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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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plausibel«, sagte Ehlana nachdenklich. »Wenn Sperber irgendwie herausgefunden hat, daß wir hier sind, möchte er gewiß einige von unseren Freunden in der Nähe wissen, wenn die anderen kommen, um uns zu befreien.« Sie zog die Stirn kraus, als ihr etwas einfiel. »Aber vielleicht weiß er es doch nicht sicher. Kalten ist möglicherweise nur hier, um sich umzusehen. Wir müssen ihn auf uns aufmerksam machen, müssen ihm die Gewißheit geben, daß wir hier sind, ehe er vielleicht aufgibt und weiterzieht.«
    »Aber meine Königin!« protestierte das Mädchen mit den großen sanften Augen. »Wenn wir ihm zurufen, bringen wir ihn in schreckliche Gefahr.« Sie bückte sich und schaute wieder auf die Straße hinaus. »Er kommt zurück!« sagte sie. »Singt, Alean!« rief Ehlana rasch. »Wa-as?«
    »Singt! Wenn irgend jemand auf der Welt Eure Stimme erkennt, dann Kalten.« Aleans Augen weiteten sich plötzlich. »Ja, ganz bestimmt!«
    »Ich werde mich ans Fenster stellen und sein Gesicht beobachten. Ihr müßt aus tiefster Seele singen, Alean! Ihr müßt ihm das Herz brechen!«
    Aleans Stimme zitterte leicht, als ihr klarer Sopran mühelos ungeahnte Höhen erklomm. Sie sang die uralte Ballade von einem blauäugigen Liebsten; ein Lied, das eine ganz besondere Bedeutung für ihre Kammermaid und den blonden Pandioner hatte, wie Ehlana wußte.
    Wieder spähte die Königin aus dem Fenster. Der ziemlich ärmlich gekleidete Mann auf der Straße stand stockstill, wie angewurzelt, beim Klang von Aleans heller Stimme.
    Ehlanas Zweifel verflogen. Es war Kalten! Tränen strömten ihm über die Wangen, und sein Gesicht hatte einen sehnsüchtigen, ehrfürchtigen Ausdruck angenommen. Und dann tat er etwas so Unerwartetes, daß Ehlana sich gezwungen sah, ihre überkommene Meinung über seinen Mangel an Intelligenz zu revidieren. Kalten setzte sich auf die moosigen Kopfsteine, zog einen Schuh aus und pfiff eine Begleitung zu Aleans Lied. Er wußte Bescheid. Und er pfiff, um es ihnen zu verstehen zu geben. Nicht einmal Sperber hätte so rasch reagieren oder ihnen auf so geschickte Weise mitteilen können, daß er sich ihrer Lage bewußt war.
    »Das genügt, Alean!« flüsterte Ehlana. »Er hat unsere Botschaft verstanden.« Alean hörte zu singen auf.
    »Was tust du da?« rief einer der arjunischen Wachtposten, die an der Tür standen, mit schroffer Stimme und erschien im Blickfeld der Frauen.
    »Hab' einen Stein im Schuh«, erklärte Kalten und schüttelte den Schuh, den er soeben ausgezogen hatte. »Hat mir wie ein Messer in den Fuß geschnitten!« »Sieh zu, daß du endlich weiterkommst!«
    Kaltens schlüpfte wieder in seinen Schuh und stand auf. »Freund«, sagte er mit eiskalter Ruhe, »du wirst bald dienstfrei haben und möchtest dir dann in Sengas Schenke vielleicht gern ein paar Krüge Bier genehmigen. Ich bin dort für die Ordnung zuständig. Wenn du hier mit mir Streit anfangen willst, könnte ich vielleicht auf die Idee kommen, daß du ein Randalierer bist und dort Hausverbot bekommst. Kapiert?« »Ich hab' den Befehl, alle von diesem Haus fernzuhalten«, erwiderte der Posten, dessen Stimme mit einemmal freundlich klang.
    »Aber auf höfliche Weise, Freund, ganz höflich! Hier ist jeder bis an die Zähne bewaffnet, also sollten wir nett zueinander sein.« Kalten warf einen verstohlenen Blick auf das vergitterte Fenster, durch das Ehlana ihn beobachtete. »Ich habe Höflichkeit und Demut gelernt, als ich mich mit Shallag zusammentat – du weißt schon, der Einäugige mit der Lochaberaxt.«
    Der Posten schauderte. »Ist er wirklich so gefährlich, wie er aussieht?«
    »Noch gefährlicher. Er hackt dir den Kopf ab, wenn du ihn bloß anniest.« Kalten straffte die Schultern. »Wird Zeit, daß ich in die Schenke zurückkehre. Wie mein Freund Ezek immer zu sagen pflegt: ›Wer bloß auf der faulen Haut liegt, der hat's noch nie zu 'nem reichen Mann gebracht.‹ Komm in die Schenke, wenn du Feierabend hast, mein Bester. Ich spendier' dir einen Krug Bier.«
    Immer noch das Lied vom blauäugigen Liebsten pfeifend, schlenderte er die Straße hinauf.
    »Er ist großartig, Alean!« rief Ehlana frohen Herzens. »Und laßt Euch nicht von diesem Gesicht täuschen. Er hat mir in zwei Minuten mehr mitgeteilt, als Sperber es in einer Stunde vermocht hätte.«
Alean blickte sie verwundert an. »Majestät?«
    »Er weiß, daß wir hier sind. Während Ihr gesungen habt, pfiff er die Begleitung. Er ließ mich auch wissen, daß Ritter Bevier und

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