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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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tragen könnt.«
    Sobald den Besuchern in weiche Hausschuhe geholfen war, wurden sie ins Schloß geleitet. Öllampen hingen an langen Ketten von der Decke. Ihr Licht ließ die Wände, Böden und Decken der breiten Korridore in allen Regenbogenfarben schillern. Geblendet und benommen folgten die Elenier den Dienern.
    Natürlich gab es auch hier Hofleute – ein Schloß ohne Höflinge wäre undenkbar –, und wie die Bürger auf den Straßen drückten auch sie die Stirn auf den Boden, als die Königin von Elenien an ihnen vorüberschritt.
    »Verlieb dich nicht zu sehr in diese Art des Grüßens, Schatz«, warnte Sperber seine Gemahlin. »Die Bürger von Cimmura würden sich nie dazu herablassen, egal was du ihnen bietest.«
    »Also wirklich, Sperber!« sagte sie verärgert. »Ich würde so etwas nicht einmal im Traum in Erwägung ziehen. Im Gegenteil, ich wünschte, diese Leute würden es unterlassen. Es ist regelrecht peinlich.«
    »So gefällst du mir.« Er lächelte.
    Man bot ihnen Wein an und gekühltes, mit Duftstoffen versetztes Wasser, um damit das Gesicht zu betupfen. Die Ritter griffen erfreut nach dem Wein, und die Damen betupften sich das Gesicht, wie man es von ihnen erwartete.
    »Du solltest auch ein wenig davon benutzen, Vater«, riet Prinzessin Danae und deutete auf die Porzellanbecken mit Duftwasser. »Vielleicht überdeckt es den Geruch deiner Rüstung.«
    »Das ist eine gute Idee, Sperber«, stimmte Ehlana zu.
    »Eine Rüstung soll stinken.« Er zuckte die Schultern. »Wenn die Augen des Feindes während eines Kampfes zu tränen beginnen, ist das von Vorteil.«
    »Dachte ich mir doch, daß es einen Grund dafür gibt«, murmelte die kleine Prinzessin.
    Danach wurden sie durch einen langen Korridor geführt, in dessen Wände Mosaikporträts eingelegt waren: steife, wahrscheinlich idealisierende Abbildungen längst verstorbener Kaiser. Ein breiter roter Läufer mit Goldborte schützte den Boden dieses schier endlosen Ganges.
    »Sehr beeindruckend, Exzellenz«, flüsterte Stragen Oscagne nach einiger Zeit zu. »Wie viele Meilen sind es noch bis zum Thronsaal?«
    »Sehr komisch, Durchlaucht.« Oscagne lächelte flüchtig.
    »Es ist sehr geschickt gemacht«, bemerkte Stragen. »Aber wird damit nicht viel Platz vergeudet?«
    »Ihr seid ein guter Beobachter, Durchlaucht.«
    »Worum geht es?« erkundigte sich Tynian.
    »Der Korridor verläuft in einem Bogen nach links«, erklärte Stragen. »So, wie die Wände das Licht widerspiegeln, ist das nur schwer zu erkennen, aber wenn man genauer darauf achtet, kann man es sehen. Wir spazieren bereits seit einer Viertelstunde im Kreis.«
    »Genauer gesagt in einer Spirale, Durchlaucht Stragen«, korrigierte Oscagne ihn. »Das soll den Eindruck von ungeheurer Länge erwecken. Tamuler sind nicht sehr hochgewachsen, und Größe beeindruckt uns. Deshalb imponieren die Ataner uns so. Wir erreichen nun die inneren Windungen der Spirale. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Thronsaal.«
    In den schillernd leuchtenden Korridoren erklang nun Fanfarenschmettern, als verborgene Bläser die Königin und ihr Gefolge ankündeten. Dem Fanfarenstoß folgte ein grauenvolles Kreischen, das in ein blechernes Gerassel überging.
    Murr, die in den Armen ihrer kleinen Herrin kuschelte, legte die Ohren zurück und fauchte.
    »Die Katze hat einen gesunden Musikgeschmack«, stellte Bevier fest, der sich bei einem besonders mißtönenden Akkord der ›Musik‹ schüttelte.
    »Das hatte ich ganz vergessen, dir zu sagen«, wandte Sephrenia sich entschuldigend an Vanion. »Versuch einfach, gar nicht hinzuhören, Liebster.«
    »Das tu' ich schon die ganze Zeit«, antwortete er mit gequälter Miene.
    »Erinnerst du dich an die Ogerin, von der ich mal erzählt habe?« fragte Ulath Sperber. »Die sich in den armen Kerl in Thalesien verliebte?«
    »Vage.«
    »Wenn sie für ihn gesungen hat, klang es fast genauso.«
    »Der Ärmste ging in ein Kloster, um ihr zu entkommen, wenn ich mich recht entsinne, oder?«
    »Stimmt.«
    »Eine kluge Entscheidung.«
    »Es ist eine unserer Marotten«, erklärte Oscagne ihnen. »Tamulisch klingt sehr melodisch. Liebliche Musik wäre alltäglich, ja, überflüssig. Deshalb bemühen sich unsere Komponisten, die gegenteilige Wirkung zu erzielen.«
    »Das ist ihnen über jedes vorstellbare Maß gelungen.« Baroneß Melidere schüttelte sich. »Es hört sich an, als würde jemand in einem Eisenwerk ein Dutzend Schweine foltern.«
    »Ich werde Eure Beschreibung dem Tondichter

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