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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Lebas in Nordtamul in knapp zwei Tagen. Sperber hatte vor den versammelten Truppen gesprochen und die ungeheuren Kräfte Bhellioms hervorgehoben, als er den Männern erklärte, wie es möglich sein würde, daß sie große Strecken in kurzer Zeit zurücklegen konnten. Doch in Wahrheit hatte Bhelliom diesmal nichts damit zu tun. Bei diesem Marsch war Flöte dafür verantwortlich.
    In Lebas erwartete sie wieder ein atanischer Kurier mit einer Nachricht von Khalad – eine sehr direkte Botschaft, aus der unschwer herauszulesen war, daß Khalad den Kurier nur deswegen geschickt hatte, um sie zu dem Strandstück zu führen, an dem Kring und Engessa mit ihren Kriegern warteten, da Ritter sich unweigerlich verirrten, wenn sie im Wald sich selbst überlassen waren. Khalads Vorurteile hatten sich noch immer nicht gelegt.
    Von Lebas führt keine richtige Straße nach Norden, doch die Wege und Pfade waren gut erkennbar. Die Armee erreichte den Südrand des riesigen Waldgebiets, das mehr als den vierten Teil des nordöstlichen Kontinents bedeckte. Die hundert Peloi, die Kring aus Eosien mitgebracht hatte, ritten von nun an dicht neben ihren Verbündeten. Die tiefen dunklen Wälder machten Westpeloi, die in den Ebenen lebten, äußerst nervös.
    »Ich glaube, es hat etwas mit dem Himmel zu tun«, erklärte Tynian den Freunden.
    »Man kann im Wald den Himmel ja kaum sehen, Tynian«, widersprach Kalten.
    »Eben«, erwiderte der breitgesichtige Deiraner. »Die Peloi aus dem Westen sind es gewöhnt, stets den freien Himmel über sich zu haben. Wenn Äste ihnen die Sicht nehmen, werden sie unruhig.«
    Es ließ sich nie genau feststellen, ob es sich um einen Überfall auf gut Glück handelte oder um einen Anschlag auf Betuana. Sie befanden sich knapp dreihundert Meilen tief im Wald und hatten ihr Lager für die Nacht aufgeschlagen. Das große Zelt für die Damen – Betuana, Sephrenia, Xanetia und Flöte – stand ein wenig abseits, damit sie ungestörter waren.
    Die Attentäter – es waren ihrer vier – hatten sich gut versteckt. Als Betuana und Xanetia aus dem Zelt traten, stürzten sie mit gezückten Schwertern aus dem Dickicht. Betuana reagierte sofort. Mit atemberaubender Geschwindigkeit zog sie ihr Schwert aus der Scheide und stieß es sogleich in den Bauch eines Angreifers. Noch während sie die Waffe herausriß, warf sie sich zu Boden, rollte herum und stieß beide Füße mit voller Kraft ins Gesicht eines zweiten Attentäters.
    Sperber und seine Gefährten hörten Sephrenias Schreckensschrei und stürmten zu dem Zelt, doch die Königin der Ataner schien alles fest im Griff zu haben. Sie parierte einen hastigen Stich, spaltete mit einem Schlag den Schädel des schäbigen Angreifers und hieb gleich darauf nach dem vierten.
    »Vorsicht!« brüllte Berit, während er auf Betuana zurannte. Der Mann, den sie mit den Füßen gefällt hatte, plagte sich mit blutender Nase und einem Dolch in der Rechten hoch und befand sich nun unmittelbar hinter der atanischen Königin.
    Bisher war die Rückwandlung langsam vonstatten gegangen und die verbergende Färbung allmählich geschwunden, wenn Xanetia ihre Tarnung abgelegt hatte. Diesmal jedoch kehrte ihr Leuchten ganz plötzlich zurück, und das Licht in ihr war kein schlichtes Glühen. Sie strahlte wie die Mittagssonne.
    Der Angreifer mit der blutigen Nase hätte vielleicht noch vor ihr fliehen können, wäre er voll bei Sinnen gewesen. Doch der Tritt ins Gesicht schien ihn regelrecht gelähmt zu haben.
    Er schrie jedoch auf, kurz bevor Xanetias Hand ihn berührte. Sein Schrei erstarb als heiseres Gurgeln. Mit aufgerissenem Mund und vor Grauen hervorquellenden Augen starrte er die leuchtende Gestalt an, die ihn in diesem Augenblick tötete – bis dann zum Entsetzen aller sein Gesicht sich auflöste, durch die schreckliche Berührung in eine schwärende Flüssigkeit verwandelt. Der Mund des Mannes klaffte noch weiter auf, während seine verflüssigten Wangen und Lippen hinabsickerten und von seinem Kinn troffen. Beinahe sah es aus, als würde er noch einmal zu schreien versuchen, doch die Verwesung hatte längst seine Kehle erreicht und nur ein grauenhaftes, schmatzendes Geräusch drang aus seinem lippenlosen Mund. Das Fleisch glitt von seiner Hand, und der Dolch entfiel den Skelettfingern.
    Er sackte in die Knie, und die schleimigen Überreste von Haut und Nerven und Sehnen sickerten aus seiner Kleidung. Dann kippte die verwesende Leiche langsam nach vorn und blieb auf dem laubbedeckten

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