Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
nicht?« fragte Caalador.
»Wir suchen nur den besten Weg, Caalador«, antwortete Sperber.
»Warum verknüpft ihr dann nicht die beiden Pläne? Sorgi soll am frühen Morgen in See stechen! Ihr sorgt dafür, daß eure Armeen sich auf die Pferde schwingen und dann reitet ihr den Weg hinauf. Sobald Sorgi etwa dreißig Meilen südlich der Mauer angelangt ist, kann er sich einen Weg zur Küste loten. Ihr erwartet ihn dort, und er setzt eure Armee um das Riff herum über und am Strand nördlich der Mauer ab. Dann könnt ihr eure Trolle suchen, und Sorgi kann seinen Anker werfen und sich die Zeit mit Fischfang vertreiben.«
Sperber und Vanion blickten einander belämmert an.
»'s ist schon so, wie ich's dir gesagt hab', Sorgi.« Caalador grinste. »Den Blaublütigen fehlt's eben an gesundem Menschenverstand. Ich glaub', 's liegt daran, daß in ihrem Kopf für nicht mehr als eine Idee auf einmal Platz ist.«
Unaufhaltsam war der Tag gekommen, an dem die Entsatztruppen nach Atan aufbrechen sollten. Noch vor dem Morgengrauen trat Mirtai ins Schlafgemach der Königin von Elenien und ihrem Prinzgemahl. »Aufstehen!« rief sie.
»Werdet Ihr denn nie begreifen, wie man an eine Tür klopft?« grollte Sperber ungehalten und setzte sich im Bett auf.
»Habe ich Euch bei irgendwas unterbrochen?«
»Schon gut, Mirtai.« Sperber seufzte. »Es gehört sich eben.«
»Blödsinn. Jeder weiß, was hier vor sich geht.«
»Ist es nicht an der Zeit, daß Ihr und Kring heiratet?«
»Wollt Ihr mich loswerden, Sperber?«
»Natürlich nicht!«
»Kring und ich haben beschlossen zu warten, bis diese ganze Geschichte beendet ist. Es ist ziemlich kompliziert mit unserer Hochzeit. Wir müssen zwei Zeremonien in zwei verschiedenen Teilen der Welt über uns ergehen lassen. Kring ist nicht gerade erfreut über diese Verzögerung.«
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Ehlana mit gespielter Arglosigkeit.
»Männer sind seltsam.« Mirtai zuckte die Schultern.
»Das sind sie allerdings, Mirtai. Aber wie sollten wir ohne Männer unseren Spaß haben?«
Sperber kleidete sich langsam an. Widerwillig schlüpfte er in die wattierte Unterwäsche mit den Rostflecken und blickte voller Abneigung auf seine schwarz emaillierte stählerne Arbeitskleidung.
»Hast du deine warmen Sachen eingepackt?« fragte Ehlana.
»Selbst so weit im Süden werden die Nächte bereits empfindlich kühl. Denk daran, wie kalt es droben am Nordkap sein wird!«
»Ich habe die Sachen eingepackt«, brummte Sperber. »So wenig sie auch nutzen. Selbst noch so dickes warmes Zeug hilft nichts, wenn man Stahl trägt.« Er verzog das Gesicht. »Ich weiß, das klingt wie ein Widerspruch, aber ich fange zu schwitzen an, sobald ich in der Panzerrüstung stecke. So geht es allen Rittern. Wir schwitzen sogar, wenn wir frieren und sich in der Rüstung Eiszapfen bilden. Manchmal wünsche ich mir wirklich, ich hätte einen anderen Beruf ergriffen. Leute zum Spaß und für Sold zu verdreschen, hängt einem mit der Zeit zum Hals heraus.«
»Du bist heute früh aber in trübsinniger Stimmung, Schatz.«
»Weil es mir zusehends schwerer fällt, mich aufzuraffen. Sobald ich erst mal unterwegs bin, wird's schon besser.«
»Versprich mir, daß du vorsichtig sein wirst, Sperber! Ich könnte nicht mehr leben, wenn ich dich verliere.«
»In so große Gefahr werde ich nicht geraten, Liebling. Ich habe Bhelliom, und der könnte wahrscheinlich sogar mit der Sonne und dem Mond ballspielen. Cyrgon und Zalasta sind es, die sich hüten müssen.«
»Keine Selbstüberschätzung!«
»Bestimmt nicht. Aber ich weiß nun mal, daß ich viel mehr Trümpfe habe, als ich zählen kann. Wir werden siegen, Ehlana, und nichts auf der Welt kann uns aufhalten. Das einzige nicht so Erfreuliche ist der anstrengende Umweg von hier über das Schlachtfeld zur Siegesfeier.«
»Wie wär's, wenn du mich noch ein Weilchen küßt«, schlug sie vor. » Bevor du deine Rüstung anlegst. Denn es dauert Wochen, bis die blauen Flecken verschwinden, die ich immer bekomme, wenn du mich in Stahl gehüllt in die Arme nimmst.«
»Weißt du…« Er lächelte. »… das ist eine wundervolle Idee!«
Die Kolonne erstreckte sich über mehrere Meilen und schlängelte sich zwischen den sanften Hügeln am Ostufer des Samasees hindurch. Die Streitkräfte bestanden aus Ordensrittern, Atanern, Krings Peloi und ein paar prunkvoll uniformierten Regimentern der kaiserlichen Leibgarde.
Es war ein schöner Tag, einer dieser herrlichen Herbsttage, an
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