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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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rechtmäßig mein.«
    »Aber Ihr habt Euch ihrer nicht bedient. Ihr wart faul, viel zu nachgiebig, und Ihr habt sie Euch einfach entgleiten lassen. Eure Minister haben Euch die Herrschergewalt Stück um Stück gestohlen. Jetzt werdet Ihr sie ihnen entringen müssen. Niemand gibt die Macht freiwillig auf; deshalb wird Euch nichts anderes übrigbleiben, als einige Eurer Minister zu töten, um den anderen zu beweisen, daß Euch die Autorität nicht völlig abhanden gekommen ist.«
    »Töten!«
    »Das ist der höchste Ausdruck der Macht, Sarabian, und Eure Lage hier bedarf einer gewissen Skrupellosigkeit. Ihr werdet Blut vergießen müssen, um zu zeigen, daß Ihr es wirklich ernst meint.«
    »Ich glaube, das kann ich nicht«, sagte Sarabian beunruhigt. »Oh, ich habe natürlich manchmal große Töne gespuckt und Drohungen ausgestoßen, aber wirklich den Befehl zu erteilen, jemanden zu töten, brächte ich nicht fertig.«
    »Ihr müßt es wissen. Aber wenn Ihr es nicht tut, könnt Ihr Euch nicht durchsetzen, und man wird Euch töten!« Ehlana überlegte kurz. »Wahrscheinlich wird man Euch ohnehin töten«, fügte sie hinzu, »aber dann sterbt Ihr zumindest für etwas Bedeutsames. Und vielleicht hilft Euch das Wissen, dem Tod nicht entrinnen zu können, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Sobald Ihr ein paarmal getötet habt, wird es Euch leichter fallen. Ich spreche aus Erfahrung, da mir fast dasselbe wie Euch zugestoßen ist. Primas Annias hatte die absolute Gewalt über meine Regierung, als ich den Thron bestieg. Also mußte ich zusehen, wie ich meine Macht von ihm zurückbekam.«
    »Ihr redet offen heraus über das Töten, Ehlana. Weshalb habt Ihr Annias nicht hinrichten lassen?«
    Sie lachte, daß es einem kalt über den Rücken laufen mochte. »Bestimmt nicht, weil ich es nicht wollte , das dürft Ihr mir glauben. Ich war nur zu schwach. Annias hatte die Krone sehr geschickt aller Amtsgewalt beraubt. Hochmeister Vanion und seine pandionischen Ritter standen mir bei, doch Annias befehligte sowohl die Armee als auch die Kirchensoldaten. Ich habe ein paar von seinen Helfershelfern getötet, doch an ihn selbst kam ich leider nicht heran. Er wußte jedoch von meiner Absicht; deshalb hat er versucht mich zu vergiften. Annias war wirklich ein sehr guter Politiker. Er wußte genau, wann es Zeit war zu töten.«
    »Das hört sich ja fast so an, als hättet Ihr ihn bewundert.«
    »Ich habe ihn gehaßt. Aber das ändert nichts daran, daß er außerordentlich begabt war.«
    »Tja, ich habe noch nie jemanden getötet; deshalb kann ich mich da immer noch heraushalten.«
    »Da täuscht Ihr Euch aber gewaltig. Ihr habt bereits Euren Dolch gezogen, also müßt Ihr ihn auch benutzen. Ihr habt den Aufstand niedergeschlagen und Euren Innenminister festgenommen. Das kommt einer Kriegserklärung gleich.«
    »Das habt Ihr getan, nicht ich«, wehrte er ab.
    »Ja, aber ich habe es in Eurem Namen getan; deshalb kommt es aufs selbe heraus – zumindest aus der Sicht Eurer Feinde. Ihr befindet Euch jetzt in Gefahr. Ihr habt Eure Regierung wissen lassen, daß Ihr beabsichtigt, Euch die Macht zurückzuholen, die Ihr Euch hattet entgleiten lassen. Wenn Ihr nicht zu töten beginnt – und zwar bald –, werdet Ihr diesen Monat vielleicht nicht überleben. Hättet Ihr nicht Zuflucht in dieser Burg gefunden, wärt Ihr bereits tot.«
    »Ihr macht mir angst, Ehlana.«
    »Weiß der Himmel, ich habe mir auch Mühe gegeben. Ob es Euch gefällt oder nicht, Sarabian, Ihr müßt jetzt handeln.« Sie schaute sich um. Die Sonne versank in den Wolkenbänken, die sich über den Bergen im Westen gebildet hatten, und ihr roter Schein spiegelte sich in den Perlmuttkuppen von Matherion. »Seht Euch Eure Stadt an, Sarabian, und denkt darüber nach, daß Politik auch Kampf bedeutet. Dann wird das Rot, das die Kuppeln befleckt, nicht mehr allein auf den Sonnenuntergang zurückzuführen sein.«
    »Das reicht.« Sarabians Gesicht wirkte ungewohnt hart. »Also gut. Wie viele Personen muß ich töten, um nichts mehr befürchten zu müssen?«
    »So viele Messer habt Ihr gar nicht, mein Freund. Selbst wenn Ihr jeden Bewohner Matherions niedermetzelt, wärt Ihr noch immer in Gefahr. Ihr solltet Euch lieber damit abfinden, daß für den Rest Eures Lebens ein heimtückischer Tod auf Euch lauert.« Sie lächelte ihn an. »Es ist eigentlich sehr erregend – sobald man sich daran gewöhnt hat.«
    »Es ist fast so, wie wir erwartet haben, Majestät«, sagte Caalador. »Dieser

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