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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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laufen. Auf diese Weise können wir den Feind in die Zange nehmen.«
    »Ich dachte, du hast Bedenken, was die Festigkeit der Flöße angeht?«
    »Kein Problem, Sperber. Das kann ich in Ordnung bringen – nach dem Motto ›aus zwei mach eins‹. Wir brauchen immer nur zwei Flöße zu nehmen und sie übereinanderzulegen, dann haben wir ein gutes, festes Floß. Möglicherweise hat Cyrgon hier am Nordkap außer den Trollen noch andere Truppen. Ich glaube, wir sollten alle Flöße aus seiner Reichweite bringen. Meint Ihr nicht auch?«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Reden wir mit Vanion darüber.« Sperber blickte zum östlichen Horizont. »Die Sonne geht auf.«
    Khalad rollte sich herum und stützte seine Armbrust auf den Stamm. Sorgfältigst überprüfte er die Einstellung der Visiereinrichtung, dann drückte er den Schaft gegen seine Schulter.
    Incetes stand im vollen Licht der halb aufgegangenen Sonne auf einem Baumstumpf. Er fuchtelte mit beiden Armen und brüllte in unverständlichem Kauderwelsch auf die erschöpften Arbeiter ein.
    »Sind wir bereit?« Khalad legte die Wange an den Schaft und blickte mit halb zusammengekniffenen Augen durch das Visier.
    » Ich bin bereit, aber du bist der Schütze!«
    »Schweigt von jetzt an. Ich muß mich konzentrieren.« Der Knappe holte tief Atem, ließ ein bißchen davon aus und hielt dann die Luft an.
    Incetes, der immer noch herumbrüllte und seine Befehle gestenreich mit den Händen untermalte, glänzte nun golden in der frühen Morgensonne. Aus dieser Entfernung wirkte der Titan aus prähistorischer Zeit wie eine winzige Spielzeugfigur.
    Langsam, aber fest betätigte Khalad den Abzug.
    Ein Ruck ging durch die Armbrust, gefolgt von einem lauten Schwirren der seildicken Darmsehne. Sperber beobachtete, wieder Bolzen in einem Bogen aufwärtsschoß.
    »Ich hab' ihn!« sagte Khalad zufrieden.
    »Der Bolzen hat ihn noch nicht einmal erreicht!« widersprach Sperber.
    »Aber gleich. Incetes ist schon so gut wie tot. Das Geschoß wird geradewegs durch sein Herz dringen. Gebt Ulath jetzt das Zeichen zum Sturmangriff.«
    »Bist du nicht ein wenig vor…«
    Ein gewaltiger Schreckensschrei erklang von der Menge am Waldrand. Incetes kippte langsam nach hinten, und die ihn umgebenden Bronzekrieger verschwammen und verschwanden bereits, während er noch fiel.
    »Ihr müßt lernen, ein bißchen mehr Vertrauen zu haben, Sperber«, riet Khalad. »Wenn ich Euch sage, daß jemand so gut wie tot ist, stimmt das, auch wenn der Betreffende es noch nicht weiß. Habt Ihr die Absicht, heute noch irgendwann das Zeichen zu geben?«
    »Das hätte ich jetzt wirklich fast vergessen!«
    »Ihr seid ja auch nicht mehr der Jüngste.«
    »Die Ministerien sind bestechlich, Ehlana. Ich bin der erste, der das zugibt. Aber wenn ich die Regierung von Grund auf neu bilden müßte, würde ich den Rest meines Lebens damit zubringen und könnte überhaupt nichts anderes mehr tun«, stellte Sarabian nachdenklich fest.
    »Aber Pondia Subat ist völlig unfähig!« protestierte Ehlana.
    »Eben. Ich will es gar nicht anders, meine Liebe. Ich werde die üblichen Rollen umkehren. Er wird die Galionsfigur sein, ich der Drahtzieher. Die anderen Minister sind es gewöhnt, ihm zu gehorchen, also wird es sie nicht weiter verwirren, ihn als Premierminister zu akzeptieren. Ich werde die Reden für Subat schreiben und ihn so einschüchtern, daß er kein Wort daran zu ändern wagt, ja, ich werde ihn sogar soweit verunsichern, daß er ohne meine Erlaubnis nicht einmal in andere Kleidung schlüpft oder sich rasiert. Deshalb will ich, daß er dabei ist, wenn Durchlaucht Stragen über die Vollzugsmeldungen seiner ungewöhnlichen Lösung unseres aktuellen Problems spricht. Jedesmal, wenn Subat einen eigenständigen Gedanken faßt, soll er sich vorstellen, wie es ist, wenn ein Messer tief in den Körper dringt.«
    »Dürfte ich einen Vorschlag machen, Majestät?« fragte Stragen.
    »Selbstverständlich. Laßt hören.« Sarabian lächelte. »Mit dem umwerfenden Erfolg Eures ungeheuerlichen Planes habt Ihr Euch mehr als nur mein geneigtes kaiserliches Ohr verdient.«
    Stragen lächelte und begann, tief in Gedanken versunken, auf und ab zu schreiten und abwesend eine Goldmünze in der Hand zu wägen. Ehlana fragte sich, wie Stragen zu dieser wunderlichen Angewohnheit gekommen sein mochte. »In der Gesellschaft der Unterwelt gibt es keine Stände, Majestät«, begann er. »Für uns zählt der Adel der Begabung, und Begabung ist an den

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