Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
zulassen. Xanetias scheinbares Entsetzen und die Reue darüber, was sie in ihrer Zwangslage hatte tun müssen, war hauptsächlich für das gute Gewissen ihrer beiden Trostspenderinnen und zur Beruhigung von deren Seelenheil gedacht. Aphrael löschte mit voller Absicht Sephrenias rassische Feindschaft und Betuanas abergläubische Abneigung aus, indem sie einfach eine Halluzination erschuf und Xanetias äußeren Anschein von Leid vertiefte.
    Man konnte Aphrael leicht unterschätzen, wenn sie sich in einer ihrer unzähligen Inkarnationen als anmutiges kleines Mädchen zeigte – und vermutlich war dies der Hauptgrund dafür, daß sie sich von vornherein für die Gestalt der Kindgöttin entschieden hatte. Sperber jedoch hatte Aphraels wahres Ich, wenngleich sehr verschwommen, in dem Messingspiegel in Matherion gesehen, und dieses wahre Ich war weder kindlich noch drollig gewesen. Er hegte den starken Verdacht, daß Aphrael für gewöhnlich genau wußte, was sie tat und auch bekam, was sie wollte. Sperber prägte sich das verschwommene Abbild von Aphraels wahrem Ich tief ein, auf daß es immer da sein würde, wenn die Grübchen und Küsse des kleinen Mädchens sein Urteilsvermögen zu trüben begannen.
    So hoch im Norden waren die Tage bedeutend kürzer. Die Sonne ging jetzt im Südosten auf und wanderte in geringer Höhe über den Horizont im Süden, ehe sie bereits wieder versank. Die Nächte wurden kälter und legten eine immer dichtere Spitzendecke aus weißen Eiskristallen über die Wiesen und Wälder. Der schwachen bleichen Sonne fehlte bereits die Kraft, zu schmelzen, was sich in den Stunden der Dunkelheit angesammelt hatte.
    Es war fast Sonnenuntergang, als die Gefährten einen riesenhaften Ataner sahen, der ihnen im Laufschritt einen Waldweg hinab entgegenkam. Vor Königin Betuana blieb er stehen, schlug in militärischem Gruß mit der Faust auf die Brust und meldete ihr etwas offensichtlich sehr Wichtiges. Rasch winkte Betuana Sperber und die anderen herbei. »Eine Nachricht von Engessa-Atan. Feinde sammeln sich an der Küste am östlichen Ende der Mauer.«
    »Trolle?« fragte Vanion schnell.
    Der hochgewachsene Ataner schüttelte den Kopf. »Nein, VanionHochmeister. Es sind Elenier, und zum großen Teil keine Krieger. Sie fällen Bäume.«
    »Für Befestigungen?« fragte Bevier.
    »Nein, Ordensritter. Sie binden die Bäume zusammen, um Dinge zu bauen, die schwimmen können.«
    »Flöße?« sagte Tynian erstaunt. »Ulath, hast du nicht gesagt, daß Trolle sich vor dem Meer fürchten? Glaubst du, sie würden sich darauf einlassen, auf Flößen um den äußeren Rand der Klippe zu fahren?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete der blondzöpfige Thalesier. »Ghwerig hat ein Boot benutzt, um den Vennesee zu überqueren, und als er während des zemochischen Krieges König Sarak folgte, fehlte nicht viel, und er hätte sich als blinder Passagier auf irgendeinem Schiff versteckt, um von Thalesien nach Pelosien zu gelangen. Doch Ghwerig war anders als andere Trolle.« Ulath blickte den Kurier an. »Bauen sie diese Flöße nördlich der Mauer oder hier an der Südseite?«
    »An dieser Seite der Mauer«, antwortete der Ataner.
    »Das ergibt nicht viel Sinn, oder?« fragte Kalten.
    »Für mich jedenfalls nicht«, gestand Ulath.
    »Ich finde, wir sollten selbst mal nachsehen, Sperber«, schlug Vanion vor. »Dieser Anschlag auf Betuana vergangene Nacht beweist, daß Zalasta von unserem Kommen weiß. Also hat diese kleine Wanderung durch die Wälder ihren Zweck erfüllt. Schließen wir uns jetzt Engessa und Kring an und stellen wir fest, ob Sorgi bereits hier ist. Der Winter nähert sich mit Riesenschritten, und wir sollten mit den Trollen fertig werden, ehe die Sonne auf Dauer untergeht.«
    »Würdest du dich darum kümmern, Göttin?« bat Sperber Aphrael. »Ich könnte mich natürlich an Bhelliom wenden, aber du hast deine Sache so gut gemacht, daß du es vielleicht als Kritik betrachtest, wenn ich jetzt alles in die Hand nehme. Und ich möchte dir wirklich nicht unrecht tun.«
    Aphrael kniff die Augen zusammen. »Erlaub dir nicht zuviel, Sperber!« sagte sie mit unheilverkündender Stimme.
    Sperber wußte nie mit Sicherheit, ob Aphrael sie alle während der Nacht schneller vorwärts befördert hatte oder in dem Augenblick, nachdem sie aufgesessen waren und ihre Pferde den ersten Schritt getan hatten. Die Kindgöttin war zu geschickt und zu erfahren, sich ertappen zu lassen, wenn sie es nicht wollte.
    Es war derselbe Hügel, der

Weitere Kostenlose Bücher