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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die eure Soldaten nicht nur töten, sondern auch fressen. Und wenn Euch das noch nicht schlimm genug erscheint – da ist auch noch Aphrael, die imstande ist, die Sonne anzuhalten oder Euch in Stein zu verwandeln. Das Schlimmste aber ist, daß Ihr Anakha und Bhelliom gegen Euch habt, womit Euer Untergang besiegelt ist.«
    »Der mächtige Cyrgon wird uns beschützen!« erklärte Santheocles nun in kindischem Trotz.
    »Wie wär's, wenn Ihr Euch mit Otha von Zemoch unterhaltet, Santheocles?« riet Zalasta höhnisch. »Er wird Euch erzählen, wie der Ältere Gott Azash gewinselt hat, als Anakha ihn zerstörte.« Plötzlich hielt Zalasta erschrocken inne. »Er kommt!« stieß er hervor. »Er ist näher, als wir es für möglich gehalten hätten!« »Wovon redet Ihr?« fragte Ekatas heftig.
    »Anakha ist hier!« rief Zalasta. »Begebt Euch zu Euren Generälen, Santheocles. Befehlt ihnen, ihre Truppen zu sammeln und die Straßen von Cyrga zu säubern; denn Anakha befindet sich innerhalb der Mauern! Beeilt Euch, Mann! Anakha ist hier, und der alles vernichtende Tod geht an seiner Seite durch die Straßen! – Folgt mir, Ekatas! Cyrgon muß gewarnt werden, ebenso der unsterbliche Klæl. Die Nacht der Entscheidung ist gekommen!«

    Des Himmels Blau vertreibt das Grau von Leid und Schmerz Und entführet weit in die Ewigkeit der Sterblichen verwundetes Herz.
    Elron zählte den Takt an den Fingern ab und fluchte. Egal, wie er die Worte der letzten Zeile zusammenzog, es blieben immer Silben zuviel. Er schleuderte seinen Federkiel durchs Zimmer und vergrub in einer kunstvollen Geste schöpferischer Verzweiflung das Gesicht in den Händen. Wenn er Verse schmiedete, tat Elron das gern.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, und er hob hoffnungsvoll das Gesicht. Immerhin näherte er sich den letzten Zeilen seines Meisterwerks, und ein Alexandriner würde dem Ganzen den letzten poetischen Schliff geben. Was würden die Kritiker dazu sagen? Elron quälte sich mit der Entscheidung. Er verfluchte den Tag, da er sich entschlossen hatte, das bedeutendste Werk seines Dichterlebens in heroischen Reimpaaren zu verfassen. Er haßte diese Jamben mit ihren unerbittlichen Regelmäßigkeiten. Und Pentameter waren wie eine Kette um den Hals, die ihn am Ende jeder Zeile würgte. Ode an Blau stand auf des Messers Schneide, als ihr Schöpfer sich mit der Unnachgiebigkeit von Form und Versmaß plagte.
    Elron hatte keine Ahnung, wie lange das Geschrei schon zu hören war oder wann genau es begonnen hatte. Er war so sehr von seiner kreativen Verzückung gefangen, daß ihn ausschließlich diese widerspenstige Zeile beschäftigte, so daß er für alles, was von außen kam, vollkommen taub war. Der Poet erhob sich gereizt und trat ans Fenster, um auf die mit Fackeln beleuchteten Straßen von Natayos zu schauen. Was hatte dieses Geschrei ausgelöst?
    Scarpas Soldaten – zum größten Teil dumme, unwissende, ungewaschene Leibeigene – flohen durch die Straßen. Ihr Geschrei hörte sich wie das vielstimmige Gebölke von Schafen an. Was war diesmal die Ursache?
    Elron beugte sich aus dem Fenster, um die Straße hinaufschauen zu können. Eine andere Art von Licht schien von dem Teil der Ruinenstadt auszugehen, die noch von Dickicht und Kletterpflanzen überwuchert war. Elron runzelte die Stirn. Fackellicht war es bestimmt nicht. Es war ein bleiches weißes Glühen, vollkommen gleichmäßig, ohne auch nur im geringsten zu flackern, das offensichtlich von Dutzenden verschiedener Stellen zugleich kam.
    Dann hörte Elron Scarpas Stimme über die Schreie hinwegschallen. Der verrückte Scharlatan hielt sich immer noch für den Herrscher der Welt und brüllte irgendwelche Befehle, doch der Pöbel auf den Straßen beachtete ihn überhaupt nicht. Die Armee floh in Panik durch die Kopfsteinstraßen zum Haupttor. Die Soldaten schoben, stießen und drängten sich aneinander, um durch das hoffnungslos verstopfte Tor zu gelangen. Auf der anderen Seite des Tores sah Elron flackernde Fackeln im Dschungel ringsum verschwinden. Was, in Gottes Namen, ging hier vor?
    Plötzlich stockte ihm das Blut in den Adern. Voller Entsetzen starrte er auf die leuchtenden Gestalten, die aus den Seitenstraßen der Ruinenstadt auftauchten und unerbittlich die breite Straße entlangschritten, die zum Tor führte. Die Leuchtenden, die Panem-Dea, Norenja und Synaqua entvölkert hatten, waren nun auch nach Natayos gekommen!
    Für einen Moment stand der Dichter wie erstarrt; dann reagierte sein Verstand

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