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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht, daß irgend jemand mit nur halbwegs klarem Verstand Sperber bedrohen würde. Den Mann zu bedrohen, der Bhelliom in der Hand hält, wäre keine kluge Entscheidung – nicht einmal für Leute, die im Dunkeln glühen und ihre Nachbarn den Würmern zum Fraß vorwerfen.«
    Sofort nutzte Sephrenia Ulaths Worte. »Genau das ist es, Vanion! Die Delphae hatten Bhellioms wegen Angst, uns anzugreifen. Nur der Stein hat sie zurückgehalten!«
    »Aber sie haben sich zurückgehalten. Sie waren keine Gefahr für uns. Warum wolltest du, daß Sperber sie tötet?«
    »Ich verabscheue sie!« Es klang wie ein Zischen.
    »Warum? Was haben sie dir angetan?«
    »Sie haben kein Recht zu existieren!«
    »Alles hat ein Recht zu existieren, Sephrenia – selbst Wespen und Skorpione. Dein Leben lang hast du blutdürstige Pandioner mit Weisheit und Geduld gelehrt. Weshalb willst du das plötzlich nicht mehr wahrhaben?«
    Sie wandte das Gesicht ab.
    »Bitte, sprich mit mir. Du hast ein Problem, und deine Probleme sind auch die meinen. Laß uns gemeinsam versuchen, eine Lösung dafür zu finden.«
    » Nein! « Sie warf sich auf dem Absatz herum und rannte davon.
    »Um ehrlich zu sein, die ganze Geschichte entbehrt jeder Grundlage«, sagte Itagne, während sie öde Meilen unter einem grauen Himmel dahinritten.
    »Das sind meist die besten Geschichten«, sagte Talen.
    Itagne lächelte flüchtig. »Schon seit undenklichen Zeiten gibt es in Tamul sehr viele Sagen über die Leuchtenden. Es begann mit den üblichen Gruselmären, nehme ich an; aber die Tamuler hatten ja immer schon die Neigung, ein wenig zu übertreiben. Vor ungefähr siebenhundert Jahren hat dann ein unbedeutender Poet den Inhalt der Sage verändert. Statt sich auf das Gruselige zu konzentrieren, geriet er ins Schwärmen und malte in herzzerreißenden Versen aus, wie die Delphae ihre Lage empfanden. In endlosen scheußlichen Strophen beschrieb er, wie einsam und ausgestoßen sie sich fühlten. Bedauerlicherweise ging er zur ländlich idyllischen Tradition über und fügte seinen anderen närrischen Übertreibungen auch noch die Rührseligkeit dieses törichten Dünkels hinzu. Sein bekanntestes Werk ist eine nicht enden wollende Ballade mit dem Titel Xadane . Xadane war angeblich eine delphaeische Schäferin, die sich in einen normalen, menschlichen Hirtenjungen verliebte. Solange sie sich tagsüber trafen, war alles wunderschön, doch wenn der Nachmittag sich neigte, mußte Xadane fortlaufen, damit ihr Liebster nicht erfuhr, was sie wirklich war. Wie gesagt, die Ballade ist schrecklich lang, einschläfernd und voll von abgedroschenen Versen, in denen der Poet Xadane in Selbstmitleid schwelgen läßt. Es ist schlichtweg unerträglich!«
    »Wenn ich recht gehört habe, bezeichnen sich diese Leute gestern nacht im Nebel selbst als Delphae«, bemerkte Bevier. »Falls dieser Name in der tamulischen Literatur ebenfalls benutzt wird, läßt das doch auf irgendeine Verbindung schließen.«
    »Da habt Ihr natürlich recht, Herr Ritter«, erwiderte Itagne. »Aber es gibt keinerlei Überlieferungen. Die Sagen sind sehr alt, und ich vermute, daß viele der überspannten Phantasie drittklassiger Poeten entsprangen. Angeblich liegt die Stadt Delphaeus in einem abgeschiedenen Tal hoch im Gebirge von Südatan. Demnach sind die Delphae ein tamulisches Volk, entfernt mit den Atanern verwandt, jedoch nicht von deren riesenhafter Statur. Wenn wir unseren Poeten glauben dürfen – was wir aber lieber nicht sollten –, waren die Delphae ein einfaches Hirtenvolk, das seinen Herden in dieses Tal gefolgt war und es nicht mehr verlassen konnte, weil eine Geröllawine den einzigen Paß zur Außenwelt verschüttete.«
    »Das ist keineswegs unmöglich«, warf Ulath ein.
    »Zur Unmöglichkeit kommt es erst ein wenig später in den alten Sagen«, entgegnete Itagne trocken. »Danach gibt es einen See mitten in diesem Tal, und dieser See soll der Grund für die Eigentümlichkeit der Delphae sein. Angeblich glüht er, und da er die einzige Wasserquelle im Tal ist, sind die Delphae und ihre Herden gezwungen, da von zu trinken und darin zu baden. Den alten Sagen zufolge ist das der Grund, daß sie ebenfalls zu glühen anfingen.« Er lächelte unwillkürlich. »Sie müssen ein Vermögen an Kerzen sparen.«
    »So etwas ist doch nicht wirklich möglich, oder?« fragte Talen. »Ich meine, daß Menschen im Dunkeln leuchten, nur weil sie etwas Bestimmtes essen oder trinken.«
    »Ich bin kein Wissenschaftler, junger

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