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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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irgendwie ungemein beruhigend vor.
    »Blick einfach zum Himmel, Sperber«, wies die unbeschreiblich schöne junge Frau ihn an.
    Er hob das Gesicht und sah den oberen Rand des Mondes blaß leuchtend über den Wipfeln erscheinen.
»Du darfst jetzt hinunterschauen.«
    Sie standen etwa zehn Fuß über dem gekräuselten Wasser des Teiches. Sperbers Muskeln spannten sich.
    »Hör sofort auf!« rügte sie ihn. »Entspann dich. Wir vergeuden nur Zeit, wenn ich dich wie ein mit Wasser vollgesogenes Kanu durch die Luft zerren muß.«
    Sperber versuchte es, doch ohne großen Erfolg, obwohl er sicher war, daß seine Augen ihn trogen, denn er spürte festen Boden unter den Füßen. Versuchsweise stampfte er auf – und tatsächlich der Boden war so fest, wie er nur sein konnte. »Das ist bloß für den Anfang«, erklärte die Göttin ihm. »Schon nach kurzer Zeit wirst du es nicht mehr brauchen. Ich muß nur immer Sephrenia …« Ihre Stimme brach, und sie schluchzte auf. »Bitte, reiß dich zusammen, Sperber«, flehte sie ihn an. »Wir müssen uns beeilen. Schau wieder zum Himmel. Wir steigen noch ein wenig höher.« Er spürte gar nichts, kein Rauschen der Luft, und vor allem auch keine Angst in den Eingeweiden. Doch als er wieder in die Tiefe schaute, war die Lichtung mit ihrem verzauberten Teich zu einem Punkt geschrumpft. Die winzigen Lichter Beresas glitzerten aus Miniaturfenstern, und der Mond hatte einen langen, glühenden Pfad über das Tamulische Meer gezogen. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Sie redete immer noch wie Aphrael, doch ihre Stimme und vor allem ihr Aussehen waren völlig anders. Eigenartigerweise vereinte ihr Gesicht Flötes Züge mit denen Danaes; sie war nun die Frau, die irgendwie aus den beiden kleinen Mädchen erwachsen war. Sperber antwortete nicht, sondern stampfte mit einem Fuß auf das feste Nichts unter ihm.
    »Ich werde das nicht aufrechterhalten können, wenn es richtig losgeht!« warnte Aphrael. »Dazu werden wir zu schnell sein. Halte dich einfach an meiner Hand fest, aber verkrampf nicht, damit du mir nicht die Finger brichst!«
    »Dann tu lieber nichts allzu Überraschendes. Werden dir Flügel wachsen?« »Was für ein absurder Gedanke! Ich bin doch kein Vogel, Sperber! Flügel wären mir nur im Wege. So, lehn dich jetzt zurück und entspann dich.« Sie blickte ihn nachdenklich an. »Du hältst dich wirklich gut. Sephrenia würde etwa an diesem Punkt bereits in Panik ausbrechen. Möchtest du lieber sitzen?« »Worauf?«
    »Nicht so wichtig. Vielleicht sollten wir doch besser stehen. Hol jetzt mal tief Luft, dann gehen wir es wieder an.«
    Sperber stellte fest, daß es ihm half, wenn er in die Höhe blickte. Sobald er die Sterne und den soeben aufgegangenen Mond betrachtete, konnte er die schreckliche Leere unter ihnen nicht sehen.
    Nicht das geringste deutete darauf hin, daß sie sich bewegten: Sperber pfiff kein Wind um die Ohren, und sein Umhang flatterte nicht. Er stand hochaufgerichtet, hielt Aphraels Hand und blickte angestrengt auf den Mond, der schwerfällig im Süden zurückblieb.
Plötzlich stieg ein bleiches Leuchten unter ihnen auf.
»Oh, verflixt!« murmelte die Göttin.
    »Was ist passiert?« Sperbers Stimme klang so schrill, daß es ihm selbst auffiel. »Wolken!«
    Er spähte hinunter und erblickte eine Märchenwelt. Im Mondschein glühende weiße Wolken erstreckten sich endlos in alle Richtungen. Ein Gebirge aus luftigem Dunst erhob sich aus einer faltigen, unstofflichen Ebene. Bizarre Gebilde, die Säulen und Burgen ähnelten, standen wie Wachtposten dazwischen. Sperber konnte sich der Faszination dieses Anblicks nicht entziehen. »Wunderschön«, flüsterte er, als die sanfte mondbeschienene Landschaft in ruhigem Fließen unter ihnen vorbeizog. »Vielleicht. Aber ich kann den Erdboden nicht sehen!« »Ich glaube, mir ist es lieber so.«
    »Mir nicht, Sperber. Ich kann nicht erkennen, wo ich bin, und weiß deshalb nicht, wohin ich fliege. Bhelliom kann einen Ort finden, wenn er nur den Namen erfährt. Ich vermag das leider nicht. Ich brauche Orientierungspunkte, doch bei dieser dichten Wolkendecke kann ich sie nicht finden.«
»Warum richtest du dich nicht nach den Sternen?«
»Wa-as?«
    »Das machen die Seeleute auf dem Meer. Die Sterne bewegen sich nicht; deshalb wählen die Schiffer einen bestimmten Stern oder auch ein Sternbild aus und steuern darauf zu.«
    Langes Schweigen setzte ein, während die Wolken unter ihnen sich scheinbar rasch nach hinten bewegten,

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