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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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allgemein anerkanntesten Theorien der modernen Physik arbeiten.«
    »Nun, sie sind sorgfältig ausgearbeitet«, sagte Frederik.
    »Allerdings, und ich möchte eine weitere hinzufügen. Was ich euch sagen will, wird wahrscheinlich als Scherz ausgelegt werden. Es ist aber keiner. Ich spaße nicht. Ich arbeite jetzt schon seit zwanzig Jahren auf dem Gebiet der Quantenmechanik und bin stets ungewiß gewesen – verzeiht das Wortspiel –, ob ich die Grundsätze der Disziplin, die mir meinen Unterhalt einbringt, akzeptieren kann. Das Dilemma hat mir große Sorgen bereitet. Es hat mich mehr als bloß besorgt gemacht – es bereitete mir schlaflose Nächte, nervöse Erschöpfungszustände und brachte mich soweit, zum Psychiater zu gehen. Nichts von dem, was Frederik ›sorgfältige Ausarbeitungen‹ nennt, konnte mich trösten. So habe ich meinen Einfluß bemüht – und meine Kontakte – und mir einen Vorteil ergaunert. Ich habe mit einem Experiment begonnen. Da ich mit einer Katze oder mit Wigners Freund nicht zufrieden war, habe ich euch alle in das Experiment mit einbezogen, mich selbst eingeschlossen. Letztendlich werden viele andere Leute – bewußte Beobachter – mehr mit einbezogen sein.«
    Oscar lächelte, versuchte sein Lachen zurückzuhalten. »Ich glaube, du bist verrückt geworden, Martin.«
    »Bin ich das? Bin ich das wirklich, mein lieber Oscar? Wenn ich von intellektuellen Erwägungen verrückt gemacht wurde, warum nicht du von ethischen?«
    »Was?« fragte Oscar stirnrunzelnd.
    »Du bist, glaube ich, gerade bei dem Versuch eine Phiole mit dem Etikett DERVM-74 auszumachen.«
    »Wie hast du…?«
    »Weil ich die Phiole gestohlen habe, während ich mich in deinem Labor umsah. Und ich schrieb einige deiner Notizen ab. Nun. Du bist unter Freunden, Oscar. Erzähl uns von DERVM-74. Erzähl es ihnen – oder ich werde es tun.«
    Oscar sah einige Sekunden lang wie ein Fisch auf dem Trockenen aus. »Es ist eingestuft«, sagte er. »Ich weigere mich.«
    »DERVM-74«, sagte Marty, »steht für Dangerous Experimental RhinoVirus, Mutation 74. Oscar hat eine kleine vertragliche Nebenbeschäftigung für die Regierung. Dies ist eine seiner Spielereien. Erzähl uns über die Sache, Oscar.«
    »Du hast die Phiole?«
    »Nicht mehr«, sagte Marty.
    »Du Idiot! Das Virus ist tödlich. Ich war gerade dabei, es zu vernichten, als die Kultur verschwand. Niemand kann damit etwas anfangen!«
    »Wie funktioniert es, Oscar?«
    »Es hat eine langdauernde Vermehrungsperiode – etwa 330 Tage. Viel zu lange für militärische Zwecke. Nach dieser Zeit ist es zu neunundachtzig Prozent tödlich. Es breitet sich durch einfachen Kontakt aus, durch das Atmen der Luft um ein kontaminiertes Objekt herum.« Oscar stand auf. »Ich muß das melden, Martin.«
    »Setz dich.« Marty zog ein zerbrochenes Glasrohr aus seiner Tasche, ein versengtes Etikett war noch darauf angebracht. Er reichte es Oscar, der bleich wurde. »Hier ist mein Beweis. Du bist viel zu spät dran, um das Experiment zu stoppen.«
    »Ist das alles wahr?« fragte Parkes.
    »Das ist die Phiole«, sagte Oscar.
    »Was, zur Hölle, hast du getan?« fragte ich laut.
    Die anderen Radikale waren so still wie kalter Agar-Agar.
    »Ich habe eine Vorrichtung geschaffen, die ein Quantenereignis mißt – in diesem Fall ein Teilchen radioaktives Americum. Für eine kurze Periode setzte ich ein Instrument, das einem Geigerzähler ähnlich ist, den möglichen Effekten des Zerfalls aus. In dieser Zeit standen die Chancen genau fünfzig zu fünfzig, daß ein Kern in Teilchen zerfallen und den Geigerzähler auslösen würde. Würde der Geigerzähler ausgelöst, käme das Virus, welches in dieser Phiole enthalten war, in einem dicht versiegelten Bereich frei. Unmittelbar danach betrat ich den Bereich und eine Stunde später führte ich euch durch denselben Bereich. Dann wurde die Vorrichtung zerstört und alles im Zimmer sterilisiert, einschließlich der Phiole. Wenn das Virus nicht ausgetreten ist, wurde es zusammen mit dem Experimentalgerät vernichtet. Wenn es entwichen ist, haben wir es uns alle zugezogen.«
    »Ist es entwichen?« fragte Fauch.
    »Ich weiß es nicht. Es ist unmöglich, das zu sagen – bis jetzt.«
    »Oscar«, sagte ich, »es ist einen Monat her, seit Marty all dies getan hat. Wir sind allesamt einflußreiche Leute – geben Vorträge, besuchen Tagungen, reisen eine Menge. Wieviele Menschen sind dem Virus potentiell ausgesetzt gewesen?«
    »Es ist sehr ansteckend«, sagte

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