Tamuli 3 - Das Verborgene Land
wirklich großartig mit der Armbrust umgehen!« lobte Berit.
Khalad zuckte die Schultern. »Übung.« Plötzlich riß er den Kopf hoch. »Besuch!« Er deutete mit dem Messer zur Straße.
Berit nickte. »Arjuner.« Er spähte zu den näher kommenden Reitern hinüber. »Nicht alle«, widersprach Khalad. »Der vorderste ist Elenier – seiner Kleidung nach ein Edomer.« Er wischte seine blutigen Hände an dem hohen Gras ab, griff nach seiner Armbrust und spannte sie wieder. »Nur sicherheitshalber«, murmelte er. »Schließlich wissen sie, wer wir wirklich sind.« Berit nickte düster und lockerte sein Schwert in der Scheide.
Etwa hundertfünfzig Fuß entfernt zügelten die Reiter ihre Pferde. »Ritter Sperber?« erkundigte sich der Edomer auf elenisch.
»Schon möglich«, rief Berit zurück. »Was kann ich für Euch tun, Nachbar?«
»Wir haben eine Botschaft für Euch.«
»Ich bin gerührt. Bringt sie her.«
»Kommt allein!« fügte Khalad hinzu. »Ihr werdet Eure Leibwächter nicht brauchen.« »Ich habe gehört, was Ihr mit dem letzten Kurier gemacht habt!«
»Gut.« Khalad nickte. »Es war unsere Absicht, daß sich sein Schicksal herumspricht. Der Kerl hatte ziemliche Schwierigkeiten mit der Höflichkeit, aber ich bin sicher, Ihr habt bessere Manieren. Kommt her. Es geschieht Euch nichts – solange Ihr höflich seid.« Der Edomer zauderte immer noch.
»Freund«, betonte Khalad, »Ihr befindet Euch innerhalb der Schußweite meiner Armbrust, also tut lieber, wozu wir Euch auffordern. Kommt allein zu uns. Wir erledigen dieses Geschäft, und dann dürft Ihr und Eure arjunischen Begleiter euch wieder auf den Weg machen. Tut Ihr es nicht, könnte sich die ganze Sache als unangenehm für Euch erweisen.«
Der Edomer besprach sich kurz mit seinen Leibwächtern, dann ritt er vorsichtig voran und hielt ein gefaltetes Pergament über den Kopf. »Ich bin unbewaffnet!« rief er. »Das ist sehr unvorsichtig, Nachbar«, sagte Berit. »Es sind unruhige Zeiten. Gebt mir die Botschaft.«
Der Kurier senkte langsam den Arm und hielt Berit das Schreiben hin. »Die Pläne wurden überraschend geändert, Ritter Sperber«, sagte er höflich.
»Überraschend?« Berit öffnete das Pergament und nahm Ehlanas blonde Haarsträhne heraus. »Es ist ja erst zum dritten Mal. Euch Kerlen fällt es offenbar schwer, Entscheidungen zu treffen.« Er blickte auf das Pergament. »Wie zuvorkommend. Diesmal hat sogar jemand eine Karte gezeichnet.«
»Die Ortschaft ist nicht allzu bekannt«, erklärte der Edomer. »Es ist ein winziger Ort, den es ohne den Sklavenhandel gar nicht gäbe.«
»Ihr seid ein sehr guter Bote, Freund«, versicherte Khalad dem Fremden. »Wärt Ihr so freundlich, eine Nachricht von mir an Krager zu übermitteln?« »Ich werde es versuchen, junger Herr.«
»Gut. Sagt ihm, ich bin hinter ihm her. Sagt ihm, daß ich ihn bekomme, denn egal, wie diese Sache ausgeht – eines Tages werde ich da sein.«
Der Edomer schluckte schwer. »Ich werde es ihm ausrichten junger Herr.« »Das weiß ich zu schätzen.«
Der Kurier lenkte sein Pferd vorsichtig mehrere Fuß rückwärts; dann wendete er das Tier und ritt zu seinen arjunischen Begleitern zurück.
»Nun?« fragte Khalad.
»Vigayo – drüben in Cynesga.«
»Nicht gerade eine Stadt.«
»Du warst schon einmal dort?«
»Flüchtig. Bhelliom hat uns mal aus Versehen dorthin gebracht, als Sperber noch mit ihm herumexperimentierte.«
»Wie weit ist es von hier?«
»Etwa dreihundert Meilen. Aber es liegt wenigstens in unserer Richtung. Aphrael sagte, daß Zalasta die Königin nach Cyrga bringt. In diesem Fall ist Vigayo näher als Arjun. Gib Bescheid, Berit. Sag Aphrael, daß wir am frühen Morgen aufbrechen. Dann kannst du mir helfen, das Reh in Portionen zu zerlegen. Bis Vigayo sind es ungefähr zehn Tage, da werden wir dankbar für das Fleisch sein.«
»Er war dort«, berichtete Xanetia. »Seine Erinnerung an die Verborgene Stadt ist klar, doch an den Weg dorthin kann er sich nicht mehr genau entsinnen. Der Wahnsinn hat seinen Gedanken den Zusammenhang geraubt, und sein Geist huscht sinnlos zwischen Wirklichkeit und Illusion hin und her.«
»Da hab'n wir wohl ein Problem«, sagte Caalador gedehnt. »Der olle Krager kennt den Weg nich', weil er zu besoffen war, richtig zuzuhören, als Zalasta erklärt hat, wie man nach Cyrga kommt. Und Scarpa is' zu verrückt, um sich zu erinnern, wie er hingekommen is'.« Er kniff die Augen zusammen und gab den Dialekt auf. »Was ist mit
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