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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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glaube, wir haben alles getan, was wir tun konnten. Jetzt hoffe ich nur, daß nichts schiefgeht.«
    »Was könnte denn schiefgehen?«
    »Das ist die Art von Überlegung, die ganze Gottesäcker füllt, Sperber. Ich gehe jetzt und befehle, die Zugbrücke herunterzulassen. Es ist Zeit, anzufangen.«
    Stragen hatte die zwölf tamulischen Trompeter gut angelernt, wie auch den Rest der Musiker, und beendete nun den Unterricht mit einigen schrecklichen Drohungen und einem lehrreichen Besuch der sorgfältig wiederhergestellten Folterkammer im Keller. Die Musikanten hatten hoch und heilig geschworen, sich an die richtigen Noten zu halten und jegliche Improvisationen zu unterlassen. Der Fanfarentusch, mit dem jeder Minister einzeln begrüßt werden sollte, war Ehlanas Idee gewesen. Fanfaren sind schmeichelhaft. Sie heben das Selbstbewußtsein, schläfern möglichen Argwohn ein und locken Ahnungslose in die Falle. Ehlana war wirklich tüchtig in solchen Dingen. Das Ausmaß ihres politischen Instinkts verblüffte Sperber immer wieder.
    Es schien eine bloße Formsache zu sein, daß Ordensritter in regelmäßigen Abständen entlang der Wände postiert waren. Auf den ersten Blick schienen die Ritter nicht viel mehr als Teil der Dekoration des Thronsaals zu sein. Doch der Schein trog. Die reglosen Männer in den stählernen Rüstungen hatten den Befehl, dafür zu sorgen, daß die Regierungsmitglieder den Saal ohne Genehmigung nicht mehr verließen, sobald sie ihn betreten hatten. Und die Zugbrücke, die wieder hochgezogen würde, sobald alle eingetroffen waren, diente als weitere Garantie, daß niemand gelangweilt davonspazierte. Sarabian hatte seinen elenischen Freunden erklärt, daß der Imperiale Rat von Tamuli im Laufe der Jahrhunderte gewachsen war. Anfangs hatte er nur aus den Ministern bestanden. Dann hatten die Minister ihre Sekretäre mitgebracht und diese schließlich auch noch ihre Untersekretäre. Inzwischen war es bereits so weit gekommen, daß die Untersekretäre ihre Assistenten dabeihatten, und diese wiederum ihre Schreiber. Der Titel »Mitglied des Imperialen Rates« war so gut wie bedeutungslos geworden. Doch daß jeder fast jeden mitbringen konnte, war beinahe eine Garantie dafür, daß sämtliche Verräter innerhalb der Regierung sich in Ehlanas Burg einfinden würden. Die Königin von Elenien war so klug, sogar die Eitelkeiten ihrer Feinde als Waffe gegen sie zu nutzen.
    »Nun?« erkundigte Ehlana sich nervös, als ihr Gemahl die königlichen Gemächer betrat. Die Königin von Elenien trug ein cremefarbenes Gewand mit Goldlameborte und einen dunkelblauen, mit Hermelin verbrämten Samtumhang. Ihre Krone sah wie eine mit bunten Edelsteinen verzierte Spitzenhaube aus gehämmertem Gold aus. Doch Sperber hatte sie schon mehrmals in den Händen gehabt und wußte, daß ihr filigranes Aussehen trog: Die Spitzenhaube war fast so schwer wie die Staatskrone, die sicher in der königlichen Schatzkammer in Cimmura aufbewahrt wurde.
    »Die ersten Gäste kommen bereits über die Zugbrücke«, berichtete Sperber. »Itagne begrüßt sie. Er kennt jeden von Rang und Namen in der Regierung. Deshalb kann er uns Bescheid geben, sobald alle in der Burg sind. Dann werden die Ritter die Zugbrücke wieder hochziehen.« Er blickte Kaiser Sarabian an, der vor einem Fenster stand und an einem Fingernagel kaute. »Es ist bald soweit, Majestät. Solltet Ihr Euch jetzt nicht umkleiden?«
    »Der tamulische Umhang sollte dazu dienen, alle möglichen Mängel zu verbergen, also dürfte er auch meine westliche Kleidung verhüllen – und meinen Degen. Ich werde ihnen nicht unbewaffnet gegenübertreten!«
    »Wir beschützen Euch, Sarabian«, versprach Ehlana.
    »Das tue ich lieber selbst – Mutter.« Der Kaiser lachte plötzlich nervös. »Ein schlechter Witz vielleicht, aber es steckt viel Wahrheit darin. Ihr habt mich großgezogen, als ich noch ein politisches Wickelkind war, Ehlana. In dieser Hinsicht seid Ihr meine Mutter.«
    »Solltet Ihr mich je Mami nennen, werde ich Euch keines Wortes mehr würdigen, Majestät.«
    »Da würde ich mir lieber die Zunge abbeißen, Majestät.«
    »Wie geht es jetzt weiter im Protokoll, Majestät?« wandte Sperber sich an Sarabian, nachdem sie durch den seitlichen Spalt des Türvorhangs in den Thronsaal gespäht hatten, der sich rasch füllte.
    »Sobald alle anwesend sind, wird Subat die Versammlung für eröffnet erklären«, antwortete Sarabian. »Dann betrete ich den Saal – von Klängen begleitet, die man

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