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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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deucht, sie ahnen nicht, daß Ihr frei seid, Königin von Elenien. Sie eilen zu Eurer ehemaligen Zelle – in der Hoffnung, sich freien Abzug durch die Reihen ihrer Feinde zu verschaffen, indem sie Euer Leben bedrohen.«
    Ungefähr zwanzig Stufen weiter unten befand sich ein Treppenabsatz. Kalten und Mirtai hielten dort und traten ein Stück auseinander, um sich mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen.
    Santheocles, der seinen spiegelnden Brustpanzer und den Kammhelm trug, stürmte mit dem Schwert in der Hand herauf, nahm mit jedem Satz zwei Stufen auf einmal. Abrupt hielt er bei Erreichen des Absatzes inne und starrte Mirtai und Kalten verblüfft an. Er fuchtelte mit dem Schwert und stieß hochmütig einen Befehl in seiner Sprache aus. »Was hat er gesagt?« fragte Talen. »Daß sie ihm Platz machen sollen«, antwortete Aphrael. »Ist ihm denn nicht klar, daß sie seine Feinde sind?«
    »Das kann ein Mann wie Santheocles sich nicht vorstellen«, erklärte Ehlana. »Er war nie außerhalb von Cyrgas Mauern, und ich bezweifle, daß er in seinem ganzen Leben mehr als zehn Personen gesehen hat, die keine Cyrgai waren. Die Cyrgai gehorchen ihm, ohne zu denken. Infolgedessen hat Santheocles keine Erfahrung in offener Feinseligkeit.«
    Ekatas kam hinter Santheocles schnaufend die Treppe herauf. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, und sein runzliges Gesicht wurde aschfahl. Mit scharfer Stimme sagte er etwas zu seinem König, woraufhin Santheocles gelassen zur Seite trat. Ekatas richtete sich hoch auf, bewegte die Hände in der Luft und begann, mit klangvoller Stimme irgend etwas zu rufen. »Haltet ihn auf!« warnte Bevier. »Er wirkt einen Zauber!«
    »Er versucht, einen Zauber zu wirken«, verbesserte Aphrael den Ordensritter. »Er wird sein blaues Wunder erleben.«
    Die Stimme des Hohepriesters hob sich in einem langen Crescendo; dann zeigte er plötzlich mit einer Hand auf Kalten und Mirtai.
Nichts geschah.
    Ekatas hob die leere Hand vors Gesicht und starrte sie ungläubig an.
    »Ekatas«, rief Aphrael ihm mit süßer Stimme zu, »ich mache ungern den Unglücksboten, aber du mußt wissen, daß du nun, da Cyrgon tot ist, keine Zauber mehr wirken kannst.«
    Er starrte sie an, und allmählich verriet seine Miene, daß er sie erkannte und verstand. Dann wirbelte er herum, schoß durch die Tür links am Treppenabsatz und schmetterte sie hinter sich zu.
    Mirtai folgte ihm rasch, warf einen flüchtigen Blick auf die Tür, wich einen Schritt zurück und trat sie ein.
    Kalten näherte sich dem höhnenden König der Cyrgai. Santheocles bot sich mit dem ausgestreckten Schild, dem erhobenen Schwert und dem zurückgeworfenen Kopf in Heldenpose dar.
    »Er hat keine Chance gegen Kalten«, stellte Bevier fest. »Warum ergreift er nicht die Flucht?«
    »Er hält sich für unbesiegbar, Ritter Bevier«, erklärte Xanetia. »Er hat auf dem Übungsplatz viele seiner eigenen Soldaten getötet. Deshalb bildet er sich ein, der größte Krieger der ganzen Welt zu sein. Doch in Wahrheit haben seine Untergebenen nicht zurückgeschlagen, ja, sie durften sich gar nicht verteidigen, da Santheocles ja ihr König war.«
    Mit grimmigem Gesicht stürzte Kalten sich rachsüchtig auf den schwachsinnigen Monarchen. Empörung und Entsetzen erfüllten Santheocles' Antlitz, als es zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich jemand wagte, eine Waffe gegen ihn zu erheben.
    Es war ein kurzer, unschöner Kampf, dessen Ausgang von vornherein festgestanden hatte. Kalten schmetterte den übergroßen Schild zu Boden und parierte ein paar ungelenke Hiebe nach seinem Kopf; dann stieß er sein Schwert bis zum Griff genau in die Mitte des brünierten Brustpanzers. Santheocles starrte seinen Bezwinger ungläubig an; dann seufzte er, stürzte nach hinten von der Klinge und polterte leblos die Stufen hinunter.
    »Ja!« rief Ehlana begeistert, als der widerwärtigste ihrer Peiniger starb.
    Von der anderen Seite der zersplitterten Tür ertönte ein langer, verzweifelter Schrei, der auf erschreckende Weise immer leiser wurde. Dann kam Mirtai mit einer Miene düsterer Befriedigung zu den anderen zurück.
»Was habt Ihr mit ihm gemacht?« fragte Kalten neugierig.
»Ihn defenestriert«, antwortete sie schulterzuckend.
»Mirtai!« krächzte Kalten. »Das ist ja furchtbar!«
Sie blickte ihn verwundert an. »Was redet Ihr da?«
»Einem Mann so etwas anzutun ist entsetzlich!«
»Ihn aus dem Fenster zu werfen? Mir sind da eine Menge viel schrecklicherer Dinge eingefallen.«
»Bedeutet

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