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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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richtige Mann für mich.«
    »Das ist eine ziemlich lauwarme Erklärung für Leidenschaft.«
    »Leidenschaft ist etwas Privates. Sie sollte nicht in der Öffentlichkeit Ausdruck finden!«
    »Dann empfindet Ihr wirklich Leidenschaft für ihn?«
    »Ich glaube nicht, daß Euch das etwas angeht, Stragen!«
    Feiner Nebel hing über den Rasen der kaiserlichen Schloßanlage. Der Herbst hatte Einzug gehalten, und jeden Abend kroch der Nebel von der Tamulischen See heran. Erst in einigen Stunden würde der Mond aufgehen. Es war die perfekte Nacht für einen Einbruch.
    Caalador schnaufte heftig, als sie die Mauer erreichten, die das Innenministerium umgab. »Meine Kondition war auch schon besser«, flüsterte er.
    »Ihr seid fast so schlimm wie Platime!« rügte Stragen leise, während er blinzelnd in die Höhe blickte und einen schweren Enterhaken in der Hand schwang. Dann trat er ein paar Schritte zurück, wirbelte den Haken in immer weiteren Kreisen herum, und warf ihn schließlich mit dem herabhängenden Seil in die Höhe. Der Haken flog über die Mauer, fiel nach innen und schlug mit metallischem Klirren gegen die Steine. Stragen ruckte mehrmals am Seil, damit die Spitzen sich fest einhaken konnten. Dann setzte er sich ins Gras.
    »Klettern wir denn nicht hinauf?« fragte Mirtai verwundert.
    »Noch nicht. Jemand könnte uns gehört haben. Wir warten, bis mögliche Aufmerksamkeit sich gelegt hat.«
    »Männer, die mitten in der Nacht Wache halten müssen, sind nicht gerade versessen darauf, nachzusehen, von wo ein Geräusch kommt, Schätzchen«, erklärte Caalador. »Nach meiner Erfahrung ist für sie eine ruhige Wache eine gute Wache; also machen sie sich keine Mühe, sich umzusehen, sofern es nicht unbedingt nötig ist. Solange niemand das Haus in Brand steckt, sind sie nicht gerade von Neugier getrieben. Außerdem«, fügte er hinzu, »trinken Wachtposten meist ganz gern. Und nach einem Krug oder Beutel, oder gar zwei, hören sie für gewöhnlich nichts mehr.« Er blickte Stragen an. »Möchtest du es erst mal im Erdgeschoß versuchen, bevor wir aufs Dach klettern?«
    »Nein. Erdgeschoßfenster werden immer zweimal nachgesehen, wenn ein Gebäude abgeschlossen wird. Und Wachen vertreiben sich in den einsamen Nachtstunden gern die Zeit damit, an Türklinken zu rütteln und auf tiefe Fenster zu drücken. Ich habe immer die Dachböden vorgezogen.«
    »Was ist, wenn alle Dachfenster ebenfalls verriegelt sind?« fragte Mirtai.
    »Dann schlagen wir eine Scheibe ein.« Stragen zuckte die Schultern. »Das Gebäude ist so hoch, daß ein zerbrochenes Dachfenster von unten schwer zu sehen ist.«
    »Wir dürfen es nicht zu auffällig machen, Stragen«, warnte Caalador. »Ich hab' das Gefühl, daß wir mindestens zwei Wochen jede Nacht diesen Weg nehmen müssen. Es ist ein riesiges Gebäude!«
    »Dann sollten wir jetzt wohl anfangen.« Stragen stand auf und blickte über den Rasen. Der Nebel war merklich dichter geworden. Stragen zog ein paarmal am Seil, um sich zu vergewissern, daß der Haken nicht nachgab. Dann kletterte er hinauf.
    »Ihr als nächstes, Schätzchen«, forderte Caalador Mirtai leise auf.
    »Warum nennt Ihr mich so?«
    »Das ist meine Art, freundlich zu sein und ist nicht persönlich gemeint. Also beklagt Euch nicht bei Eurem o-beinigen Liebsten. Er ist ein netter Kerl, aber ziemlich empfindlich, wenn es um Euch geht.«
    »Stimmt.« Mirtai kletterte rasch das Seil hinauf und gesellte sich zu Stragen auf dem Dach. »Was jetzt?« fragte sie.
    »Sobald Caalador ebenfalls hier oben ist, klettern wir weiter und schauen uns nach offenen Dachfenstern um.«
    »Werdet Ihr wieder den Haken benutzen?«
    Stragen nickte.
    »Einbrecher sind halbe Affen, nicht wahr?«
    »Ich ziehe es vor, uns als wendig zu bezeichnen. Also, falls wir im Haus irgend jemanden sehen sollten, versuchen wir zunächst, uns zu verstecken. Falls das nicht geht, schicken wir ihn mit einem Schlag auf den Kopf in den Schlaf. Caalador hat einen Weinbeutel dabei und wird Wein über den Betreffenden schütten. Dieser Geruch dürfte seine Aussage weniger glaubwürdig machen, wenn er aufwacht und leugnet, eingeschlafen zu sein. Versucht, niemanden zu töten. Wir würden die ganze Nacht brauchen, um die Spuren zu verwischen, und müßten die Leiche obendrein mitnehmen, wenn wir uns zurückziehen. Das ist kein gewöhnlicher Einbruch, und niemand soll auch nur ahnen, daß wir hier waren.«
    »Ihr wiederholt, was selbstverständlich ist, Stragen.«
    »Ich habe mehr

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