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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Herr, deshalb dürft Ihr nicht mich fragen, was möglich ist und was nicht. Es könnte an einem bestimmten Mineral liegen, vermute ich. Oder an irgendeiner Algenart. Das wäre zumindest eine Erklärung für diese irreale Erscheinung.«
    »Die Leute vergangene Nacht leuchteten wirklich , Exzellenz«, erinnerte Kalten ihn.
    »Ja, und ich tue mein möglichstes, es zu vergessen!« Itagne blickte über die Schulter. Sephrenia hatte sich geweigert, sich irgendeine Diskussion über die Delphae anzuhören, und so bildete sie mit Berit die Nachhut. »Die Reaktion der erhabenen Sephrenia auf die Delphae ist unter Styrikern keineswegs ungewöhnlich, müßt ihr wissen. Allein schon der Name raubt ihnen die Vernunft. Wie auch immer, Xadane wurde äußerst beliebt und es gab die üblichen Nachahmer. Niemand hat die literarische Welt stärker beeinflußt als die Delphae. Von daher erklärt sich die Bezeichnung ›delphaeische Literatur‹. Kluge Leute sind klug genug, sie nicht ernst zu nehmen, und dumme Leute sind dumm genug, den ganzen Unsinn zu glauben. Ihr wißt ja, wie das ist.«
    »O ja!« rief Bevier. »Ich mußte als Student ganze Bibliotheken voll gräßlicher Verse lesen. Jeder Professor hatte seinen Lieblingsdichter, den er uns gnadenlos aufdrängte. Ich glaube, das war der Grund, daß ich schließlich die militärische Laufbahn einschlug.«
    Khalad kam zu ihnen zurückgeritten. »Es soll nicht so aussehen, als wollte ich Kritik an meinen Vorgesetzten üben, meine Herren«, sagte er. »Aber der Entschluß, die Straße zu verlassen und querfeldein zu reiten, erscheint mir ziemlich unbedacht an einem Tag, da man die Sonne nicht sehen kann. Weiß jemand, wohin wir reiten?«
    »Nach Osten!« sagte Vanion ohne zu zögern.
    »Jawohl, Eminenz«, entgegnete Khalad. »Wenn Ihr Osten sagt, ist es Osten – auch wenn es gar nicht wirklich Osten ist. Müßten wir der Grenze nicht schon ziemlich nahe sein?«
    »Stimmt. Sie ist nicht mehr weit voraus.«
    »Ist nach Eurer Karte nicht der Fluß die natürliche Grenze zwischen Cynesga und Tamul?«
    Vanion nickte.
    »Tja, ich war vorhin auf der Kuppe dieses Hügels da vor uns und hab' mich umgeschaut. Ich konnte gut dreißig Meilen in jede Richtung sehen, aber da war nirgendwo ein Fluß zu erblicken. Könnte es sein, daß jemand die Sarna trocken gelegt hat?«
    »Komm, beruhige dich«, murmelte Sperber.
    »Kartographie ist keine exakte Wissenschaft, Khalad«, erklärte Vanion. »Die Entfernungen auf den Landkarten, egal welchen, sind nur ungefähr. Wir sind bei Morgengrauen aufgebrochen und in Richtung der hellsten Stelle der Wolkendecke geritten. Das ist Osten. Es sei denn, jemand hat die Himmelsrichtungen geändert. Wir haben sämtliche Orientierungspunkte beachtet und reiten nach wie vor in dieselbe Richtung, die wir heute früh eingeschlagen haben!«
    »Wo ist dann der Fluß, Eminenz?« fragte Khalad. Er blickte Itagne an. »Wie breit ist das Sarnatal, Exzellenz? Was meint Ihr?«
    »Gut hundertachtzig Meilen. Die Sarna ist der längste und breiteste Fluß des Kontinents, und das Tal ist sehr fruchtbar.«
    »Gras? Bäume? Getreidefelder?«
    Itagne nickte.
    »Es gibt keinerlei Spur von Grün in irgendeiner Richtung, meine Herren«, erklärte Khalad. »Überall ringsum nur braune Öde.«
    »Wir reiten ja, gen Osten!« beharrte Vanion. »Das atanische Gebirge muß im Norden sein – links von uns.«
    »Das ist schon möglich, Eminenz, aber seine Berggipfel sind heute offenbar etwas verschämt und verstecken sich in den Wolken.«
    »Ich habe Euch doch gesagt, daß die Karte ungenau ist, Khalad. Das ist die Erklärung!« Vanion blickte über die Schulter. »Reitet zurück und bittet Sephrenia und Berit aufzuschließen. Es ist ungefähr Mittag, nicht wahr, Kalten?«
    »Ganz bestimmt, Eminenz.«
    »Gut. Suchen wir in den Satteltaschen, vielleicht findet sich etwas Eßbares.«
    »Woher wollen Vanion und Kalten denn wissen, wie spät es ist?« wandte Itagne sich an Sperber.
    Sperber lächelte. »Wir verlassen uns dabei meistens auf Khalad – wenn die Sonne zu sehen ist. Ist es dagegen wolkig, verlassen wir uns auf Kaltens Magen. Er kann uns für gewöhnlich auf die Minute genau sagen, wie lange es her ist, daß er das letzte Mal gegessen hat.«
    Am Spätnachmittag, als sie Rast für die Nacht machten, entfernte Khalad sich ein Stück von den andern, die ihr Lager aufschlugen. Mit beinahe selbstgefälliger Miene blickte er über die öde Wüste. »Sperber!« rief er. »Könntet Ihr bitte einen

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