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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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an, als würdest du mehr Zeit mit deinen Berechnungen und der Justierung deiner Zieleinrichtung verbringen als mit dem Schießen.«
    »Das stimmt«, gab Khalad zu. »Aber wenn man es richtig macht, genügt ein einziger Schuß.«
    »Warum sind wir dann schon so früh hierhergekommen?«
    »Um meinen Augen genug Zeit zu geben, sich den Lichtverhältnissen anzupassen. Es wird ein ziemlich ungewöhnliches Licht herrschen, sobald ich schieße. Wenn es soweit ist, habe ich Mondschein, flackerndes Feuer und das erste Grau des kommenden Tages – und alle drei ändern ihre Stärke. Ich muß diese Veränderung beobachten und berücksichtigen. Außerdem muß ich Incetes ausmachen und im Auge behalten. Seinen Vetter zu töten würde uns nicht helfen.«
    »Du denkst wohl an alles?«
    »Jemand muß es ja.«
    Sie warteten. Das bleiche Licht des Vollmonds ließ den Sand des neu entstandenen, meilenbreiten Strandes fast so strahlend weiß wie frischgefallenen Schnee aussehen, und die Nachtluft war beißend kalt.
    »Haltet Euren Kopf tiefer, Sperber, oder hört zu atmen auf.«
    »Was?«
    »Euer Atem dampft. Wenn jemand hierherschaut, wird er bemerken, daß wir hier sind.«
    »Die da drüben sind zweihundertfünfzig Schritte von uns entfernt, Khalad!«
    »Wollen wir Wagnisse eingehen, wenn sie sich vermeiden lassen?« Khalad spähte angespannt zu den ameisengleichen Gestalten, die am Waldrand arbeiteten. »Ist Kaiserin Elysoun immer noch hinter Berit her?«
    »Sie scheint sich wieder für andere Männer zu interessieren. Ich glaube allerdings, daß sie ihn ein paarmal erwischt hat.«
    »Gut! Berit war früher schrecklich prüde. Ihr wißt doch, daß er Eure Gemahlin liebt, oder?«
    »Ja. Wir haben uns vor ein paar Jahren darüber unterhalten.«
    »Es stört Euch nicht?«
    »Nein. Es ist eine dieser Verliebtheiten, die in jungen Jahren jeder hinter sich bringen muß.«
    »Ich mag Berit. Er wird ein guter Ritter – sobald es mir gelungen ist, die Reste seiner hochwohlgeborenen Abstammung abzuschleifen. Adelstitel scheinen den Geist zu beeinträchtigen. Jedenfalls sind die meisten Aristokraten dumm.« Er streckte die Hand aus. »Im Osten wird es schon ein bißchen heller.«
    Sperber blickte über das Eis des nordtamulischen Meeres. »Du hast recht«, bestätigte er.
    Khalad öffnete den Lederbeutel, den er mitgebracht hatte, und nahm eine Stange Wurst heraus. »Einen Bissen zum Frühstück, mein Gebieter?« Er zog seinen Dolch aus der Scheide.
    »Warum nicht?«
    Der erste schwache Hauch von Helligkeit am östlichen Horizont wich wieder der Dunkelheit, als die »falsche Morgendämmerung« kam und ging. Noch niemand hatte Sperber dieses Phänomen je zu friedenstellend erklärt. Auch nicht in Rendor, wo er es während seines Exils viele Male erlebt hatte.
    »Wir haben noch schätzungsweise eine Stunde«, sagte er zu seinem Knappen.
    Khalad brummte irgend etwas, lehnte sich an den Stamm und schloß die Augen.
    »Ich dachte, du bist hier, um zu beobachten?« erinnerte Sperber ihn. »Wie kannst du beobachten, wenn du schläfst?«
    »Ich schlafe nicht, Sperber. Ich ruhe nur meine Augen ein wenig aus. Und da Ihr schon mitgekommen seid, könnt Ihr ein Weilchen beobachten.«
    Die wirkliche Morgendämmerung begann erst etwa eine halbe Stunde später den östlichen Horizont zu färben. Sperber tippte Khalad auf die Schulter. »Wach auf!« sagte er leise.
    Khalad riß die Augen auf. »Ich habe nicht geschlafen!«
    »Warum hast du dann geschnarcht?«
    »Ich hab' mich nur geräuspert, um den Hals freizukriegen!«
    »Eine halbe Stunde lang?«
    Khalad setzte sich ein wenig auf und spähte über den Stamm. »Wir warten, bis das Licht der Sonne diese Leute erreicht. Wenn Sonnenstrahlen auf Incetes' bronzenen Harnisch fallen, müßte er spiegeln, und ein leuchtendes Ziel ist leichter zu treffen.«
    »Du bist der Schütze!«
    Khalad beobachtete die schwer arbeitenden edomischen Bauern. »Ich hab' eine Idee, Sperber. Die Bauern haben bereits eine Menge von diesen Flößen gebaut. Warum sollten wir sie nicht nutzen?«
    »Wie lautet dein Vorschlag?«
    »Selbst wenn Bhelliom Cyrgons Eis schmilzt, wird Kapitän Sorgi gut zwei Tage brauchen, uns alle um dieses Riff herum ans andere Ufer zu bringen. Wie wär's, wenn wir diese Flöße benutzen? Sorgi kann einen großen Teil der Truppen am Strand ein paar Meilen nördlich des Piers absetzen, der an der anderen Seite der Mauer errichtet wird. Wir übrigen können an dieser Seite über die Flöße um das Riff herum

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