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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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allmählich langsamer wurden und schließlich anzuhalten schienen.
    »Manchmal bist du so klug, Sperber, daß ich dich nicht ausstehen kann!« sagte die Göttin, die seine Hand hielt, spöttisch.
    »Soll das heißen, du bist nie auf diesen Gedanken gekommen?« fragte er ungläubig. »Ich fliege nur selten nachts«, verteidigte sie sich. »So, jetzt lande ich. Ich muß unbedingt einen Orientierungspunkt finden.«
    Sie schwebten in die Tiefe. Die Wolken brausten ihnen entgegen, und schon waren sie von dichtem, haftendem Dunst umgeben. »Sie sind aus Nebel, nicht wahr? Die Wolken, meine ich«, sagte Sperber erstaunt.
»Was hast du denn gedacht, woraus sie sind?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Jedenfalls finde ich es irgendwie seltsam.«
    Sie stießen aus der Unterseite der Wolken heraus. Wolken, die nun nicht mehr in Mondschein getaucht waren, hingen dicht über ihren Köpfen wie eine schmutzige Stubendecke, die das Licht verbarg. Die Erde unter ihnen war in beinahe totale Finsternis gehüllt. In der Luft stehend schwebten sie dahin und schlugen einmal diese, dann die andere Richtung ein, während sie in die Tiefe spähten, um etwas Erkennbares zu finden.
    »Da drüben!« flüsterte Sperber. »Das dürfte eine größere Stadt sein, den vielen Lichtern nach zu schließen.«
    Sie flogen in diese Richtung, von dem Licht angezogen wie Insekten, die ihrem Instinkt folgten. Als Sperber hinunterspähte, kam ihm alles sehr unwirklich vor. Die Stadt unter ihnen erschien ihm unendlich winzig. Wie das Spielzeug eines Kindes kauerte sie am Ufer einer großen Wasserfläche. Sperber kratzte sich an der Wange und versuchte, sich an die Einzelheiten seiner Karte zu erinnern. »Das ist wahrscheinlich Sopal. Dieser riesige See muß das Binnenmehr von Arnun sein.« Er hielt inne, und seine Gedanken überschlugen sich. »Das sind fast tausend Meilen von unserem Ausgangspunkt, Aphrael!« stieß er verwundert hervor. »Ja – falls die Stadt tatsächlich Sopal ist.«
    »Es muß Sopal sein. Das Binnenmeer von Arjun ist das einzige große Gewässer in diesem Teil des Kontinents, und Sopal befindet sich an seiner Ostseite. Arjun liegt südlich davon, und Tiana westlich.« Er starrte Aphrael ungläubig an. »Tausend Meilen! Dabei haben wir Beresa erst vor einer halben Stunde verlassen! Wie schnell fliegen wir?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Wir sind hier. Nur das ist wichtig.« Die junge Frau, die Sperbers Hand hielt, blickte nachdenklich auf die Miniaturstadt am Ufer des Binnenmeeres. »Dirgis liegt ein Stück weiter westlich, also dürfen wir nicht in gerader Linie nach Norden fliegen.« Sie drehte sich ganz leicht mitten in der Luft, bis sie in Richtung Nordnordwest blickten. »Das dürfte so ungefähr stimmen. Beweg den Kopf nicht, Sperber. Schau in diese Richtung. Wir steigen wieder auf, und du suchst einen Stern aus.«
    Rasch tauchten sie durch die Wolken, und Sperber sah die vertraute Konstellation des Wolfes über dem dunstigen Horizont geradeaus. »Dort! Die fünf Sterne, die in Form eines Hundekopfes beisammenstehen.«
»So einen Hund habe ich noch nie gesehen.«
    »Du mußt eben deine Phantasie gebrauchen. Wie kommt es eigentlich, daß du nie dran gedacht hast, dich bei deinen Flügen nach den Sternen zu richten?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich, weil ich weiter sehen kann als ihr Menschen. Ihr erblickt das Firmament als eine Art umgedrehte Schüssel, auf deren Oberfläche Sterne gemalt sind, welche sich alle in etwa der gleichen Entfernung von euch befinden. Deshalb seht ihr diese Sternhaufen in Form eines Hundekopfes. Das kann ich nicht; denn ich erkenne die unterschiedlichen Entfernungen. Also, behalt deinen Hund im Auge, Sperber, und gib mir sofort Bescheid, falls wir von der Richtung abkommen.«
    Die in Mondschein gebadeten Wolken unter ihnen begannen langsam nach hinten zu fließen, und schweigend flog Aphrael eine Zeitlang mit Sperber dahin. »Das ist gar nicht so unangenehm«, bemerkte Sperber schließlich. »Jedenfalls nicht, nachdem man sich daran gewöhnt hat.«
    »Es ist besser, als zu laufen«, entgegnete die in einen Schleier gehüllte Göttin. »Aber zu Anfang haben sich mir die Haare aufgestellt.«
    »Über dieses Stadium ist Sephrenia nie hinausgekommen. Kaum heben ihre Füße vom Boden ab, gerät sie in helle Panik.«
    Plötzlich fiel Sperber etwas ein. »Einen Moment mal!« sagte er. »Als wir damals Ghwerig getötet und den Bhelliom gestohlen haben, bist du aus dem

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