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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Teufel. Weiß Gott, seine Nachbarn verärgerte er ganz sicher.
    Doch dann war es zu einer Krise in Edom gekommen. Die zügellose und ketzerische Kirche von Chyrellos machte sich nun daran – nach zwei Äonen der Verschwörungen und Intrigen – über die Gerechten herzufallen. Die Ordensritter befanden sich auf dem Marsch, und unvorstellbares Grauen begleitete sie.
    Cordz war unter den ersten gewesen, die sich Rebals Armee angeschlossen hatten; der vollkommene Mann überließ seine Nachbarn hilflos ihrem sündigen Leben, um sich einer heiligeren Sache zu widmen. Er wurde Rebals vertrauenswürdigster Kurier und ritt während er lebenswichtige Botschaften in den elenischen Königreichen von Westtamuli übermittelte – Pferde dutzendweise zuschanden.
    An diesem einen Tag peitschte Cordz sein erschöpftes Tier voran, auf daß es sich beeilte, nach Süden zu gelangen, zu den korrupten Städten von Süddakonien, diesen Pfuhlen der Schande und der Ausschweifungen, wo die Bürger sich weder über ihre Sünden noch über die schrecklichen Folgen für ihr Seelenheil Gedanken machten. Schlimmer noch, eine obskure und wahrscheinlich ketzerische Tradition der dazitischen Kirche untersagte, daß Laien sich während der Sabbat-Gottesdienste zu Wort meldeten. So ward es Gottes persönlichem Sprecher, dem vollkommenen Mann, nicht gestattet, all die Sünden anzuprangern, deren er ringsum ansichtig wurde. Manchmal war er deshalb nahe daran, seinen Zorn darüber in die Welt hinauszuschreien.
    Die ganze vergangene Woche war er dahingaloppiert und deshalb jetzt sehr müde. Mit Erleichterung sah er nun, daß die Hafenstadt Melek unter ihm lag.
    Doch plötzlich verließen ihn alle Gedanken an die Sünden anderer. Cordz riß am Zügel seines taumelnden Pferdes und starrte entsetzt auf das Bild, das sich ihm bot. Auf dem in der Wintersonne glitzernden Meer breitete sich eine gewaltige Flotte aus. Unzählige Schiffe segelten unter dem rot-goldenen Banner der Kirche von Chyrellos majestätisch die Küste entlang.
    Der vollkommene Mann war so fassungslos vor Schrecken, daß er nicht einmal die schwermütigen Töne einer einfachen Hirtenflöte vernahm, die links von ihm eine styrische Weise in Moll spielte. Offenen Mundes starrte er eine Weile auf seinen schlimmsten Alptraum; dann stieß er seinem Pferd verzweifelt die Sporen in die Flanken und beeilte sich, Alarm zu schlagen.

    General Sirada war Herzog Milanis' jüngerer Bruder und Befehlshaber der Rebellenarmee in Panem-Dea. König Rakya hatte dafür gesorgt, daß Scarpas Generäle fast allesamt Arjuner waren. Sirada wußte von den Risiken, doch den jüngeren Söhnen hochgestellter Edelleute blieb gar nichts anderes übrig, als Wagnisse einzugehen, wenn sie es zu etwas bringen wollten. Sie mußten Rang und Stellung erst durch mutige Taten gewinnen. Jahrelang hatte Sirada, in der Hoffnung auf seine Chance, die Zusammenarbeit mit dem irrsinnigen Bastard einer Schenkendirne und die Strapazen eines Dschungellagers ertragen.
    Jetzt war seine Stunde gekommen. Der Wahnsinnige in Natayos hatte endlich den Marschbefehl erteilt. Der Feldzug konnte beginnen. In dieser Nacht gab es keinen Schlaf in Panem-Dea. Die Vorbereitungen für den Marsch zogen sich während der dunklen Stunden dahin, und das disziplinlose Geschmeiß, dessen Befehlshaber Sirada war, grölte und schrie in Vorfreude auf die Schlacht. Der General verbrachte die Nacht mit dem Studium seiner Karten.
    Es war eine vernünftige, durchdachte Strategie, das mußte er zugeben. Er sollte sich mit seinen Streitkräften Scarpa und den anderen Rebellen bei Derel anschließen. Dann würden sie gemeinsam nordwärts zu den Tamulischen Bergen ziehen, wo die Cynesganer sich zu ihnen gesellen würden. Von dort sollten sie, als Vorbereitung für den endgültigen Angriff auf Matherion, nach Tosa marschieren.
    General Siradas eigene Strategie war viel simpler. Scarpa würde in Tosa jeglichen Widerstand brutal zerschlagen, aber danach nicht mehr lange genug leben, um die schimmernden Kuppeln der Hauptstadt des Reiches zu erblicken. Sirada lächelte dünn und tätschelte das Giftfläschchen in seiner Innentasche. Nach der Eroberung Matherions würde General Sirada, Feldherr der siegreichen Armee, Kaiser Sarabian das Schwert mit eigener Hand durchs Herz stoßen. Die Erhebung in den Grafenstand war das mindeste, was Herzog Milanis' jüngerer Bruder sich von diesem Feldzug erwartete.
    Die Tür flog knallend auf. Siradas Adjutant stürmte mit hervorquellenden

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