Tamuli 3 - Das Verborgene Land
unbedingt wissen müßt.«
»Es mußte ja mal so kommen, Elysoun«, sagte Gahenas selbstgefällig. »Erstaunlich, daß es Euch nicht schon längst passiert ist … so, wie Ihr Euch aufführt! Habt Ihr eine Ahnung, wer der Vater ist?«
»Sarabian«, antwortete Elysoun schulterzuckend. »Meint Ihr, wir könnten die Gemächer nun verlassen, ohne Gefahr zu laufen, ermordet zu werden, Liatris? Ich glaube, wir sollten uns so rasch wie möglich zu unserem Gemahl begeben. Chacole hätte keine Meuchler zu Gahenas gesandt, wäre dies nicht die Nacht, in der sie den Anschlag auf Sarabian beabsichtigt.«
»Sie wird alle Türen von ihren Leuten bewachen lassen«, sagte Liatris.
»Nicht alle, meine Liebe.« Elysoun lächelte überlegen. »Ich weiß von mindestens dreien, von denen Chacole keine Ahnung hat. Glaubt mir, Gahenas, ein aktives gesellschaftliches Leben zu führen hat seine Vorteile. Seht Euch auf den Gängen um, Liatris. Wir müssen Gahenas von hier wegbringen, bevor Chacoles Meuchler zurückkommen.«
Der Cyrgai am Bronzetor wich furchtsam zurück, als Sperber die Gefährten die letzten paar Stufen hinaufführte. »Yala Cyrgon!« salutierte der wachhabende Offizier und schmetterte die Faust dröhnend auf den Brustpanzer.
»Erwidert den Gruß, Anakha!« flüsterte Xanetias Stimme in Sperbers Ohr. »Das ist so üblich.«
»Yala Cyrgon!« Auch Sperber schlug die Faust auf die Brust, achtete jedoch darauf, daß sich der Umhang nicht öffnete, den er sich von dem bewußtlosen Tempelgardisten ausgeliehen hatte, und dabei enthüllte, daß sich statt eines kunstvoll geschmiedeten Brustpanzers ein Kettenhemd darunter befand.
Der Offizier bemerkte es offenbar gar nicht. Sperber und die anderen marschierten durch das Tor und folgten einer breiten Straße zu einem großen zentralen Platz. »Beobachtet er uns noch?« murmelte Sperber.
»Nein, Anakha«, antwortete Xanetia. »Er und seine Männer sind zur Wachstube neben dem Tor zurückgekehrt.«
Von unten aus hatte es den Anschein gehabt, daß die einzigen Gebäude innerhalb der Mauer um die Bergkuppe das festungsähnliche Schloß und der Tempel wären, doch das stimmte nicht ganz. »Es gab noch weitere Bauten – niedrige Lagerhäuser zum größten Teil«, vermutete Sperber. »Talen«, flüsterte er über die Schulter. »Lauf unbemerkt zur Straßenseite und such eine Tür, die du schnell öffnen kannst. Ziehen wir uns zurück, während Xanetia sich umschaut.«
»Wird gemacht!« Talen tauchte in die Schatten. Gleich darauf hörten sie sein Wispern und eilten zu der Tür, die er ihnen offenhielt.
»Was nun?« wollte Kalten wissen.
»Xanetia und ich werden Ehlana und Alean suchen«, antwortete Aphrael aus der Dunkelheit.
»Wo wart ihr denn?« fragte Talen neugierig. »Während wir den Berg hinaufkamen, meine ich.«
»Da und dort. Meine Familie bringt alle anderen in Stellung, und ich wollte sichergehen, daß alles nach Plan verläuft.«
»Und?«
»Es läuft bestens. Es gab ein paar Probleme, aber die habe ich inzwischen behoben. – Gehen wir es jetzt an, Xanetia. Wir haben vor Tagesanbruch noch eine Menge zu tun.«
»Ah, dort sind sie ja!« sagte Setras. »So weit lag ich mit meiner Einschätzung gar nicht daneben, stimmt's?«
»Seid Ihr Euch diesmal sicher?« fragte Bergsten ein wenig heftig.
»Du versuchst immer, irgendwas an mir auszusetzen, nicht wahr, Bergsten?« Bergsten seufzte und beschloß nachzugeben. »Nein, Gott Setras. Wir alle machen Fehler, nehme ich an.«
»Das ist sehr anständig von dir, alter Junge«, dankte ihm Setras. »Im großen ganzen war es ja die genaue Richtung. Ich war lediglich ein paar Grad davon abgekommen.« »Seid Ihr sicher, daß es diesmal die richtigen Berge sind, Gott Setras?« grollte Heldin.
»Oh, absolut!« versicherte Setras ihm zufrieden. »Sie sind genau, wie Aphrael sie beschrieben hat! Seht ihr, wie sie im Mondschein glühen?«
Heldin spähte über die Wüste auf die zwei Gipfel, die sich aus dem zerklüfteten dunklen Gestein erhoben. »Zumindest sehen sie in etwa richtig aus«, sagte er, insgeheim immer noch zweifelnd.
»Ich muß jetzt das Tor suchen«, erklärte Setras. »Angeblich liegt es an einer direkten Linie vom Spalt zwischen zwei Gipfeln.«
»Seid Ihr sicher?« Bergsten konnte nicht umhin, diese Frage zu wiederholen. »So ist es an der Südseite. Aber können wir davon ausgehen, daß sich hier ebenfalls ein Tor befindet?«
»Du hast Cyrgon nie kennengelernt, nicht wahr, alter Junge. Er ist der
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