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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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den Unruhen in Tamuli zu tun haben, Exzellenz. Ganz ähnliche Aufstände gab es in Lamorkand – begleitet von ganz ähnlichen übernatürlichen Ereignissen. Als wir einmal einen Mann befragten, der mehr darüber wußte, umhüllte ihn die Wolke und tötete ihn, ehe er etwas sagen konnte. Das deutet sehr auf eine Verbindung hin. Der Schatten könnte auch in Tamuli erschienen sein. Dort aber hat ihn gewiß niemand als das erkannt, was er wirklich ist.«
    »Dann hat Zalasta also recht«, murmelte Oscagne. »Ihr seid wirklich der Richtige für diese Aufgabe.«
    »Also folgen die Trollgötter dir wieder mal, Sperber«, sagte Kalten. »Was haben sie nur für einen Narren an dir gefressen? So schlimm siehst du nun auch wieder nicht aus, daß sie dich für einen der ihren halten könnten.«
    Sperber blickte unmißverständlich auf die Reling. »Wie würde es dir gefallen, eine Zeitlang neben dem Schiff herzuschwimmen, Kalten?«
    »Nein, danke, Sperber. Für heute hat es mir gereicht, den Bettvorleger für Mirtai zu spielen.«
    Der Wind blieb beständig, und der Himmel war klar. Sie umrundeten die Südspitze von Zemoch und segelten die Ostküste in Nordostrichtung entlang. Einmal, als Sperber und seine Tochter am Bug standen, beschloß er, seine wachsende Neugier zu befriedigen.
    »Wie lange sind wir eigentlich schon auf See, Danae?« fragte er sie. »Wirklich, meine ich.«
    »Fünf Tage«, erwiderte sie.
    »Mir kommt es wie zwei Wochen oder länger vor.«
    »Danke, Vater. Beantwortet das deine Frage, wie gut ich die Zeit manipulieren kann?«
    »Aber wir haben in fünf Tagen doch bestimmt nicht soviel gegessen, wie wir es in zwei Wochen getan hätten. Werden unsere Köche da nicht mißtrauisch?«
    »Schau mal hinter uns, Vater! Warum, glaubst du, hüpfen die Fische so vergnügt aus dem Wasser? Und wieso folgen uns die vielen Möwen?«
    »Vielleicht, weil sie hier Futter finden.«
    »Du hast es erfaßt, Vater. Aber was könnte es hier, so weit draußen auf See, für so viele Tiere zu fressen geben? Es sei denn, jemand wirft ihnen vom Achterdeck aus Futter zu.«
    »Wann tust du das?«
    »Nachts.« Sie zuckte die Schultern. »Die Fische sind sehr dankbar. Ich glaube, es fehlt nicht viel, und sie beten mich an.« Sie lachte. »Von Fischen bin ich bisher noch nie als Göttin verehrt worden, und ich beherrsche ihre Sprache auch nicht sehr gut – sie besteht nur aus Blubberlauten. Aber Wale sind klüger. Krieg' ich einen Wal?«
    »Nein, du hast bereits ein Kätzchen.«
    »Bitte, Sperber!«
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    » Warum krieg' ich keinen Wal?«
    »Weil ein Wal nicht in ein Gemach paßt. Er ist kein Haustier.«
    »Das ist eine lächerliche Antwort, Sperber!«
    »Es ist auch eine lächerliche Idee, Aphrael!«
    Salesha am Golf von Dakonien war eine häßliche Hafenstadt. Sie war das Abbild der Kultur, die neunzehnhundert Jahre in Zemoch vorgeherrscht hatte.
    Die Zemocher schienen immer noch nicht begriffen zu haben, was sich sechs Jahre zuvor in ihrer Hauptstadt ereignet hatte. Wie eindringlich man ihnen auch versicherte, daß sie von Otha und Azash nichts mehr zu befürchten hatten, neigten sie nach wie vor dazu, bei lauten Geräuschen heftig zusammenzuzucken, und ihre Reaktion auf Überraschungen, gleich welcher Art, bestand für gewöhnlich darin, daß sie die Flucht ergriffen.
    »Ich kann nur empfehlen, daß wir nachts an Bord bleiben, Majestät«, warnte Stragen die Königin, nachdem er sich die Gästehäuser in der Stadt angesehen hatte. »Ich würde selbst im besten Haus Saleshas nicht einmal Hunde einquartieren.«
    »Ist es so schlimm?« fragte Ehlana.
    »Noch schlimmer, Majestät.«
    So blieben sie an Bord und brachen früh am nächsten Morgen auf. Die Straße, die sie nordwärts nehmen mußten, schien hauptsächlich aus Schlaglöchern zu bestehen, und die Karosse der Königin und ihres Gefolges holperte und knarrte und polterte mitleiderregend, als der langgezogene Trupp sich durch das niedrige Gebirge zwischen der Küste und der Stadt Basne den Weg hinauf schlängelte.
    Als sie etwa eine Stunde unterwegs waren, ritt Talen an die Spitze. Als Page der Königin war es eine seiner Pflichten, Botschaften für sie zu überbringen. Diesmal ritt der Junge jedoch nicht allein auf seinem Pferd. Sperbers Tochter saß hinter ihm. Sie hatte die Arme um seine Taille geschlungen und die Wange an seinen Rücken gedrückt.
    »Sie will mit Euch reiten«, erklärte Talen Sperber. »Eure Gemahlin und der Botschafter unterhalten sich

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