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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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antwortete sie erwartungsvoll.
    Ein weiterer verwundeter Ritter erlag in dieser Nacht seinen Verletzungen, doch bei den übrigen fünfundzwanzig Schwerverwundeten sah es so aus, als würden sie durchkommen. Wie Oscagne ihnen versichert hatte, waren tamulische Ärzte tatsächlich außerordentlich fähig, auch wenn einige ihrer Heilmethoden Eleniern sehr ungewöhnlich erschienen. Nach einer kurzen Besprechung beschlossen Sperber und seine Freunde, schnellstens nach Matherion weiterzureisen. Auf ihrem Weg durch den Kontinent hatten sie sehr viel in Erfahrung gebracht, das sie möglichst rasch mit den Erkenntnissen der Imperiumsregierung vergleichen wollten.
    So brachen sie eines Morgens in aller Frühe auf und ritten unter einem freundlichen Sommerhimmel nach Süden. Auch die ländliche Gegend war fast pedantisch ordentlich. Getreide und andere Feldfrüchte wuchsen in schnurgeraden Reihen auf unkrautfreien Äckern, die von niedrigen Steinmauern eingezäunt waren. Sogar die Bäume der Wälder standen wie zu einer Parade aufgereiht. Offenbar durfte nichts hier ungehindert, auf natürliche Weise wachsen. Die Bauern auf den Feldern trugen weite Hosen und Hemden aus weißem Leinen und dicht geflochtene Strohhüte, die an Pilzköpfe erinnerten. Viele der Feldfrüchte – seltsame Bohnen und eigenartige Getreidearten – waren den Eleniern fremd. Sie kamen am Samasee vorbei, wo Fischer ihre Netze aus merkwürdig aussehenden Booten mit hohem Bug und Heck auswarfen, von denen Khalad ganz und gar nichts hielt. »Eine heftige Böe von der Seite, und sie kentern«, meinte er.
    Sie erreichten das etwa hundertachtzig Meilen nördlich der Hauptstadt liegende Tosa mit einer Ungeduld, wie sie sich am Ende jeder langen Reise einstellt.
    Das schöne Wetter hielt an. Sie brachen jeden Morgen sehr zeitig auf und schlugen erst spätabends ihr Lager auf. Die Straße verlief am Tamulischen Meer entlang, einer Gegend, wo sich niedrige Hügel von der flachen Küste hoben, und lange, sanfte Wellen warfen sich aus dem tiefblauen Meer schäumend auf breite, weiße Sandstrände.
    Ungefähr acht Tagereisen von Tosa entfernt bauten sie ihr Lager des Abends in einem parkähnlichen Hain auf und waren bester Stimmung, da Oscagne ihnen versicherte, daß sie sich keine fünfzehn Meilen mehr von Matherion entfernt befanden.
    »Wenn wir weiterreiten«, meinte Kalten, »könnten wir gegen Morgen dort sein.«
    »Kommt nicht in Frage, Ritter Kalten«, sagte Ehlana entschieden. »Setzt Wasser aufs Feuer, meine Herren, und stellt ein Badezelt auf. Die Damen und ich beabsichtigen nicht, mit dem Schmutz von halb Daresien auf unserer Haut in Matherion einzureiten. Und spannt Wäscheleinen, damit wir unsere Gewänder zum Auslüften aufhängen können und der Wind die Knitterfalten ausweht.« Sie blickte sich um. »Und dann, meine Herren, möchte ich, daß ihr euch eures Aussehens und dem eurer Ausrüstung annehmt. Ich werde morgen eine Inspektion machen, und ich möchte nicht einen einzigen Rostflecken finden!«
    Kalten seufzte abgrundtief. »Jawohl, meine Königin«, antwortete er resigniert.
    Am nächsten Morgen reihten sie sich zu einer ordentlichen Kolonne auf. Die Karosse rollte nahe der Spitze. Sie bewegte sich langsam, um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln, und Ehlana, in blauem Gewand und einer brillantenbesetzten Goldkrone auf dem aschblonden Haar, saß in so majestätischer Haltung in der Karosse, daß man hätte meinen können, alles in weitem Umkreis gehöre ihr. Allerdings hatte es vor ihrem Aufbruch eine kleine, aber heftige Meinungsverschiedenheit gegeben. Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Danae, hatte leidenschaftlich aufbegehrt, als sie ein ihrem Stand angemessenes Gewand anziehen und dazu ein zierliches Krönchen aufsetzen sollte. Ehlana hatte gar nicht erst versucht, ihrer Tochter gut zuzureden; statt dessen hatte sie etwas getan, was sie noch nie zuvor getan hatte. »Prinzessin Danae«, sagte sie förmlich, »ich bin die Königin. Du wirst mir gehorchen!«
    Danae blinzelte überrascht. Sperber war ziemlich sicher, daß noch nie jemand so zu ihr gesprochen hatte. »Jawohl, Majestät«, antwortete sie schließlich fast untertänig.
    Natürlich war ihnen die Kunde von ihrer baldigen Ankunft vor ausgeeilt. Engessa hatte dafür gesorgt, und als sie am Nachmittag einen langen, schrägen Hang emporritten, sahen sie, daß sie auf der Kuppe von einer Abteilung berittener Gardetruppen in Galarüstung aus schwarzlackiertem Stahl mit Goldintarsien erwartet

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