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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Handschrift so gut nachzuahmen, daß er meinen Berichten zumindest ein paar Zeilen hinzufügen kann.«
    Sperber blickte schockiert drein.
    »Darf ich eine Frage stellen?« wandte Norkan sich an Flöte.
    »Natürlich. Ich kann Euch nicht versprechen, daß ich sie beantworten werde, aber fragen dürft Ihr.«
    »Gibt es die tamulischen Götter wirklich?«
    »Ja.«
    Norkan seufzte. »Das habe ich befürchtet. Wißt Ihr, ich habe nicht gerade ein – wie soll ich es nennen? – beispielhaftes Leben geführt.«
    »Macht Euch deshalb keine Sorgen, Norkan. Eure Gottheiten nehmen sich nicht so ernst. Wir anderen Götter halten sie sogar für ein wenig frivol.« Sie hielt kurz inne. »Aber sie sind der Mittelpunkt jeder Feier.« Plötzlich kicherte sie. »Der elenische Gott kann sich so richtig über sie ärgern. Wißt Ihr, er hat kein Fünkchen Humor, und eure tamulischen Götter sind allzeit bereit, anderen Streiche zu spielen.«
    Norkan schüttelte sich. »Ich glaube nicht, daß ich noch mehr davon hören möchte.« Er schaute sich um. »Darf ich euch raten, meine Freunde, die Stadt möglichst rasch zu verlassen. Eine Republik mit all ihren Beamten zu regieren bringt massenhaft Papierkram mit sich. Es gibt Fragebögen und Formulare und Genehmigungen und Lizenzen für fast alles, und das normalerweise in zehnfacher Ausführung. Niemand in der Regierung möchte wirklich eine Entscheidung über irgend etwas treffen, deshalb wandern Dokumente für gewöhnlich von Hand zu Hand und von einer Behörde zur anderen, bis sie entweder unleserlich sind oder irgendwo unauffindbar verlegt werden.«
    »Wer trifft dann die endgültigen Entscheidungen?« erkundigte sich Vanion.
    »Niemand.« Norkan zuckte die Schultern. »Die Teganer haben gelernt, ohne Regierung auszukommen. Jeder weiß auch so, was getan werden muß. Also füllen die Leute genügend Formulare aus, um die Bürokraten beschäftigt zu halten, und ignorieren sie dann einfach. Ich gebe es nicht gern zu, aber dieses System funktioniert offenbar recht gut.« Er lachte. »Im letzten Jahrhundert gab es mal einen berüchtigten Mörder. Er wurde schließlich festgenommen und vor Gericht gestellt. Aber er starb an Altersschwäche, ehe das Gericht sich einig wurde, ob er überhaupt als schuldig anzusehen sei.«
    »Wie alt war er denn bei seiner Festnahme?« wollte Talen wissen.
    »Um die dreißig, soviel ich weiß – Aber macht euch jetzt schnell auf den Weg, meine Freunde. Ich habe den Eindruck, dieser Bursche am Hafeneingang hat jetzt eine sehr amtliche Miene aufgesetzt. Doch wenn ihr sofort aufbrecht, dürftet ihr bereits außer Sicht sein, bis er in seiner Aktentasche gekramt und die richtigen Formulare für euch gefunden hat.«
    Tega war eine ordentliche, aufgeräumte Insel, die allerdings nicht gerade mit landschaftlicher Schönheit gesegnet war und auch nichts von der malerischen Einsamkeit besaß, die das Herz von Romantikern rührt.
    Es gab keine nennenswerte Landwirtschaft, und die kleinen, bestellten Felder waren vermutlich nichts weiter als größere Gemüse- und Kräutergärten. Die Steinmauern, die sie einsäumten, verliefen gerade und waren allesamt gleich hoch. Die Straßen waren ebenso schnurgerade, ohne jegliche Kurven, und die Hügel waren von ein- und derselben Form und Höhe. Da ein Großteil der Inselbevölkerung vom Muschelsammeln lebte und ihrer Arbeit daher notgedrungen unter Wasser nachging, fehlte das geschäftige Treiben der sonst üblichen vielen kleinen Handwerks- und Gewerbebetriebe.
    Der Eindruck von beinahe pedantischer Sauberkeit wurde jedoch durch einen offenbar allgegenwärtigen abscheulichen Geruch ziemlich beeinträchtigt.
    »Was ist das für ein grauenvoller Gestank?« fragte Talen und versuchte, sich die Nase zuzuhalten.
    »Verrottende Schalentiere.« Khalad zuckte die Schultern. »Offenbar verwendet man sie als Dünger.«
    »Wie halten die Leute nur diesen Gestank aus?«
    »Wahrscheinlich sind sie so daran gewöhnt, daß er ihnen gar nicht mehr auffällt. Sie sammeln die Muscheln, weil die Tamuler von Matherion ihnen einen guten Preis dafür bezahlen. Aber niemand kann sich ständig von Austern und sonstigen Muscheln ernähren, also müssen die Leute den Überschuß irgendwie loswerden. Anscheinend geben die Muscheln einen sehr guten Dünger ab. Ich habe noch nie so riesige Kohlköpfe gesehen.«
    Talen blickte seinen Bruder nachdenklich an. »Perlen findet man doch in Austern, nicht wahr?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Ich frage mich, ob die

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