Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Schmerz als sehr befriedigend zu empfinden. »Vergiß jedoch nicht, daß sein Herz mir gehört!« erinnerte sie ihn. »Irgendwelche Veränderungen?« wandte sie sich dann in Tamulisch an Xanetia.
»Nein, Göttin«, antwortete Xanetia mit einer Stimme, die verriet, daß sie der Erschöpfung nahe war. »Ich gebe unserer teueren Schwester von meiner eigenen Kraft, um sie am Leben zu erhalten, aber sie ist fast schon verbraucht. Bald werden sie und ich sterben.«
»Nein, gütige Xanetia«, widersprach Aphrael. »Ich werde euch nicht beide verlieren. Doch hab keine Angst! Anakha ist mit Bhelliom gekommen, euch beide zu retten.« »Das darf nicht sein!« rief Xanetia bestürzt. »Das würde Anakhas Königin in Lebensgefahr bringen. Dann ist es besser, Eure Schwester und ich sterben!« »Laß diesen Edelmut, Xanetia!« rügte Aphrael. »Das tut mir ja bis in die Haarwurzeln weh! Sprich mit Bhelliom, Sperber. Stelle fest, wie wir diese Sache anpacken müssen.«
»Blaurose!« Sperber berührte die Schatulle unter seinem Kittel.
Ich höre dich, Anakha. Die Stimme in Sperbers Kopf war ein Wispern.
»Wir sind nun an dem Ort, wo Sephrenia dem Tod nahe darniederliegt.« Ja.
»Was müssen wir jetzt tun? Ich flehe dich an, Blaurose, mach die Gefahr für meine Gemahlin nicht größer!«
Deine Mahnung ist unziemlich, Anakha. Sie spricht von mangelndem Vertrauen! Unterwirf dich meinem Willen. Ich muß durch deine Lippen zu Anarae Xanetia sprechen. Eine eigenartige Mattigkeit befiel Sperber und er fühlte, wie seine Bewußtheit sich aus dem Körper löste.
»Höre mich, Xanetia.« Es war Sperbers leicht veränderte Stimme, doch er war sich nicht bewußt, diese Worte gesprochen zu haben.
»Ich höre dich, Weltenmacher«, antwortete die Anarae unendlich müde.
»Überlasse der Kindgöttin die Bürde, ihre Schwester zu stützen. Ich brauche deine Hände.«
Aphrael ließ sich auf dem Bett nieder. Sie nahm Xanetia Sephrenia ab und hielt sie sanft in den Armen.
Hole die Schatulle hervor, Anakha, wies Bhelliom ihn an, und gib sie Xanetia. Sperbers Bewegungen waren ruckhaft, als er die Schatulle aus seinem Kittel nahm und sich die Lederschnur über den Kopf zog.
»Sammle die Friedfertigkeit um dich, die Edeaemus' Zauber dir geschenkt hat, Xanetia«, wies Bhelliom die Anarae mit Sperbers Stimme an, »und umschließe die Schatulle und meine Essenz mit den Händen, auf daß dein innerer Friede erfülle, was du in den Fingern hältst.«
Xanetia nickte und streckte die leuchtenden Hände aus, um Sperber die Schatulle abzunehmen.
»Sehr gut. Nun schließe die Kindgöttin in die Arme und übergib mich ihr.« Xanetia drückte Aphrael und Sephrenia an sich.
»Ausgezeichnet. Du hast einen wachen Verstand, Xanetia. So ist es sogar noch besser. Aphrael, öffne du nun die Schatulle und nimm mich heraus.« Bhelliom machte eine Pause. Dann fügte er überraschend und in für ihn uncharakteristischer Umgangssprache hinzu: »Keine Tricks! Versuche nicht, mich mit List und deinen sanften Berührungen zu betören!« »Das ist absurd, Weltenschöpfer!«
»Ich kenne dich, Aphrael, und ich weiß, daß du viel gefährlicher bist, als Azash es je war oder Cyrgon es je sein könnte. Wir wollen uns nun beide voll und ganz auf die Heilung deiner Schwester konzentrieren.«
Die Kindgöttin öffnete den Schatullendeckel und nahm die funkelnde Saphirrose heraus. Wie betäubt beobachtete Sperber, daß das gleichmäßige weiße Strahlen Xanetias einen leicht bläulichen Schimmer annahm, als Bhellioms Blühen sich mit ihrem Leuchten vereinte.
»Laß mich nun ihre Wunde berühren, auf daß ich die Verletzung heile, die Zalasta ihr zugefügt hat.«
Sperber war Soldat und verstand viel von Verletzungen. Sein Magen verkrampfte sich, als er die tiefe, klaffende Wunde in der oberen Rundung der linken Brust Sephrenias sah.
Aphrael streckte die Hand aus, die Bhelliom hielt, und berührte damit behutsam die blutende Wunde.
Sephrenia fing blau zu glühen an. Mühsam hob sie den Kopf. »Nein«, sagte sie schwach und wollte Aphraels Hand wegschieben.
Sperber nahm ihre Hände in die seinen und hielt sie fest. »Ist schon gut, kleine Mutter«, log er mit leiser Stimme. »Alles ist gut!«
Die Wunde in Sephrenias Brust hatte sich geschlossen und eine häßliche purpurne Narbe zurückgelassen. Noch während sie beobachteten, setzte die Saphirrose ihr Werk fort. Die Narbe schrumpfte zu einer schmalen weißen Linie zusammen, die allmählich völlig schwand.
Sephrenia fing
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