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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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und brauche Eure Hilfe!«
    »Was, in Gottes Namen, geht da vor?« rief Berit. Er zeigte nach Norden. »Seht euch das an!«
    »Nebel?« sagte Ulath ungläubig. »Nebel in der Wüste?«
    Sie starrten auf das merkwürdige Phänomen, das über die trockene Wüste auf sie zukam.
    »Hochmeister Vanion, sind auf Eurer Karte irgendwelche Städte oder Ortschaften im Norden von hier?« fragte Khalad besorgt.
    Vanion schüttelte den Kopf. »Nur offene Wüste.«
    »Es sind aber Lichter da draußen! Sie schimmern im Nebel. Sie sind dicht am Boden, aber man kann sie genau sehen!«
    »Ich habe schon öfter Lichter im Nebel gesehen«, warf Bevier ein. »Aber solche noch nie! Das ist kein Fackelschein!«
    »Da hast du recht«, stimmte Ulath zu. »Ich habe noch nie Licht von dieser Farbe gesehen – und es sieht aus, als läge es auf dem Nebel, fast wie eine Decke!«
    »Vermutlich ist es bloß das Lager irgendwelcher Wüstennomaden, Ritter Ulath«, meinte Itagne. »Dunst und Nebel lassen das Licht oft in seltsamen Spielarten erscheinen. In Matherion spiegelt sich Licht auf dem Perlmutt der Häuser. In manchen Nächten ist es so, als würde man in einem Regenbogen wandeln.«
    »Wir werden gleich mehr wissen«, sagte Kalten. »Dieser Nebel kommt geradewegs auf uns zu und bringt das Licht mit.« Er hob das Gesicht. »Dabei weht hier nicht das geringste Lüftchen. Was geht hier vor, Sephrenia?«
    Ehe sie antworten konnte, erklangen Schreckensschreie aus dem Süden, dort, wo die Straße verlief. Talen rannte über den Hof zur eingestürzten Mauer.
    »Die Cyrgai laufen davon!« rief er. »Sie werfen ihre Waffen und Helme weg und rennen wie die Hasen!«
    »Das gefällt mir nicht, Sperber!« sagte Kalten düster und zog sein Schwert.
    Die immer dichter heranrückende Nebelbank hatte sich geteilt und floß um den Hügel herum, auf dem sich die Gefährten befanden. Der Nebel war träge und dicht, wie man ihn manchmal in Küstenstädten erlebt. Er wogte über die trockene, kahle Wüste und näherte sich unaufhaltsam und unerbittlich der Festungsruine.
    »Irgendwas bewegt sich darin!« brüllte Talen von der anderen Seite der Ruine.
    Anfangs waren es nur verschwommene Lichtkleckse, doch als die eigenartige Wolkenbank vor ihnen dräute, wurden die Lichtformen allmählich deutlicher. Sperber konnte nun nebelhafte Gestalten ausmachen. Was immer sie waren, sie sahen wie Menschen aus.
    Plötzlich kreischte Sephrenia, wie von unbändiger Wut erfüllt. »Besudelte! Besudelte! Widerwärtiges, verderbtes, verfluchtes Pack!«
    Ihre Gefährten starrten sie ob ihres unerwarteten Zornesausbruchs erschrocken an.
    Die Lichter im Nebel setzten ihren unaufhaltsamen Vormarsch fort, ohne zu stocken.
    »Lauft!« brüllte Itagne plötzlich. »Rennt um euer Leben! Es sind die Delphae – die Leuchtenden!«

Zweiter Teil
DELPHAEUS

11
    Vielleicht lag es am Nebel. Er ließ alles verzerrt erscheinen. Es gab keine festen Umrisse, keine klar erkennbaren Gefahren. Die glimmenden Gestalten im Nebel näherten sich bedächtig, schienen mitsamt ihrem verschleiernden Nebel den kiesigen Hang zu den antiken Ruinen geradezu hinaufzuschweben. Ihre Gesichter, ja, ihre Gestalten, waren undeutlich und verschwammen, bis sie kaum mehr als glühende Flecken zu sein schienen. Vielleicht lag es am Nebel, vielleicht auch nicht. Aus welchem Grund auch immer, Sperber hatte keine Furcht.
    Etwa zwanzig Meter vor der zerfallenen Mauer der Ruine hielten die Delphae an und mit ihnen ihr schimmernder Nebel, der um sie wirbelte und die Nacht mit kaltem, blassem Feuer vertrieb.
    Sperbers Geist schien eigenartig losgelöst, doch seine Gedanken waren klar und scharf. »Seid gegrüßt, Nachbarn«, rief er den Gestalten im Nebel zu.
    »Seid Ihr wahnsinnig?« keuchte Itagne.
    »Vernichtet sie, Sperber!« zischte Sephrenia. »Benutzt den Bhelliom! Löscht sie aus!«
    »Sollten wir nicht erst einmal in Erfahrung bringen, was sie von uns wollen?«
    »Wie könnt Ihr bloß so ruhig sein, Mann?« fragte Itagne heftig.
    »Übung, vermutlich.« Sperber zuckte die Schultern. »Nach einer Weile kommen die natürlichen Instinkte zum Vorschein. Diese Leute da draußen haben keinerlei feindselige Absichten.«
    »Er hat recht, Itagne«, erklärte auch Vanion. »Man spürt es, wenn jemand die Absicht hat, zu töten. Diese Leute sind nicht gekommen, um zu kämpfen. Sie zeigen keine Furcht, aber sie suchen auch keinen Streit mit uns. Warten wir doch ab, wie es weitergeht. Seid wachsam, aber haltet euch zurück –

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