Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Cyzada?« fragte er Xanetia.
Sie schauderte. »Es ist nicht Wahnsinn, noch Betrunkenheit, welche mir den Weg ins Gedächtnis Cyzadas von Esos verwehrt«, antwortete sie voller Abscheu. »So tief hat er in die Finsternis gegriffen, welche Azash war, und die Kreaturen der Unterwelt nahmen so vollkommen Besitz von ihm, daß seine Gedanken nicht mehr menschlich sind. Zu Anfang besaß er Macht über diese grauenvollen Dämonen; dann aber beschwor er Klæl. Dadurch wurden alle Bande gesprengt und machten den Weg in das Grauen der Hölle frei. Ich flehe euch an, schickt mich nie mehr in dieses brodelnde Chaos! Wahrlich kennt er den Weg nach Cyrga, doch diesem Pfad könnten wir nicht folgen; denn er führt durch das Reich der Flamme und Finsternis und des unbeschreiblichen Schreckens.«
»Damit sind die Möglichkeiten dieses Ortes mehr oder weniger erschöpft, nicht wahr?« Beim Klang der vertrauten Stimme drehten sich alle rasch um. Die Kindgöttin saß sittsam auf einem Fenstersims und hielt ihre Syrinx in der Hand.
»Ist das klug, Göttin?« fragte Bevier. »Werden unsere Feinde deine Anwesenheit nicht spüren?«
»Es ist niemand mehr hier, der das vermöchte, Bevier«, beruhigte sie ihn. »Zalasta ist fort. Ich bin nur kurz hierher gekommen, um euch wissen zu lassen, daß Berit neue Anweisungen erhielt. Er und Khalad begeben sich nach Vigayo, einer kleinen Ortschaft unmittelbar vor der cynesganischen Grenze. Sobald ihr soweit seid, bringe ich euch dorthin.« »Wozu soll das gut sein?« fragte Kalten.
»Xanetia muß so nahe am nächsten Kurier sein wie nur möglich«, antwortete sie. »Cyrga ist vollkommen verborgen – sogar vor mir. Es gibt einen Schlüssel zu dieser Illusion, und den müssen wir finden. Ohne diesen Schlüssel könnten wir bis ins hohe Alter in jener Wüste umherwandern, ohne auch nur zu ahnen, wo diese Stadt ist.« »Da hast du wohl recht«, pflichtete Sperber ihr bei und blickte sie direkt an. »Könntest du noch einmal eine Zusammenkunft ermöglichen? Wir kommen dem Ende dieser Sache näher, und ich muß mit den anderen sprechen – vor allem mit Vanion und Bergsten, wahrscheinlich auch mit Betuana und Kring. Uns stehen gewaltige Heere zur Verfügung; aber sie nutzen uns nicht viel, wenn sie in drei verschiedene Richtungen marschieren oder Cyrga einzeln angreifen. Wir wissen in etwa, wo die Stadt sich befindet, und ich würde gern einen Ring aus Stahl um sie herumlegen. Aber ich möchte nicht, daß irgend jemand durch Zufall hineinstolpert, bevor wir Ehlana und Alean herausgeholt haben.«
»Du bringst mich in Schwierigkeiten, Sperber!« tadelte Aphrael. »Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Versprechen ich geben muß, um die Erlaubnis für diese Art von Treffen zu bekommen? Und ich muß alle diese Versprechen auch halten.«
»Es ist wirklich sehr wichtig, Aphrael!«
Sie streckte ihm die Zunge heraus, verschwamm und entschwand.
»Domi Tikume hat Anweisungen geschickt, Eminenz«, berichtete der kahlgeschorene Peloi Patriarch Bergsten, als sie sich im Zelt des Kirchenmannes unmittelbar vor der Stadt Pela in Mittelastel trafen. »Wir sollen für Unterstützung sorgen, so gut wir können.«
»Euer Domi ist ein tüchtiger Mann, Freund Daiya«, antwortete der Patriarch in der Panzerrüstung.
»Seine Anweisungen waren wie ein Stich in ein Hornissennest«, entgegnete Daiya trocken. »Der Gedanke an ein Bündnis mit den Ordensrittern hat eine theologische Debatte ausgelöst, die tagelang andauerte. Die meisten Leute hier in Astel glauben, daß die Ordensritter in der Hölle geboren und aufgezogen wurden. Sehr viele von den Debattierenden tragen die Sache nun Gott höchstpersönlich vor.«
»Ich kann mir vorstellen, daß religiöse Meinungsverschiedenheiten unter den Peloi recht hitzig ausgetragen werden.«
»O ja«, bestätigte Daiya. »Die Botschaft von Erzmandrit Monsel hat die erregten Gemüter jedoch ein wenig besänftigt. Der religiöse Glaube ist nicht sonderlich tief, Eminenz. Wir vertrauen Gott, überlassen die Theologie aber den Kirchenmännern. Wenn der Erzmandrit die Sache billigt, genügt uns das. Wenn er sich täuscht, wird er dafür in der Hölle schmoren.«
»Wie weit ist es von hier nach Cynestra?« erkundigte sich Bergsten. »Ungefähr fünfhundertfünfundzwanzig Meilen, Eminenz.«
»Drei Wochen«, murmelte Bergsten düster. »Ich fürchte, dagegen können wir nicht viel tun. Wir brechen im Morgengrauen auf. Gebt Euren Männern den Rat, zu schlafen, Freund Daiya. Schlaf
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