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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zu dem bleichen Tempel: ein Bauwerk, das nicht aus Marmor, sondern aus Kalkstein errichtet war. Im Gegensatz zu Marmor besaß Kalkstein eine glanzlose Oberfläche, so daß der Tempel ein wenig aussah, als wäre er vom Aussatz befallen.
    Sie stiegen die Freitreppe zum Portikus hinauf und traten durch eine breite offene Tür ein. Ehlana hatte erwartet, daß es in diesem Heiligtum dunkel sein würde, sah sich jedoch getäuscht. Voller Staunen, in das sich ein wenig Angst mischte, blickte sie auf die Lichtquelle, während Ekatas und Santheocles sich zu Boden warfen und wie mit einer Stimme riefen: »Vanet, tyek Alcor! Yala Cyrgon!«
    Und plötzlich erkannte die Königin die Bedeutung des Sinnbilds, das hier, in der Verborgenen Stadt, praktisch überall zu finden war. Das weiße Quadrat stellte den aus einem Quader bestehenden Altar dar, der sich genau in der Mitte des Tempels befand, während die Flamme, die darüber brannte, keineswegs ein stilisiertes Sinnbild war, sondern ein wirkliches loderndes Feuer, das gierig himmelwärts leckte. Ehlana hatte plötzlich Angst. Was dort auf dem Altar brannte, war kein Votivfeuer, sondern eine Flamme, die lebte und einen unlöschbaren Willen besaß. Hell wie die Sonne loderte Cyrgon höchstpersönlich und in alle Ewigkeit in seinem Heiligtum.

    »Nein«, entschied Sperber, »lieber nicht. Rühren wir uns nicht. Auf jeden Fall solange nicht, wie Xanetia Gelegenheit hat, einige Köpfe nach deren Gedächtnis zu durchforschen. Wir können immer noch zurückkommen und uns Scarpa und seine Freunde später vornehmen. Im Augenblick ist es wichtiger zu erfahren, wohin Zalasta Ehlana und Alean bringt.«
    »Das wissen wir bereits«, erinnerte Kalten ihn. »Nach Cyrga.«
    »Das ist es ja gerade«, warf der jetzt unsichtbare Ulath ein, »Wir wissen nicht, wo Cyrga liegt.«
    Sie waren in den noch überwucherten Teil der Ruinen zurückgekehrt und hatten sich im ersten Stock eines teilweise erhaltenen Palastes zusammengesetzt, um ihre weiteren, möglichen Schritte zu besprechen.
    »Aphrael hat eine ungefähre Ahnung, was die Lage der Stadt angeht«, sagte Kalten. »Können wir uns nicht einfach auf den Weg nach Mittelcynesga machen und dort herumstöbern?«
    »Ich glaube nicht, daß es uns viel nützen würde«, gab Bevier zu bedenken. »Cyrgon verbirgt diese Stadt bereits seit zehn Äonen hinter Trugbildern. Möglicherweise könnten wir durch die Straßen dieser Stadt spazieren, ohne sie zu sehen.« »Er verbirgt sie nicht vor jedem«, sagte Caalador nachdenklich. »Schließlich werden Nachrichten hin und her gesandt; infolgedessen muß irgendwer in Natayos den Weg kennen. Sperber hat recht. Wir sollten Xanetia hier das Herumstöbern überlassen, statt daß wir alle in der Wüste umherirren, Skorpionen und Schlangen aus dem Weg gehen und jedes Sandkorn umdrehen.« »Dann bleiben wir also hier?« vergewisserte sich Tynian.
    »Eine Zeitlang«, antwortete Sperber. »Wir tun möglichst nichts Auffälliges, bis wir wissen, was Xanetia herausgefunden hat. Das ist in der jetzigen Lage das Beste.« »Wir waren so nah!« rief Kalten wutschnaubend. »Wären wir nur einen oder zwei Tage früher hergekommen!«
    »Sind wir aber nicht!« entgegnete Sperber mißmutig und unterdrückte seine eigene Enttäuschung und den Zorn. »Also versuchen wir zu retten, was zu retten ist.« »Während Zalasta sich mit jeder Minute weiter entfernt«, fügte Kalten verbittert hinzu. »Keine Angst, Kalten«, beruhigte Sperber ihn, und seine Stimme klang eisig. »Wenn ich erst beschlossen habe, Zalasta zu verfolgen, kann er gar nicht weit oder schnell genug vor mir davonlaufen.«

    »Bist du sehr beschäftigt, Sarabian?« fragte Kaiserin Elysoun zaghaft an der Tür des blauen Gemachs.
    »Eigentlich nicht, Elysoun.« Er seufzte. »Ich grüble nur. Ich habe in den letzten Tagen zu viele schlechte Nachrichten erhalten.«
    »Dann komme ich ein andermal wieder. Es macht nicht viel Spaß mit dir, wenn du so viel nachzudenken hast.«
    »Ist dir eigentlich nichts anderes wichtig, Elysoun?« fragte er traurig. »Nur Spaß?« Ihr fröhliches Gesicht spannte sich ein wenig, und sie trat in das Gemach. »Darum hast du mich doch ursprünglich geheiratet, nicht wahr, Sarabian?« Sie sprach nun in klarem Tamulisch, das so ganz anders war als ihr üblicher gedehnter valesianischer Dialekt. »Unsere Verehelichung diente dazu, politische Bündnisse zu festigen. Wir sind also als Symbole hier, als Schmuck, als Zierat, keinesfalls jedoch als Teil

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