Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Langweiler!
Er lächelte sie zärtlich an. Ich weiß. Aber du liebst mich trotzdem, nicht wahr? »Sperber!« rief Kalten von dem kunstvollen Bronzetor. »Vanion kommt den Berg herauf. Bergsten ist bei ihm!«
Vanion kannte Sperber seit seinem Noviziat, doch der müde aussehende Mann in der schwarzen Panzerrüstung schien ihm fremd zu sein. Irgend etwas war an seinem Gesicht und seinen Augen, das zuvor nicht dagewesen war. Beinahe ehrfürchtig kam der Hochmeister mit Patriarch Bergsten und Sephrenia auf seinen alten Freund zu. Sobald Ehlana Sephrenia sah, rannte sie mit einem Aufschrei zu ihr und umarmte sie heftig.
»Ich sehe, Ihr habt eine weitere Stadt in Trümmer gelegt, Sperber«, sagte Bergsten mit einem breiten Grinsen. »Das kann zur Gewohnheit werden, wißt Ihr.«
»Guten Morgen, Eminenz«, grüßte Sperber. »Wie schön, Euch wiederzusehen.«
»Habt Ihr das alles allein fertiggebracht?« Bergsten zeigte auf den zerfallenen Tempel und das halb zerstörte Schloß.
»Das meiste ist Klæls Werk, Eminenz.«
Der ungeschlachte Kirchenmann straffte die Schultern. »Ich habe von Dolmant Order für Euch«, sagte er. »Ihr sollt mir den Bhelliom übergeben. Wie wär's, wenn Ihr das gleich tut – bevor wir's vielleicht beide vergessen?«
»Ich fürchte, das ist unmöglich, Eminenz.« Sperber seufzte. »Ich habe ihn nicht mehr.«
»Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
»Es gibt ihn nicht mehr – jedenfalls nicht mehr in der vorherigen Form. Er wurde aus seiner Gefangenschaft befreit, um seine Reise fortzusetzen.«
»Ihr habt ihn freigelassen, ohne dies vorher mit Eurer Kirche abzusprechen? Wißt Ihr, in welche Schwierigkeiten Ihr Euch damit gebracht habt?«
»Seid doch vernünftig, Bergsten!« sagte Aphrael kopfschüttelnd. »Sperber hat getan, was getan werden mußte. Ich werde es Dolmant später erklären.«
Vanion hingegen war mit seinen Gedanken anderswo. »Das ist ja alles sehr interessant«, sagte er düster. »Aber ich bin jetzt viel mehr daran interessiert, Zalasta zu finden. Hat jemand eine Ahnung, wo er sein könnte?«
»Er könnte unter diesen Trümmern liegen, Vanion.« Ehlana zeigte auf die Tempelruine. »Er und Ekatas wollten dorthin, als sie entdeckten, daß Sperber sich bereits in Cyrga aufhielt. Ekatas entkam, und Mirtai tötete ihn. Zalasta aber könnte von den Trümmern zerschmettert worden sein, als Klæl den Tempel niedertrampelte.«
»Nein«, warf Aphrael ein. »Er ist nirgendwo in der Stadt.«
»Ich möchte ihn wirklich finden, Göttin!« sagte Vanion.
»Setras, mein Lieber«, sagte Aphrael lächelnd zu ihrem Vetter, »würdest du bitte zusehen, daß du Zalasta für mich findest? Es gibt sehr viele Dinge, für die er sich rechtfertigen muß!«
»Ich werde sehen, was ich tun kann, Aphrael«, versprach der gutaussehende Gott, »aber ich müßte wirklich in mein Atelier zurück. Meine ganze eigene Arbeit ist liegengeblieben!«
»Bitte, Setras!« Sie bedachte ihn mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln.
Er lachte hilflos. »Verstehst du nun, wovon ich sprach, Bergsten?« sagte er zu dem hünenhaften Patriarchen. »Sie ist das gefährlichste Wesen des ganzen Universums!«
»Das habe ich gehört.« Bergsten nickte. »Macht Euch lieber gleich daran, zu tun, worum sie Euch gebeten hat, Setras. Letztendlich bleibt Euch ja sowieso nichts anderes übrig.«
»Ah, da bist du ja, Itagne-Botschafter«, hörte Vanion Atana Maris mit trügerisch freundlicher Stimme sagen. Er drehte sich um und sah die anmutige junge Kommandantin der Garnison von Cynestra auf den sichtlich verstörten tamulischen Diplomaten zugehen. »Ich habe dich überall gesucht«, fuhr sie fort. »Wir haben viel zu besprechen. Aus irgendeinem Grund hat mich kein einziger von deinen Briefen erreicht. Ich finde, du sollst deinen Boten rügen!« Itagnes Miene war die einer in die Falle gegangenen Maus.
Kurz vor Mittag, nachdem der letzte der völlig am Boden zerstörten Cyrgai kapituliert hatte, sandte Betuana Läufer nach Matherion. Ritter Ulath wies darauf hin, daß das Schicksal der Cynesganer in der äußeren Stadt ihren Entschluß wahrscheinlich in großem Maße beeinflußt hatte. Patriarch Bergsten betrachtete seinen Landsmann seither wesentlich kritischer und distanzierter. Bergsten war ein rauher Kirchenmann und als solcher nicht gerade rücksichtsvoll und durchaus bereit, um einer Sache willen alle möglichen Regeln zu beugen, doch bei Ulaths geradezu ungehemmtem Ökumenismus schluckte sogar er. »Er ist ein bißchen zu
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