Tamuli 3 - Das Verborgene Land
meine Anweisung befolgt, Zalasta. Ich befahl ihm, Bhelliom unter keinen Umständen aus der Hand zu geben.«
»Wie ist Euch das gelungen?« fragte Zalasta sichtlich erstaunt.
»Euer vom Wahn besessener Sohn befahl Elron, Baronesse Melidere zu töten. Elron ist in jeder Beziehung ein hoffnungsloser Versager. Es gelang Melidere, seinen Schwertstich abzulenken. Ich habe einige sehr tüchtige Leute, Zalasta. Melidere stellte sich tot; sie war eine sehr überzeugende Schauspielerin. Ich täuschte Hysterie vor und flüsterte ihr Anweisungen zu, während ich eine Decke über sie zog.« Ehlana bedachte den alten Mann mit einem zutiefst spöttischen Blick. »Ihr werdet alt und nachlässig, Zalasta. Euch fiel nicht einmal auf, daß ich meinen Ring nicht mehr trage. Ich hatte ihn Melidere zugesteckt.«
»Sehr einfallsreich, Ehlana«, murmelte er. »Ihr und Euer Gemahl seid höchst anregende Feinde.«
»Wie schön, daß es Euch gefällt. Wie hat Sperber Euch hereingelegt?«
»Das wissen wir nicht so genau. Von dem Moment an, als er die Schloßanlage in Matherion verließ, stand er unter Beobachtung. Er hat unsere Anweisungen buchstabengetreu befolgt. Wir änderten sogar mehrmals den ursprünglichen Plan, um mögliche Täuschungen zu verhindern. Dann entfloh Klæl aufs neue und suchte nach Bhelliom. Der Mann, den wir für Sperber hielten, überquerte mit seinem Knappen Khalad auf einem Schiff das Binnenmeer von Arjun. Klæl warf nur einen Blick auf ihn und erkannte sofort, daß der Mann, der Euer Gemahl zu sein schien, nicht Anakha war. Das ist die Neuigkeit, die Cyzada soeben brachte.«
Ehlana lächelte ihn fast selig an. »Also ist Sperber jetzt irgendwo da draußen – mit Bhelliom in der Hand und Mordlust im Herzen – und Ihr habt nicht die leiseste Ahnung, wo er sein könnte. Wahrscheinlich wißt Ihr nicht einmal, wie er aussieht. Ein ziemliches Problem für Euch, Zalasta.«
»So ist es, Majestät. Ihr begreift wesentlich schneller als meine Kollegen.«
»Das ist wirklich nicht schwierig. Ihr seid ja von Schwachsinnigen umgeben. Welchen meiner Geistesblitze bewundert Ihr gerade?«
Er lächelte schwach. »Ich mag Euch, Ehlana. Ihr habt Mut und Verstand. Meine Schwachsinnigen, wie Ihr sie nennt, haben den wesentlichen Punkt noch nicht erkannt, was die List Eures Gemahls angeht. Wenn es ihm gelungen ist, daß jemand wie er aussieht, dann ist er bestimmt ebenso imstande, seine eigenen Züge zu verändern.«
»Das tut er oft, Zalasta. Er hat große Erfahrung darin, aus seiner Zeit in Rendor. Um Euch herum bricht alles zusammen, nicht wahr? Ich würde Euch raten, schnellstens zu verschwinden.«
»Ich werde tatsächlich in Kürze abreisen, aber Ihr kommt mit. Erteilt Eurer Kammermaid die Anweisung, Vorbereitungen für eine Reise zu treffen.«
»Was sagst du da?« Scarpa plagte sich auf die Füße. »Sie darf nicht von hier weg! Wir nehmen den Austausch hier vor!«
»Du Schwachkopf!« sagte Zalasta verächtlich. »Du bildest dir doch nicht wirklich ein, ich nehme deine Unbotmäßigkeit noch länger hin, oder? Ich hatte nie die Absicht, dich auch nur in die Nähe von Bhelliom kommen zu lassen!« Scarpa starrte ihn an.
»Es war ein unüberlegter Versuch, dein Leben zu retten, du Narr. Bhelliom hätte dich in dem Augenblick vernichtet, da du nach ihm greifen wolltest.«
»Nicht, wenn ich die Ringe hätte. Sie würden mich schützen!« Wieder loderte der Wahnsinn in Scarpas Augen.
»Die Ringe sind fauler Zauber!« erklärte Zalasta höhnisch. »Sie haben nicht die geringste Macht über Bhelliom.«
»Du lügst!«
»Das möchtest du gern glauben, nicht wahr, Scarpa? Du hattest gedacht, die größte Macht des Universums beherrschen zu können, in dem du dir ein Paar Ringe an die Finger steckst. Ghwerig, der Trollzwerg, hat diese Ringe auf Bhellioms Geheiß angefertigt. Sie waren bestimmt, einen Troll zu täuschen und ihn glauben zu machen, er besäße ein wenig Macht über den Stein. Bhelliom hat Ghwerig dazu gebracht, die Ringe zu schmieden; dann sorgte er dafür, daß Aphrael sie stahl. Alle Aufmerksamkeit war dermaßen auf die Ringe gerichtet, daß niemand auch nur daran dachte, Bhelliom aus der thalesischen Königskrone zu stehlen.«
Scarpa sagte hämisch. »Du hast dich gerade selbst verraten, alter Mann! Wenn Bhelliom so tödlich ist, wie konnten ihn da die Könige von Thalesien berühren, ohne zu sterben?«
»Weil Bhelliom lebt, Dummkopf! Er hat ein Bewußtsein! Er tötet nur jene, die er töten will – und du
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