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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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würden es hassen, Sie jetzt zu verlieren, John. Nicht wenn es sicher ist, so sicher, für uns zu arbeiten. Ich meine, hier erfahren wir die wirklichen Vor- und Nachteile des Heils.«
    Ich ließ ihn auf mich einreden, bis er auf die Uhr schaute. Die ganze Zeit nickte ich und dachte nach und versuchte, an den besten Trick zu denken. Dann entspannte ich mich und vollführte eine Kehrtwendung. Ich machte einige Zugeständnisse bis sein Unbehagen zu groß wurde – ich hielt ihn von einem wichtigen Treffen ab –, und machte eine abschließende Bemerkung.
    »Ich würde mich hier oben nicht wohl fühlen«, sagte ich. »Ich bin mein ganzes Leben lang gefahren. Das will ich nur weitermachen, arbeiten, wo ich am besten hinpasse.«
    »Ihren gegenwärtigen Job behalten?« sagte er und tippte mit seinem Schuh an die Seite seines Schreibtisches.
    »Herrgott, ja«, sagte ich, so dankbar wie nur möglich.
    Dann bat ich ihn um ein Autogramm. Er lächelte sehr breit und gab es mir, Gottes rechte Hand, der zusammen mit Präsidenten gebetet hatte.
     
    Das nächste Mal draußen dachte ich an die unglaubliche Sache, die Charlie Frick mir gesagt hatte. Auf halbem Weg zur Hölle, auf dem Teil der Strecke, den er einst befahren hatte, fuhr ich den Truck auf den Seitenstreifen und ging zurück, die Hände in den Taschen und schielte in die Gesichter. Junge und Alte. Meistens Alte oder Teenager oder Twens. Einige waren eindeutig schlechte Neue… Aber diesmal blickte ich genauer hin, versuchte zu unterscheiden. Und ich sah einige, die eindeutig nicht hierher gehörten.
    Die Toten hingen an den Latten, steckten die Arme hindurch, flehten. Ich ignorierte es, so gut ich konnte. »Du«, sagte ich und deutete auf einen blassen, dünnen Typ mit einem teilnahmslosen Ausdruck. »Warum bist du hier?«
    Sie würden mich nicht anlügen. Das hatte ich in der Stadt erfahren. Die Toten lügen nicht.
    »Ich habe Leute umgebracht«, sagte der Mann in einem hohen Wispern. »Ich habe Kinder getötet.«
    Das bestätigte meine Theorie. Ich hatte gewußt, daß etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Ich deutete auf eine plumpe weißhaarige alte Frau, die jedes der Anzeichen vermissen ließ. »Du. Warum kommst du in die Hölle?«
    Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Weil ich schlecht bin, vermute ich.«
    »Was hast du Schlechtes getan?«
    »Ich weiß nicht!« sagte sie und warf die Hände in die Luft. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich war Bibliothekarin. Als alle diese schrecklichen Leute versuchten, Bücher aus meiner Bibliothek zu nehmen, habe ich mich gewehrt. Ich habe versucht, mit ihnen zu diskutieren… Sie wollten Salinger und Twain und Baum mitnehmen…«
    Ich suchte einen anderen jungen Mann heraus. »Was ist mit dir?«
    »Ich hätte es nie für möglich gehalten«, sagte er. »Auch hatte ich nicht gedacht, daß Gott mich hassen würde.«
    »Was hast du getan?« Diese Leute mußten sich nicht erklären.
    »Ich habe Gott geliebt. Ich liebte Jesus. Aber, mein Gott, ich konnte nicht anders. Ich bin schwul. Ich hatte keine Wahl. Gott würde mich nicht hierher schicken, nur weil ich schwul bin, oder?«
    Ich sprach mit noch einigen anderen, bis ich sicher war, daß ich alle in dieser Ladung herausgefunden hatte. »Du, du, du und du, raus«, sagte ich und hielt das Tor auf. Ich schloß es hinter ihnen wieder und führte sie vom Truck weg. Dann erzählte ich ihnen, was Charles Frick mir erzählt hatte, was er auf der Straße und in den großen Büros erfahren hatte.
    »Niemand ist wirklich sicher, wohin es führt«, sagte ich. »Aber es geht nicht zur Hölle, und es geht nicht zurück zur Erde.«
    »Wohin dann?« fragte die alte Frau wehleidig. Die Hoffnung in ihren Augen brachte mich fast zum Weinen, weil ich nicht sicher war.
    »Vielleicht ist es die Hochstraße«, sagte ich. »Wenigstens ist es eine Chance. Geht ein Stück nach dort drüben, über den Hügel, ich denke, dort gibt es eine Art Spur. Sie ist nicht leicht zu finden, aber wenn ihr sorgfältig Ausschau haltet, ist sie da. Folgt ihr.«
    Der schwule junge Mann nahm meine Hand. Ich dachte, ich müsse zurückweichen, weil ich Homos noch nie gemocht habe. Aber er hielt sie fest und sagte: »Dank dir. Du mußt ein großes Risiko auf dich genommen haben.«
    »Ja. Dank dir«, sagte die Bibliothekarin. »Warum tust du das?«
    Ich hatte gehofft, sie würden nicht fragen. »Als ich ein Kind war, erzählte mir eine der Lehrerinnen in der Sonntagsschule über Jesus, der drei Tage vor

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