Weg zum Tor unpassierbar. Tamír und ihr Tross durchquerten den verheerten Park zu einer kleinen Nebenpforte hinter dem verwüsteten Hain der Drysier.
    Diese Strecke führte sie an der königlichen Gruft vorbei. Tamír blickte zu den verkohlten Überresten des Säulenvorbaus. Ränge von Priestern und Soldaten standen dort Wache, doch der Großteil der königlichen Standbilder war bereits verschwunden.
    »Haben die Plenimarer die Statuen gestürzt?«
    Iya kicherte. »Nein, die Verteidiger des Palatins haben sie auf die Köpfe der Feinde fallen lassen.«
    »Ich bin nie wieder hergekommen«, murmelte Tamír.
    »Hoheit?«
    Ki verstand sie. In der Nacht, als sie erstmals in Ero eintrafen, hatte Tamír die Asche ihres Vaters hinab in die unteren Gefilde der königlichen Gruft getragen und den einbalsamierten Leichnam ihrer Mutter gesehen. Es war das einzige Mal gewesen, dass sie sich in die Katakomben hinabgewagt hatte. In der Trauernacht und an den übrigen heiligen Tagen hatte sie die Gruft stets gemieden. Ki vermutete, dass sie nach all den Jahren des Zusammenlebens mit Bruder genug von den Toten gehabt hatte.
    Und wo mag er jetzt sein? , fragte er sich. Seit der Entbindungszeremonie hatte es keinerlei Anzeichen auf den Dämon mehr gegeben. All die Knochensplitter aus der Puppe waren durch die Magie verbrannt. Vielleicht war Tamír endlich befreit von ihm, wie Lhel es versprochen hatte.
    Und er ist auch frei. Ki erinnerte sich noch an den gequälten Ausdruck in Bruders Gesicht während jener letzten Augenblicke. Trotz all der Angst und des Schmerzes, die Bruder im Lauf der Jahre verursacht hatte, und ungeachtet des Schadens, den er anzurichten versucht hatte, hoffte Ki für alle Beteiligten, dass der zornige Geist letztlich das Tor durchschritten hatte.

Kapitel 3
     
    Außerhalb des Palatins herrschte blankes Chaos in der Stadt. Zorniges Geschrei und weinende Stimmen erfüllten die Luft. Der Regen hatte nachgelassen, doch über Ero hingen immer noch zerfranste Wolken. In einigen Vierteln tobten nach wie vor Feuer, und ein endloser Strom von Flüchtlingen verstopfte die Straßen. Vor den Toren hielten Soldaten Wache und versuchten, die Menschen davon abzuhalten, in die Stadt zurückzukehren, um Habseligkeiten zu bergen oder zu plündern.
    Tamír ließ den Blick über die Menschen wandern, die ihr Volk verkörperten. Die meisten hatten keine Ahnung, wer in jener Nacht an ihnen vorüberzog. Was würden sie denken, wenn sie sähen, dass sie die Hauptstadt verließ?
    »Bei der Flamme, ich bin es allmählich leid, in der Finsternis umherzuschleichen«, murmelte sie, und Ki nickte.
    Schwelende Grundmauern und lauernde Freibeuter waren nicht die schlimmsten Gefahren in der verwüsteten Stadt. Hunderte Leichname, die Opfer der Schlacht und der Seuche, verwesten auf den Straßen und züchteten weitere Krankheiten. Die meisten Straßenreiniger, die sich um solche Dinge kümmerten, waren selbst bereits tot.
    Sobald Tamírs Garde die Stadt hinter sich gelassen hatte, löschte sie die Fackeln, um nicht als Zielscheiben für etwaig lauernde feindliche Bogenschützen zu dienen. Entlang der nördlichen Landstraße erstreckte sich ein dunkler, wuselnder Strang aus Menschen, Pferden und Karren jeder Machart in die Nacht.
    Habe ich bereits versagt?, fragte sich Tamír erneut.
    Wenn der Lichtträger unbedingt eine Königin wollte, weshalb hatte der Unsterbliche dann einen solch dunklen Augenblick gewählt, um sie zu offenbaren? Sie hatte die Frage zuvor dem Priester aus Afra gestellt, doch Imonus’ unerträglich gelassenes Lächeln hatte die einzige Antwort dargestellt. Die Priesterschaft und die Zauberer waren in heller Freude über den schicksalshaften Verlauf der Ereignisse, und das trotz all des Leids, das damit einherging.
    Tamír hingegen fühlte sich beim Anblick all der heimatlosen Menschen sehr klein und müde. Wie sollte sie ihnen allen helfen? Die Bürde ihrer neuen Rolle und all der damit verbundenen Unsicherheit lastete wie ein schweres Gewicht auf ihr.
    »Keine Sorge«, meinte Tharin leise. »Morgen früh sieht alles besser

Weitere Kostenlose Bücher