Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Nie zuvor habe ich etwas so schlecht-zu-essen gekostet.«
»Das wußte ich nicht, Bhlokw«, versuchte Ulath sich zu entschuldigen. »Es war mein Gedanke, daß sie groß genug sind, daß du mit einem oder zweien den Bauch füllen kannst.«
»Ich habe nur eines gegessen«, entgegnete Bhlokw. »Es war so schlecht-zu-essen, daß ich kein zweites wollte. Nicht einmal Oger würden sie essen, obwohl Oger alles essen. Es macht mich nicht-froh, daß du das zu mir gesagt hast, U-lat.«
»Es macht auch mich nicht-froh«, gestand Ulath im umständlichen TrollKauderwelsch. »Ich sagte etwas, das ich nicht wußte. Es war falsch von mir, das zu tun.«
Königin Betuana zog Tynian zur Seite. »Wie lange werden wir bis zur Verborgenen Stadt brauchen, Tynian-Ritter?« fragte sie.
»Möchtet Ihr wissen, Majestät, wie lange wir wirklich brauchen werden, oder wie lange es uns vorkommt?«
»Beides.«
»Es wird uns wie Wochen vorkommen, Betuana-Königin, tatsächlich aber vergehen nur Augenblicke. Ulath und ich haben Matherion vor nur wenigen Wochen in der Echtzeit verlassen, doch es kommt uns so vor, als wären wir bereits ein Jahr unterwegs. Es ist sehr eigenartig, doch nach und nach gewöhnt man sich daran.« »Wir müssen aufbrechen, wenn wir Cyrga morgen früh erreichen wollen.«
»Ulath und ich müssen mit Ghnomb darüber reden. Er ist derjenige, der die Zeit anhält. Aber er ist auch der Gott des Essens und vielleicht nicht sehr erfreut über uns. Der Gedanke, die Trolle Klæls Soldaten töten zu lassen, war zwar gut, aber Ghnomb erwartet, daß sie essen, was sie töten, und sie mögen den Geschmack ganz und gar nicht.«
Betuana schüttelte sich. »Wie haltet Ihr es nur bei den Troll-Bestien aus, TynianRitter? Sie sind gräßliche Kreaturen!«
»Sie sind gar nicht so schlimm, Majestät«, entgegnete Tynian. »Sie haben einen hohen Moralbegriff. Sie sind unerschütterlich in der Treue zu ihren Rudeln. Sie sind nicht einmal fähig zu lügen, und sie würden nie etwas töten, was sie nicht auch zu fressen gedenken – es sei denn, sie werden angegriffen. Sobald Ulath fertig ist, sich bei Bhlokw zu entschuldigen, werden wir Ghnomb rufen und ihn bitten, die Zeit anzuhalten, damit wir nach Cyrga kommen.« Tynian verzog das Gesicht. »Das wird ziemlich umständlich. Man muß viel Geduld haben, wenn man den Trollgöttern etwas erklären will.«
»Ist es das, was Ulath-Ritter gerade tut?« fragte Betuana gierig. »Sich entschuldigen?«
Tynian nickte. »Aber das ist bei weitem nicht so leicht, wie man glauben möchte. In der Trollsprache gibt es keine Worte, mit denen man ›es tut mir leid‹ ausdrücken könnte. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil Trolle nie etwas tun, dessen sie sich schämen müßten.«
»Würdet Ihr still sein?« zischte Liatris Gahenas an, die über dieses unbotmäßige Verhalten höchst verärgert war. »Sie sind zur Zeit im Nebenraum.«
Die drei Kaiserinnen verbargen sich in einem dunklen Vorzimmer, das an die privaten Gemächer der Teganerin angrenzte. Liatris stand mit dem Dolch in der Hand an der Tür.
Sie warteten angespannt.
»Sie sind jetzt weg!« murmelte Liatris schließlich. »Aber wir sollten noch ein Weilchen warten.«
»Würdet Ihr mir bitte sagen, um was es hier geht?« ersuchte Gahenas sie.
»Chacole hat einige Meuchler geschickt, Euch zu töten«, erklärte ihr Elysoun. »Liatris und ich erfuhren davon und kamen, Euch davor zu bewahren.«
»Warum sollte Chacole das tun?«
»Weil Ihr zuviel über ihre Pläne wißt.«
»Ihr meint den lächerlichen Plan, Cieronna mit irgendeinem erfundenen Attentat in Verbindung zu bringen?«
»Dieses Komplott ist durchaus nicht erfunden, aber Cieronna hat nicht das geringste damit zu tun. Chacole und Torellia haben die Absicht, unseren Gemahl zu ermorden.«
»Hochverrat!« krächzte Gahenas.
»Das wahrscheinlich nicht. Chacole und Torellia sind Mitglieder von Königshäusern, die sich zur Zeit im Kriegszustand mit dem Tamulischen Imperium befinden, und sie bekommen ihre Anweisungen von zu Hause. Der Anschlag auf Sarabian könnte genaugenommen als Notwendigkeit dieses Krieges betrachtet werden.« Elysoun unterbrach sich, als ihr plötzlich übel wurde. »O je«, murmelte sie. »Was habt Ihr?« fragte Liatris. »Ach, nichts. Es wird gleich vergehen.« »Seid Ihr krank?«
»Eigentlich nicht. Ich hätte nur etwas essen sollen, als Ihr mich geweckt habt.« »Ihr seid ja weiß wie Leinen! Was habt Ihr denn?«
»Ich bin in anderen Umständen, wenn Ihr es
Weitere Kostenlose Bücher